Nach einem eher wolkenverhangenen Sonnenaufgang wählen wir die Alternativroute zum Rifugio Dibona für den Abstieg, da wir die Lagazuoi-Tunnel bereits in der Woche davor besichtigt hatten. Auf einem entspannten Höhenweg erreichen wir die Dibona-Hütte. Von dort führt jedoch leider ein schrecklicher Wanderweg zur Passstrasse und ein unglaublich steiler Anstieg hoch zum Rifugio Cinque Torri. Am Nachmittag besichtige ich die Cinque-Torri und das Freiluftmuseum ausgiebig.
Ich hatte die Lagazuoi-Hütte gebucht, da sie für ihre unglaublichen Sonnenauf- und -untergänge bekannt ist. Leider bleibt uns beides aufgrund des Wetters verwehrt. Nachdem wir früh am Morgen um 5 vom Wecker einer Mitbewohnerin geweckt wurden (die dann auch noch eine halbe Stunde im Bett liegen geblieben ist – grrr), stand ich auf und ging kurz raus. Für einen kurzen Moment war am Horizont der Aufgang zu sehen, dann aber trieb uns der Wind und die Kälte wieder in die Hütte. Das Frühstück startet auf der Hütte bereits um 06:30 Uhr und für meine Familie war es das beste Frühstück der ganzen Tour. Wir lieben süsse Sachen zum Frühstück und es gab unzählige davon in grosser Auswahl auf der Hütte. Ausserdem wurde auch noch Rührei mit Speck vorbeigebracht, so dass wir erstmal ausgiebig schlemmten.
Als wir dann gegen 8 Uhr aufbrachen, hatten sich die Wolken verzogen und uns empfing ein strahlendblauer Himmel. Wie gemein, den hätten wir 2 Stunden vorher beim Sonnenaufgang gebrauchen können…
Die meisten der Hüttenbesucher nahmen am Morgen die Seilbahn ins Tal (einige von ihnen waren auch keine Wanderer). Die Wettervorhersage war nicht allzu gut – uns störte das natürlich nicht und an diesem Tag passte das Wetter sowieso nicht zur Vorhersage. Von der Lagazuoi-Hütte gibt es mehrere Varianten rüber zu den Cinque Torri:
Der lohnenswerte Lagazuoi-Tunnel (Helm und Lampe Pflicht, Klettersteigset bei jüngeren Kindern und Anfängern empfehlenswert, kann alles gemietet werden)
Abstieg zur Forcella Travenanzes, dann zum Passo Falzarego, dann Aufstieg zur Averauhütte
Abstieg zum Col dei Bos ins Val Falzarego und zur Passtrasse
Der Alternativweg rüber zur Dibonahütte, dann Abstieg und steiler Aufstieg zur Cinque Torri Hütte.
Da wir den Tunnel bereits in der Vorwoche besichtigt hatten, gerne einen neuen Weg ausprobieren und auch gerne in einer Hütte Mittagessen, hatte ich mich für die Variante 4 entschieden. Im Nachhinein bereuen wir diese Entscheidung, da der Abstieg (Weg 442) von der Dibonahütte zur Passstrasse wirklich ganz schrecklich war. Ich würde jeden anderen Weg bevorzugen und auch dir empfehlen.
Tipp: Wer zum Passo Falzarego absteigt, kann sein Gepäck mit der Seilbahn nach unten transportieren lassen und dort wieder abholen. Wenn du den Tunnel im Abstieg besichtigst, würde ich das sogar stark empfehlen, da der Abstieg über die grossen Stufen mit einem schweren Rucksack wohl wenig Spass macht.
So stiegen wir wieder den steilen Zickzackweg neben der Skipiste zur Forcella Travenanzes hinab und bogen dann nach rechts in Richtung Forcella Col dei Bos ab. Es folgt ein herrlicher leicht abfallender Wanderweg in einer Gegend, in der man fast niemanden trifft und eine tolle Landschaft antrifft.
An der Forcella dei Bos treffen wir auf Überbleibsel vom Krieg und einer kleinen Ruine. Hier steigen wir in Richtung Rifugio Dibona ab, welches dann am nächsten Wegweiser das erste Mal angeschrieben ist. Wer einen etwas anspruchsvolleren Weg nehmen möchte, nimmt nicht den unteren Höhenweg, sondern bleibt oben und läuft in Richtung Rifugio Pomedes. Wir entscheiden uns dagegen, da das Wetter zu unsicher ist und ausserdem die ganze Zeit Wolken aufziehen (so dass wir eh keinen Blick auf dieser Höhe gehabt hätten).
Von hier führt ein Weg hinab zum Passo Falzarego oder aber ein gemütlicher fast flach verlaufender Höhenweg rüber zur Dibonahütte.
