Kinderfreundliches Wandern im Verzascatal
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T1
04:50
16.5km
88m
445m
Jan-Dez
Wer es einmal ins Tessin geschafft hat, kommt am Verzascatal (Val Verzasca) wohl nicht vorbei. Auch uns zieht es immer wieder dorthin und so absolvierten wir bereits zum 2. Mal einen Teil vom Sentiero Verzasca. Der Name Verzasca geht auf „aqua verde“ zurück, was grünes Wasser bedeutet. Und von diesem bekamen wir den ganzen Tag sehr viel zu sehen. Nicht umsonst wird Verzasca auch die Malediven der Schweiz genannt.
Es beginnt schon mit der wirklich spektakulären Postautofahrt hinauf nach Sonogno. Vorbei an der Staumauer vom Lago di Vogorno (berühmt durch den James-Bond-Film „Goldeneye“) erblicken wir links bereits Corippo, das Ziel unserer Wanderung. Dieses gilt als schönstes Tessiner Dorf und ist eines der Highlights der heutigen Tour.
Wir kommen vorbei an Lavertezzo mit der berühmten Römerbrücke, Brione und steigen schließlich in Sonogno aus. Der ganze Wanderweg ist sehr bekannt und so zieht es unzählige andere Wanderer an diesem schönen Tag in diese Gegend. Wir schlendern durch den alten Dorfkern von Sonogno, welches von herrlichen Bergen umgeben ist.
Der Weg führt in einem leichten Bergauf und Bergab immer direkt am Fluss entlang durch Wälder und offene Felder. Er ist nie schwer, sehr gut angelegt und vor allem für Familien unbedingt zu empfehlen.
Immer wieder passierten wir mehr oder weniger intakte Rustici und betrachten fasziniert die Bauweise.
Als wir Brione passieren, werden wir auf die Kügelibahn BoBosco aufmerksam. Eine vorbeikommende Wanderin informiert uns, dass wir die benötigten Holzkugeln (pro Stück CHF 7) auf der anderen Seite des Flusses kaufen können. Wenn diese Info direkt an der ersten Station der Murmelibahn angebracht wäre, würde das wohl viel Ärger bei wandernden Familien sparen. Oder aber man informiert sich vorher im Netz, wo sich die Verkaufsstellen befinden.
Ab hier ist die Wanderung die nächsten 5,5 km ein Selbstläufer! Unser Kinder rennen begeistert von Station zu Station und eine ist kreativer als die andere. Immer wieder machen wir Pause am kristallklaren Fluss, lassen Steine übers Wasser spicken und bestaunen eine der 11 tollen Kügelibahn-Stationen. Auf das Drängen der Kinder kommen wir sogar am nächsten Tag noch einmal wieder und machen den Abschnitt mit der Kügelibahn (Brione-Lavertezzo) gleich noch ein zweites Mal! Da ich immer wieder nach dieser Wanderung gefragt werde, habe ich mittlerweile einen eigenen Bericht darüber geschrieben.
Wir passieren einen perfekten Picknickplatz mit Grillstelle, überdachter Hütte und Tischen direkt am Wasser. Direkt dahinter passieren wir eine Holzbrücke, welche an einem wunderschönen Wasserfall vorbeiführt. Der Herbst erstrahlt in allen nur erdenklichen Farben!
Kurz hinter Brione sehen wir eine kleine Menschenansammlung und erblicken eine kleine Schlange, welche gerade etwas verschlungen hat (klar sichtbar in der Mitte des Körpers) und sich nun langsam durch die Gegend schlängelt. Unser Jüngster behauptet, dass er sie aus der Waldspielgruppe kennt, sie total harmlos ist und er solch eine schon mal in der Hand hatte – aber keiner wagt sich, diese These zu verifizieren:-) Ein späterer Fotoabgleich im Internet lässt eine Aspisviper vermuten, welche giftiger als eine Kreuzotter ist, aber meist nicht tödlich.
Wir laufen weiter entlang des einfachen Wanderwegs immer wieder unterbrochen, um an einer der fantasievollen Kügelibahnen zu stoppen oder näher ans Wasser zu gehen.
Je mehr wir uns Lavertezzo nähern, umso bevölkerter wird der Wanderweg. Bei schönem Wetter ist hier unheimlich viel los – auch unterhalb der Woche ist man hier nie alleine.
Und dann endlich kommen wir zum Höhepunkt der Wanderung und auch wohl des ganzen Val Verzascas – der Römerbrücke Ponta dei Salti. Ich war hier vor ca. 15 Jahren bereits einmal für einen Tauchausflug (bitterkaltes Wasser mit toller Sicht) und dieser Ort ist immer wieder faszinierend. Natürlich ist an solch einem schönen Tag unheimlich viel los. Im Sommer kann man hier den Brückenspringern zuschauen, welche mutig von der 14 m hohen Brücke in die Verzasca springen. Um die Schönheit dieses Ortes genießen zu können, ist eine Übernachtung in Lavertezzo oder einem nahegelegenen Dörfchen empfehlenswert, um morgens oder abends den Massen zu entkommen.
Während der Rest der Familie hier ins Postauto steigt, gehe ich noch eine weitere Stunde weiter der Verzasca entlang Richtung Corippo. Oft schon habe ich das Dorf aus dem Busfenster bewundert, aber es noch nie hierhergeschafft.
Regelrecht berühmt wurde es 2018. Corippo ist zu einem Geisterdorf geworden ist und die Zahl der 300 Bewohnern (aus dem Jahr 1850) auf mittlerweile 12 geschrumpft. Um eine weitere Abwanderung zu verhindern, soll das ganze Dorf zu einem Hotel werden. Aktuell gibt es jedoch nur eine fertiggestellte Ferienwohnung im Dorf und das Budget für die restlichen Umbauen muss noch gesichert werden.
Nach einem sehr steilen Aufstieg hat man das Bilderbuchdorf erreicht und hat das Gefühl, durch ein Museum zu wandern. Die Zeit scheint komplett stillzustehen und überall sieht es so aus, als ob die Bewohner das Dorf Hals über Kopf verlassen haben. Fast möchte man meinen, dass alles noch bewohnt ist. Ich kann aber nur bei 2 Häusern Rauch sehen und der Rest scheint verlassen. Überall hängen alte Werkzeuge dekorativ an den Wänden. Jedes Haus ist anders, hinter jeder Ecke versteckt sich eine Überraschung und ein weiteres verwinkeltes Gässchen. Wer in dieser Gegend ist, sollte sich dieses Dörfchen auf keinen Fall entgehen lassen.
Der Abstieg ist unspektakulär und bereits nach 15 Minuten erreicht man die Bushaltestelle, welche einen Richtung Tenero/Locarno bringt.
ECKDATEN
Dauer | 5 Stunden |
Länge | 16.5 km |
Höhenunterschied | ↗ 88m ↘ 445m |
Schwierigkeit | Leicht, T1 |
Lage | Kanton Tessin |
Genaue Route | Sonogno – Brione – Lavertezzo – Corippo |
Tour durchgeführt im | September 2020 |
Geeignet für Kinder | Ab ca. 3 Jahren. Der Weg ist nie schwierig und kann gut durchs Postauto verkürzt werden. Die gesamte Strecke nicht für Kinder zu empfehlen, da zu lang. |
Geeignet für Kinderwagen | Nein, außer man schiebt größtenteils auf der Fahrstrasse |
Geeignet für Hunde | Ja |
Buchempfehlung | Wandern Tessin: Lago Maggiore, Luganer See und Comer See |