El Quseir (Ägypten)

El Quseir (Ägypten)

Familien-Tauchurlaub als Wiederholungstäter

Nachdem beide Kinder in den vergangenen Jahren ihren Junior Open Water gemacht haben, müssen wir bei der Wahl der Ferien im Oktober 2021 gar nicht lange überlegen – wir gehen tauchen (sofern es Corona zulässt). Nachdem die meisten Länder wieder Touristen ins Land lassen und die Einreiseregelungen gelockert wurden, stellt sich die Hin- und Rückreise nach Ägypten als relativ unkompliziert da. Eingereist wird mit einem PCR-Test oder Covid-Zertifikat und bei der Rückreise in die Schweiz benötigt man gar keinen Nachweis. Unsere deutschen Nachbarn hingegen müssen auch bei der Rückreise einen Test nachweisen (wird vom Hotel organisiert) oder ein Zertifikat. 

Wohin soll die Reise gehen?

Da am Wochenende nur Hurghada direkt von Zürich aus angeflogen wird, entscheiden wir uns für einen Flug mit Edelweiss Air und eine Weiterreise nach El Quseir. Wichtig für uns bei der Auswahl des Hotels waren ein tolles Hausriff, eine Tauchschule mit einem sehr guten Ruf und einer direkten Strandlage. Bereits mehrmals hatte ich vom Hotel Utopia Beach Club gelesen mit der angrenzenden Tauchschule der Euro-Divers, so dass unsere Wahl darauf fiel.  

Vom Flughafen in Hurghada haben wir einen gut zweistündigen Transfer nach El Quseir. 

Anreise nach El Quseir

Die schweizerische Ferienfluggesellschaft „Edelweiss Air“ befördert uns nach Hurghada. Diese gehört zur Swiss und macht einen sehr guten Eindruck auf uns. Wir werden sogar mit einem kleinen Frühstück versorgt. Zusätzlich kann man auf seinem eigenen Gerät mittels eines einzuscannenden QR-Codes das Board-Entertainment-Programm nutzen, welches neben Filme, Serien, Podcasts auch Spiele anbietet. 

Bei der Einreise nach Ägypten wird mittlerweile das Touristenvisum wieder verrechnet (im Dezember 2020 mussten wir nichts zahlen, da Ägypten den Tourismus wieder ankurbeln wollte). Dieses Mal zahlen wir 136 Euro für 4 Personen – angeblich kommt auf die 25 Euro Visumsgebühr noch eine Flughafengebühr oben drauf. 

Utopia Beach Club

Das Utopia Beach Club Hotel ist ein in die Jahre gekommenes Hotel, welches notdürftig repariert wird. Ganz klar kommt man nicht wegen des Hotels hierher, sondern wegen des Hausriffs und der Tauchschule. Bei unserer Ankunft wurde uns ein ziemliches Horrorzimmer gezeigt (wir hatten ein Familienzimmer mit 2 Schlafzimmern gebucht, von welchem das Schlafzimmer für die Kinder nicht mal ein Fenster hatte). Der Blick von unserer gebuchten Kategorie „Meerblick“ ging auf eine Betonwand. Zeitgleich wurde uns aber ein kostenloses Upgrade auf einen Deluxe-Raum angeboten, allerdings dann nur noch mit 1 Schlafzimmer. Uns wurde allerdings ein Zimmer direkt am Strand angeboten – wow, das hatten wir noch nie. Nach weiteren 2-stündigen Diskussionen, dass doch bitte auch noch normale Matratzen für die Betten der Kinder organisiert werden sollen (die ursprünglichen waren steinhart), konnten wir den Urlaub beginnen. 

Leider stellten sich bei uns allen nach ca. einer Woche massive Rückenschmerzen von den Matratzen ein – ein schwieriges Unterfangen, wenn man 15 Nächte übernachtet. Dies haben wir aber immer wieder in Ägypten erlebt und gehört wohl leider zum Urlaub dort dazu. 

Das Hotel bietet mehrere Pools, 3 Wasserrutschen für Kinder (die auf dem Prospekt schöner aussehen als sie in Wirklichkeit sind) und einen Strandabschnitt. Dort kann man einen Sonnenschirm für den kompletten Aufenthalt reservieren, welche dann mit roten Fähnchen markiert werden. Für Gäste ohne reservierte Sonnenschirme stehen ca. 20 Liegen zur Verfügung, welche unter einem Sonnenschutz beim Bocciaplatz aufgestellt sind. 

Die Hotelanlage ist wunderschön angelegt und sehr verwinkelt. Man kommt sich kaum wie in einem Hotelbunker vor und entdeckt immer wieder schöne Details. 