Dieser quert eine riesige Steinlawine, die hier vor Ewigkeiten einmal runtergekommen sein muss – der angelegte Wanderweg ist jedoch sehr gut sichtbar und gut ausgetreten. Wir sehen aber zu, dass wir hier schnell rüberkommen.
Der restliche Weg führt uns durch einen Wald und schliesslich auf einer Fahrstrasse unterhalb der mächtigen Tofana-Türme. Wir hatten uns diese Gegend auch bereits einmal angeschaut, da es hier zahlreiche Klettersteige hat und die Gegend wirklich eindrücklich ausschaut!
Die Hütte ist beim heutigen Wetter nicht allzu stark besucht und wir werden sehr freundlich vom Personal empfangen. Auch hier müssen wir erstmal warten, bis es 12 Uhr ist, damit wir unser Mittagessen bestellen können. Vor der Hütte hat es einen riesigen Parkplatz und mehrere Gruppen von Klettersteiggehern sind unterwegs. Es ist ein Ausgangspunkt für mehrtägige Klettersteigtouren und vielleicht werden wir eines Tages mal wiederkommen. Nach dem feinen Mittagessen laufen wir ein Stück an der Strasse entlang, bevor der Wegweiser zur Strasse abzweigt. Während der Weg anfänglich noch schon angelegt ist und sehr gut zu laufen ist, liegen schon bald die ersten Bäume im Weg und es wird unglaublich rutschig, steil und matschig. Dies hält für die nächste Stunde an und jeder von uns flucht beim Abstieg. Solch einen Wanderweg haben wir bisher in den Dolomiten noch nicht erlebt – alle anderen Wege waren super gepflegt, angelegt oder auch mit Stufen/Holz versehen. Uns kommen noch 2 Wanderer von unten entgegen, die uns mit ihrem Gesichtsausdruck auch keine Hoffnung machen, dass der Weg besser wird. Endlich dann haben wir die Strasse erreicht und lassen uns beim dortigen Parkplatz nieder, um zu verschnaufen und eine Pause einzulegen. Das hier hat jetzt echt keinen Spass gemacht und ich bewundere meine Kinder, die immer noch gutgelaunt sind.
Auf der anderen Seite der Strasse folgt der Aufstieg zum Rifugio Cinque Torri. Dieser verläuft anfangs ziemlich eben und zweigt dann bald in den Wald ab. Ab hier geht es dann für die nächste Stunde steil bergauf (während über uns die Seilbahn fährt). Zum Glück fragt keines der Kinder, warum wir nicht mit dieser gefahren sind…
Am Ende vom Wald und dem unheimlich steilen Aufstieg öffnet sich das Panorama und wir haben einen tollen Fernblick. Es sind nun nur noch ein paar Minuten, bis wir die Cinque-Torri-Hütte erreicht haben. Wir werden dort unglaublich herzlich empfangen und verständigen uns mit Händen und Füssen.
Nachdem wir eingecheckt haben, chillt meine Familie und ich schaue mir alleine das unheimlich spannende Cinque Torri Freiluftmuseum an (im Nachhinein bereuen es vor allem meine Jungs, dass sie nicht mitgekommen sind). Die Besichtigung des Museums ist kostenlos und unheimlich bedrückend. Es befindet sich direkt neben der luxuriös wirkenden Scoiatolli-Hütte, in welcher man auch übernachten kann. Ich hatte mich bei der Planung der Tour allerdings aufgrund des Preises dagegenentschieden und war froh, die doch viel gemütlichere Cinque Torri Hütte 20 Minuten entfernt gebucht zu haben.
Als Besucher läuft man so durch die wiederhergestellten Stellungen aus dem Weltkrieg. Das ganze wird untermalt durch ausführliche Informationstafeln, akustische Elemente und auch Fotos. Und dies alles in dieser unglaublich eindrücklichen Landschaft der Dolomiten!
Vor allem Kinder werden grosses Interesse am Museum haben, da es wirklich unheimlich interessant ist und man hier auch mal Geschichte live erleben kann und nicht immer nur im Klassenzimmer.
Zudem ist der ganze Bereich auch bei Kletterern beliebt, da es hier mehrere Klettergärten und Mehrseillängen gibt. So kann man immer wieder Kletterer beobachten oder einfach nur durch die faszinierende Landschaft schlendern.
Ab ca. 8 Jahren. Weg ist nie ausgesetzt oder technisch schwer. Der letzte Aufstieg braucht aber Ausdauer und Durchhaltewillen. Mit jüngeren Kindern besser die Seilbahn zur Scoiatollihütte nehmen.
Kosten
401 Euro (Mittagessen Dibonahütte 65 Euro, Cinque Torri Hütte Ü/HP und Getränke 314 Euro, Sandwiches 16.5 Euro, Dusche 5 Euro)