
Makadi Bay (Ägypten)
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Lange warteten wir als tauchende Eltern darauf, dass beide Kinder das 10. Lebensjahr erreichen und Interesse fürs Tauchen entwickeln. Während unser ältester Sohn bereits vor ein paar Jahren seinen Tauchschein absolviert hatte, hofften wir nun, dass auch sein Bruder unsere Leidenschaft teilen wird und den Schein machen möchte. So buchten wir voller Vorfreude eine Fernreise nach Malaysia für den Frühling 2020, um in Sipadan zu tauchen. Wie bei jedem anderen durchkreuzte jedoch Corona unsere Pläne und wir wurden stattdessen mit Homeoffice und Homeschooling beglückt.
Vorbereitungen für unsere Tauchreise nach Makadi Bay
Nachdem wir bei jeden weiteren Schulferien auf eine Reisemöglichkeit hofften, ergab sich dann tatsächlich über Weihnachten 2020 ein mögliches Zeitfenster. Wie viele andere waren wir auch hin- und hergerissen, ob eine Reise im Zeitalter von Corona sinnvoll und vertretbar sei. Da die Situation sich wöchentlich änderte, entschieden wir uns erst 7 Tage vor Abflug, die Reise zu buchen und einen PCR-Test mit der ganzen Familie zu machen. Dieser schlug mit 650 Franken ordentlich aufs Urlaubsbudget, war uns aber sicherer, als in Hurghada bei der Einreise am Flughafen einen zu machen (Gesamtkosten vor Ort für 4 Personen: 120 US$).
Erleichtert hielten wir die (negativen) Testergebnisse in der Hand und glaubten mit näherrückendem Abflugdatum, dass es wirklich klappen könnte. Wir entschieden uns, den lokalen Tauchshop in dieser Krisenzeit zu unterstützen und besorgten noch einen 4. Lungenautomat und einen kuscheligen Tauchanzug für unseren Jüngsten. Für den Ältesten mieteten wir einen 5-mm-Anzug, da wir oft bei Tauchschulen vor Ort die richtigen Kindergrössen nicht bekamen oder sehr alte, kaputte Anzuge zum Leihen erhielten.
Anreise nach Ägypten während Coronazeiten
Der Flughafen Zürich war fast menschenleer und nur an einigen Schaltern standen die Passagiere zum Einchecken an. Wir sollten bereits 3 Stunden vor Abflug vor Ort sein und warteten dann geduldig mit dem passenden Abstand am Check-In. Der Flieger der Fluggesellschaft Air Cairo war bis auf den letzten Platz ausgebucht und bot einen Direktflug von Zürich nach Hurghada. Dies war für uns der einzig unangenehme Teil der Reise, da man doch zusammengepfercht 4 Stunden neben Fremden sitzt. Auf dem Hinflug wurden wir sogar mit einem leckren Snack und Getränken verpflegt, womit wir zu Coronazeiten gar nicht gerechnet hatten.
In Hurghada angekommen durften Passagiere mit negativem Testergebnis sofort aussteigen und sich zum Flughafengebäude begeben. Auch hier absolute Leere – insgesamt haben wir 4 Flieger am Boden gesehen. Der Transfer zum Hotel klappte wie immer problemlos und wir hatten das Sammeltaxi ganz für uns alleine. Unser Reiseleiter erzählte, dass wir die ersten deutschsprachigen Gäste für ihn in diesem Jahr seien und sie sich über jeden Ankommenden freuen würden. Wir erreichten Makadi Bay, welches hochgesichert ist und einem ein mulmiges Gefühl gibt. Im Hotel Jaz Makadi Star & Spa angekommen, wurden wir mit einem Begrüssungsdrink willkommen geheissen. Das Hotel war wie ausgestorben und im Laufe der 2 Wochen war das Hotel mit maximal 50 Gästen/Tag belegt. Aktuell durfte das Hotel nur 50% der Betten belegen.


Das Familienzimmer – ein Reinfall
Wir erhielten unser gebuchtes Familienzimmer und waren geschockt, als wir sahen, was uns angeboten wurde. Während für die Erwachsenen ein wunderbares großes, weiches Doppelbett im Raum stand, gab es für die Kinder 2 Möbelstücke (Betten kann man das nicht nennen), auf denen 2 steinharte Matratzen lagen, welche ca. 1,60 m lang waren. Unser 13-jähriger 1,70m großer Teenager passte somit nicht ins Bett. Das Hotel stellte uns sofort einen Ersatz zur Verfügung – ein Klappbett mit einer anderen Matratze, welche die gleiche Länge hatte. Es war zum Verzweifeln… Mittlerweile war es 2 Uhr morgens, wir waren alle müde und hatten keine ordentlichen Betten für uns alle. Die Kinder verbrachten notgedrungen eine unangenehme Nacht und klagten über Rückenschmerzen am nächsten Morgen. Es ist uns ein Rätsel, wie ein Hotel diese Art von Betten für Kinder anbieten kann. Auch Gespräche am nächsten Morgen mit der Guest Relationship Managerin aus Deutschland brachten keinen Erfolg. Das Management dieses leer stehenden Hotels hatte keinerlei Verständnis für unseren Wunsch nach 4 normalen Betten, welche wir ja auch gebucht und bezahlt hatten und bot uns keine Lösung an. Somit mussten wir notgedrungen vor Ort ein DZ für CHF1000 extra dazu buchen, damit die Kinder ein Bett zum Schlafen hatten. Immerhin erhielten wir als Upgrade 2 Zimmer mit Poolblick.
Von der Zimmersituation abgesehen war das Hotel eine sehr gute Wahl und ist empfehlenswert (halt nicht das Familienzimmer). Es ist im Vergleich zu anderen Hotels eher klein, ca. 600m vom Strand entfernt, hat einen großen Pool (der aber wegen der geringen Anzahl an Gästen nicht beheizt wurde) und wirklich sehr leckeres Essen. Auch die Angestellten waren alle top und freundlich, so dass wir unseren Aufenthalt sehr genossen.