Das Essen wird in einem Restaurant angeboten, welches ca. 200 Sitzplätze für 600 Gäste bietet. Klar im Vorteil ist der Gast, der bereits ein paar Minuten vor Beginn der Essenszeit vor Ort ist, um einen Tisch zu ergattern. Keine Ahnung, warum dort nicht mehr Tische zur Verfügung gestellt werden. Auch das Büffet ist sehr klein, so dass man ständig überall anstehen muss. Leider schafft es das Hotel nicht, das Essen warmzuhalten, so dass man meist nur lauwarmes Essen auf dem Teller hat. Das Essen war gut, abwechslungsreich und immer ausreichend, aber nach einer Weile hatte man es echt gesehen – das haben andere Hotels besser drauf!

Wie üblich gibt es auch in diesem Hotel ein Animationsteam, welches die Gäste vor allem abends zu Schlafenszeiten bis ca. 22:30 lautstark bis ins Zimmer mit ihrer Musik beschallt. Wer sich die Shows nicht antun möchte, dem sei ein Zimmer weit entfernt von der Sunset Bar empfohlen, sofern man das auswählen kann. Tagsüber werden diverse sportliche Aktivitäten wie Aquagym, Zumba, Volleyball oder Boccia angeboten. Zudem gibt es Kinderbetreuung für die jüngeren Gäste. 

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Euro Divers

Euro Divers ist eine etablierte Tauchschule unter deutscher Führung. Wir treffen sehr viele Stammgäste an und der Slogan „Tauchen unter Freunden“ trifft hier völlig zu. Man merkt, dass es sich hierbei um ein wirklich eingespieltes Team handelt, welches alles perfekt im Griff hat.

Wir werden freundlich beim Check-In begrüsst und füllen die notwendigen Formulare aus. Für die Kinder bekommen wir die notwendige Leihausrüstung, welche in einem tadellosen Zustand ist. Sowohl Anzüge als auch Tarierjackets sehen sehr gut aus und werden wohl regelmäßig ersetzt. 

Jeder Taucher erhält eine Kiste für den Zeitraum des Urlaubs und sogar zwei personalisierte Bügel – was für eine coole Idee. So findet man mit Sicherheit seinen Anzug und sein Jacket am nächsten Morgen.  

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Woche 1: Traumhafte Tauchbedingungen -28° C und wenig Strömung

Das Hausriff teilt sich in 2 Abschnitte auf. Der nördliche Teil wird mit einem Pickup angefahren und bringt einen in ca. 1 Minute zum Einstieg. Dort wartet auch das Zodiak, welches uns zum Nord- oder Südriff bringt. Um zum Hausriff Süd zu gelangen, läuft man ca. 100 Meter über den Strand an den Sonnenliegen vorbei und gelangt so zum Einstieg. Bei Bedarf helfen einen die Angestellten, die Flasche zum Einstieg zu bringen.

Beim ersten Tauchgang absolvieren wir einen Check-Tauchgang mit einem der Guides. Wir zeigen die 2 wichtigsten Skills – Maske ausblasen und Regulator wiedererlangen. Danach sind wir bereits für unseren ersten Hausriff-Tauchgang. Das Riff eignet sich perfekt für Anfänger oder auch Kinder, da man langsam an Tiefe gewinnt und selber entscheiden kann, auf welcher Tiefe man tauchen möchte. Da das Riff bis zu 1 m unter der Wasseroberfläche reicht, kann ich ganz entspannt mit unserem jüngsten auf 10 Metern tauchen, während mein Mann mit unserem ältesten Sohn etwas tiefer gehen kann. 

Die Eingänge beider Hausriffs sind mit Seilen markiert, welche über dem Sand verlegt sind. Somit gelangen wir ganz entspannt zum Riff, was vor allem bei schlechterer Sicht sehr hilfreich ist. Beim Südriff ist außerdem noch eine Abzweigung durch einen kleinen Canyon markiert.

Das Hausriff bietet alles, was das Taucherherz begehrt. Blaupunktrochten, Muränen, Glasfische, Schildkröten, Rotfeuerfische, Nacktschnecken, Steinfische, Scorpionfische und Tintenfische. Obwohl wir jeder ca. 10-15 Tauchgänge am Hausriff absolvieren, gleicht keiner dem anderen und wir entdeckten immer wieder etwas Neues.

Während unserer Zeit zwischen Mitte bis Ende Oktober finden wir Wassertemperaturen von 27-28 Grad und Lufttemperaturen von bis zu 35 Grad. Wir sind bereits früher im Oktober in Ägypten gewesen, haben es aber noch nie so warm erlebt.

Tauchen mit Delfinen am Hausriff

Das Highlight für uns alle ist ein Tauchgang, bei dem wir mit Delfinen tauchen. Immer wieder erzählen andere Taucher von ihrem Glück. Auch wir hören die Delfine bei einigen Tauchgängen, bekommen sie jedoch nie zu Gesicht.

Und dann plötzlich am Nordriff können wir unser Glück fast nicht fassen – eine Gruppe von 5 Delfinen, davon 2 kleinen, kommt genau an uns vorbei. Einer von ihnen taucht sogar noch auf uns zu und schaut uns direkt in die Augen. Unser Herz pocht ganz wild, während sich dieser Augenblick für immer in unserem Gedächtnis festsetzt.

Woche 2: Der Wind frischt auf

Wir lernen vor Ort, dass das Utopia Hausriff häufig von Winden heimgesucht wird. Dies hängt von den Mondphasen ab (starker Wind und Strömung bei Vollmond) und so haben wir das Pech, dass wir 4 Tage fast nicht tauchen können. Starker Wind und hohen Wellen wirbeln das Hausriff durcheinander. Man spürt die Brandung und Wellen bis auf 10 Meter und das Riff ist komplett versandet. Zudem verschlechtert sich die Sicht auf maximal 10 Meter.

Das Schnorcheln am Hausriff ist fast so gut wie das Tauchen

Sofern es das Wetter zulässt, verbringen wir unsere tauchfreie Zeit schnorchelnd vor dem Utopia-Strand. Wow – das habe ich bisher selten so nah am Strand gesehen. Fast alle Tiere, welche wir beim Tauchen vor die Maske bekommen, sind auch beim Schnorcheln zu sehen. Sogar Muränen und Blaupunktrochen wagen sich ins flache Wasser. Wer also Mitreisende hat, die nicht tauchen, braucht sich um diese keine Gedanken machen, da sie ein spektakuläres Hausriff auch zum Schnorcheln vorfinden werden.

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Boots-Tauchgänge am Dolphin House/Shaab Samaday

Angelockt von einem Aushang am schwarzen Brett schreiben wir uns für einen Tagesausflug zum Dolphin Houseein. Wir werden ca. 75 Minuten mit dem Bus zum Liegeplatz eines Boots fahren und von dort weitere 60 Minuten bis zum Tauchplatz Shaab Samaday. Dieser Tauchplatz ist ein von den ägypten Behörden geschütztes Gebiet. Jeder der täglich 200 erlaubten Gäste muss angemeldet werden und vorm Ablegen erscheint ein Kontrolleur an Bord, der die Teilnehmer zählt. 

Wir sind heute mit der Prince Ahmed unterwegs – ein typisches ägyptisches Tagesboot für Tauchfahrten. Im unteren Deck befindet sich Platz für die Flaschen, Ausrüstung und der Aufenthaltsraum neben einer kleinen Küche. Auf dem oberen Sonnendeck hat es Sitzgelegenheiten und auch den Platz für den Kapitän, um von dort das Boot zu fahren. Die Crew ist sehr freundlich und hilfsbereit und immer zu Spässen aufgelegt.

Dolphin House ist ein Riff in Form eines langgezogenen Hufeisens. Getaucht wird am Aussenriff, während die Schnorchler im inneren Teil des Riffs ins Wasser gehen dürfen. Dort sind 2 Bojenlinien aufgebaut – bis zur ersten dürfen die Schlauchboote fahren und bis zur zweiten die Schnorchler im Wasser. Vom Guide wird sehr strikt kontrolliert, dass sich alle an diese Regeln halten. So haben die Delfine einen Rückzugsort und können zu den Schnorchlern kommen.

Direkt nach unserer Ankunft starten wir den ersten Tauchgang und unser Tauchguide erwähnt, dass hier Weissspitzen-Riffhaie anzutreffen sind. Da bisher keines unserer Kinder einen Hai beim Tauchen gesehen hat, sind sie dementsprechend aufgeregt. Der Tauchplatz eignet sich sehr gut für Anfänger, da das Riff bereits knapp unter der Wasseroberfläche beginnt. Unterm Ankerplatz finden wir eine Wassertiefe von ca. 10 Metern vor. Wer möchte, kann bis auf 18 Meter zum Meeresboden abtauchen. Erfahrene Taucher nimmt der Guide in eine kleine Höhle rein, welche auf 5 Metern startet und in ca. 2 Minuten durchtaucht werden kann. Die Höhle hat zahlreiche Öffnungen zur Oberfläche, so dass hier immer genügend Licht einfällt. Währenddessen tauche ich mit unserem Jüngsten außen am Riff weiter und treffe den Rest der Gruppe am Ausgang der Höhle. Und tatsächlich finden wir einen Weissspitzen-Riffhai, der unter einer Tafelkoralle ruht. Um zum Schiff zurückzugelangen, müssen wir das letzte Stück vom Tauchgang gegen Strömung ankämpfen – eine perfekte Übung für unsere Tauchanfänger, um die ersten Erfahrungen mit Strömungstauchgängen zu sammeln.