Endlich geht es los mit dem Tauchen
Fürs Tauchen hatten wir uns für die italienische Tauchschule iDive entschieden, welche ca. 20 Minuten zu Fuß vom Hotel zu erreichen war. Vor Ort gab es noch eine Filiale der Extra-Divers, welche auch in ca. 20 Minuten zu erreichen gewesen wäre und eine hoteleigene Tauchschlue, welche jedoch coronabedingt geschlossen war. Somit gab es vor und nach dem Tauchen immer einen tollen Spaziergang am fast menschenleeren Strand entlang, um zur Tauchschule zu gelangen. iDive ist in der Hotelanlage vom Hotel Arabesque gelegen, hat ein eigenes Hausriff und einen Steg, an welchem die Schiffe ankern. Die Tauchschule kann bis zu 200 Gäste pro Tag versorgen und besitzt 180 Komplett-Sets an Leihausrüstungen. Carlo, der Besitzer der Tauchschule, ist Marinebiologe und begnadeter Unterwasserfotograf. Er hat sämtliche Unterwasserfotos für diesen Bericht zur Verfügung gestellt. Professionell schmeisst er den Laden und begeistert die Gäste mit seiner lockeren Art, seinem Wissen über die Unterwasserwelt und seiner Begeisterung fürs Tauchen. Wir hätten ihm stundenlang zuhören können, da er Geschichten aus aller Welt zu erzählen hatte. Jeder Gast wurde herzlich begrüsst und in die iDive-Familie aufgenommen. Unser jüngster Sohn konnte bereits am nächsten Tag mit seinem Tauchkurs bei Mohamed beginnen, welcher fliessend Deutsch sprach und eine Engelsgeduld hatte.

Das Hausriff von iDive ist traumhaft



Los gehts mit dem Navigieren





Endlich gehts aufs Schiff






Den Kindern gefällt die Oberflächenpause am Besten
An einem Tag waren genügend Gäste anwesend, damit das größere Schiff auslaufen konnte und es wurden 2 Tauchgänge am Vormittag angeboten. Die Kinder waren sehr aufgeregt und erkundeten das ganze Schiff. Die Fahrt zum ersten Tauchplatz (Sharm El Arab) dauerte ca. 30 Minuten und wir fuhren zuerst an den typischen Hotellandschaften vorbei. Später sahen wir nur noch Wüstenlandschaften, welche bis direkt ans Meer reichten. Dieser Tauchgang wird uns lange in Erinnerung bleiben, war es doch unser erster richtiger Tauchgang zu viert. Beide Kinder hielten sich vorbildlich an unsere Anweisungen, nah bei uns in der Nàhe zu tauchen und waren der perfekte Buddy. Sie waren immer in Reichweite, so dass wir vor allem unseren Jüngsten helfen konnten, wenn er Tarierungsprobleme hatte. Es war faszinierend, die Unterwasserwelt nochmal mit seinen Augen kennenzulernen, denn voller Begeisterung zeigte er uns alles, was er sah, wollte pausenlos mit uns kommunizieren und dachte sich neue Zeichen und auch Geräusche aus, da ihm die existierenden Handzeichen nicht ausreichten. Am Ende vom Tauchgang schwammen wir sogar in eine kleine Höhle rein, welche nach oben geöffnet war und bewunderten das Spiel von Licht und Schatten, welches jeder Taucher wohl kennt.
Nach dem Tauchgang gab es eine einstündige Oberflächenpause, die von den Kindern auf dem Schiff ausgiebig genutzt wurde, mit den Guides waghalsig ins Wasser zu springen. Wie für alle Kinder war dies wohl der beste Teil vom ganzen Ausflug! Der zweite Tauchgang fand dann direkt daneben in Torfa statt.






Wenn die Theorie leichter als die Praxis fällt
Jeden Morgen besuchten wir die Tauchschule, um uns die Theorie-Videos anzuschauen, das Buch durchzugehen und Fragen zu beantworten. Die Theorie ist für 10-jährige Kinder wirklich anspruchsvoll, da sie eine unheimlich große Menge an Wissen aufnehmen müssen, dieses vor allem verstehen müssen und sich auch der potentiellen Gefahren beim Tauchen bewusst werden müssen. Beiden Kindern ist dies sicherlich nicht leichtgefallen und bedarf einer starken Motivation, um sich damit freiwillig in den Schulferien zu beschäftigen. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Kinder Wissen aneignen, da man als Elternteil ja beim Schulunterricht nicht teilnimmt. So fiel unserem Sohn der Theorieteil wesentlich leichter als die Praxis. Wie viele hatte er unter Wasser mit dem Ausblasen und Abnehmen der Maske zu kämpfen und durfte/musste das stundenlang mit uns üben, bis der Tauchlehrer zufrieden war. Alle anderen Übungen fielen ihm jedoch sehr leicht.






Endlich zu viert am Hausriff


