Nachdem wir wieder auf dem Boot angekommen sind, informiert uns der Schnorchelguide, dass jetzt unsere Zeit mit den Delfinen kommen würde. Wir fahren mit dem Schlauchboot zur ersten Bojenlinie und beobachten die Tiere von der Oberfläche. Als sie nah genug am Boot sind, gleiten wir ins Wasser und nähern uns ihnen langsam. Nach ca. 2 Minuten bekommen wir eine Gruppe von ungefähr 10 Delfinen mit 2 kleinen zu Gesicht. Das Wasser ist glasklar und die Gruppe gleitet elegant vor unseren Augen durchs Wasser. Auch wenn das Erlebnis nur ca. 20 Sekunden dauert, ist es doch unbeschreiblich und einmalig!

Wir absolvieren einen 2. Tauchgang und umrunden mehrere Pinacles. Während auch dies ein schöner Tauchgang ist, suchen wir doch die ganze Zeit nach Delfinen unter Wasser – jedoch ohne Erfolg.

Nach Beendigung des Tauchgangs vergnügen sich alle Kinder an Bord mit einem der Guides und springen übermütig ins Wasser. Für unsere Kinder ist dies immer das Highlight eines Bootsausfluges und sie quietschen vergnügt. Es folgt das Mittagessen, welches wie immer köstlich ist und auch meist besser mundet als das Büffet-Essen im Hotel. Bereits kurz nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Rückweg, da alle Boote bis 14 Uhr das Gebiet verlassen müssen.

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Joggen

Wer gerne joggen geht, sollte unbedingt seine Joggingschuhe mitnehmen. Auf beiden Seiten des Hotels bieten sich Joggingstrecken an. Diese gehen größtenteils durch Wüste und da die Strecken häufig von Squads befahren werden, gibt es einige kleine Strässchen, die auf festerem Sand verlaufen. So vermeidet man, dass man die ganze Zeit im Sand einsinkt. Während ich anfangs am Morgen um 06:30 loslief, um der Sonne zu entkommen, wechselte ich bald auf den späten Abend kurz vor Sonnenuntergang. Dies ist von den Temperaturen her viel angenehmer und bescherte mir und meinem Sohn tolle Sonnenuntergänge. Wer sich für Lost Places interessiert, dem sei der Weg rechts aus dem Hotel raus (Richtung Süden) zu empfehlen. Nach ca. 3 Kilometern findet man die verlassenen Hotel „Cinderella Beach“ – unbedingt empfehlenswert!

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Mein Fazit

Eines der für mich schönsten Hausriffe in Ägypten, welches perfekt für eine tauchende Familie geeignet ist. Auch mitreisende Schnorchler kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Tauchschule Euro-Divers ist uneingeschränkt zu empfehlen und wird professionell geführt. Wer vorrangig bucht und bezahlt, erhält einen 10%igen Discount. Zudem wird Nitrox kostenlos angeboten, so dass unserer ältester Sohn auch gleich die Gelegenheit genutzt hat, einen Nitrox-Kurs zu absolvieren und mit uns mit Nitrox zu tauchen. 

Das Hotel kann mit anderen von uns besuchten Hotels nicht mithalten, bekommt aber eine gute Bewertung von uns. Aber wir waren ja zum Tauchen hier, so dass wir an das Hotel nicht die allerhöchsten Ansprüche haben. 

Die Anreise gestaltet sich durch die neu gebaute Schnellstrasse vom Flughafen Hurghada her mit 2 Stunden als akzeptabel. Wenn möglich, empfiehlt sich eine Anreise vom Flughafen Marsa Alam, welcher näher am Utopia liegt. 

Alle Unterwasserfotos wurden mir mit freundlicher Genehmigung vom Team von Euro-Divers zur Verfügung gestellt. 

Und wer jetzt gleich auch seinen Urlaub planen möchte, kann direkt hier das Hotel buchen.

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