Klettersteig Kaiserjägersteig und Lagazuoi-Tunnel (Cortina d’Ampezzo, Dolomiten)

Klettersteig Kaiserjägersteig und Lagazuoi-Tunnel (Cortina d’Ampezzo, Dolomiten)

A | 4 h |  ↑ 673 Hm ↓ 673 Hm | Cortina d’Ampezzo (Dolomiten), Italien

Der Aufstieg am Kaiserjägersteig zum Kleinen Lagazuoi ist eine äußerst lohnende und aussichtsreiche Bergtour mit leichten Klettersteigeinlagen. Nach dem Erreichen des Rifugio Lagazuois steigen wir im historischen Kriesgsstollen (Lagazuoi-Tunnel) ab, der im 1. Weltkrieg erbaut wurde. Tolle Tour mit trittsicheren Kindern – landschaftlich grandios!

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Nach einer kurvenreichen Anfahrt von Cortina d’Ampezzo her kommend ergattern wir einen der zahlreichen Parkplätze an der Seilbahnstation am Falzaregopass und machen uns an den Aufstieg. Obwohl wir früh unterwegs sind, ist es bereits sehr heiss und wir sind froh, dass wir in kurzen Hosen und T-Shirts unterwegs sind. Auf der gesamten Aufstiegsstrecke gibt es keinerlei Schatten, so dass man unbedingt genügend Wasser mitnehmen sollte.

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Der steile Aufstieg im Schotter ist wohl ein Motivationstief vor allem für Kinder – er zieht sich ein wenig in die Länge, verläuft auf rutschigem Schotter und ist wirklich etwas mühsam. Von der Seilbahn folgen wir kurz dem Weg in Richtung Rifugio Lagazuoi, bevor wir dann scharf links in Richtung Kaiserjägersteig abbiegen. Nach ungefährt 45 Minuten steilen Aufstiegs erreichen wir dann den Einstieg zum eigentlichen Klettersteig und legen unsere Ausrüstung an. Der Klettersteig ist unheimlich beliebt – es kommt hier zwar nicht zum Stau, aber alleine ist man garantiert nicht unterwegs.

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Der untere Teil des Klettersteigs beginnt mit einer kurzen Anzahl an Tritthilfen durch eine Rinne, einem gesicherten Band und der bekannten Seilbrücke, die man bereits von unten gesehen hat. Diese stellt für viele den Höhepunkt der Tour dar und ist schnell überwunden.

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Die Route führt weiter über Schutthalden und felsige Passagen, die teilweise gesichert sind, bis zum Westgrat. Dabei gibt es Gelegenheiten, Tunnel und Überreste von Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg zu besichtigen. Für die Erkundung der Tunnel ist eine Stirnlampe erforderlich, da diese dunkel sind. Obwohl die Schwierigkeiten größtenteils im Bereich A liegen, gibt es Abschnitte mit ungesicherter Passage über rutschigen und exponierten Schutt – vor allem jüngere Kinder sollten hier ausreichend nachgesichert werden!

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Immer wieder sind kunstvolle Treppen angelegt, die von unseren Kindern mit Leichtigkeit erklommen werden.

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Die ungesicherten Passagen sehen von unten etwas furchteinflössender aus, als sie eigentlich sind und stellen auch keine Schwierigkeit dar. Bei nassem Wetter jedoch könnte es an einigen Abschnitten rutschig werden. Zwischendrin gibt es sogar immer wieder Sitzgelegenheiten (teilweise sogar im Schatten), die von unseren Kindern auch rege genutzt werden.

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Über den breiten Grat ist es schließlich nur noch ein kurzes Stück bis zum Gipfelkreuz. Es ist ein erhabender Moment, wenn man oben auf Lagazuoi ankommt und plötzlich das Panorama der Fanes-Gruppe inklusive des tiefblau schimmernden Lagazuoi-Sees vor sich hat. Eine Woche später werden wir das Panorama noch mehr zu schätzen wissen, da wir auf unserer Fernwanderung entlang des Dolomiten-Höhenwegs Nr. 1 genau hier vorbeikommen werden.

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Man merkt, dass eine Seilbahn Besucher hier nach oben bringt – es ist mächtig was los und wir sind etwas erschlagen von den Menschenmassen, die sich plötzlich hier oben tummeln. Es gibt sogar Führungen in Original-Soldenkleidung aus dem 1. Weltkrieg, um das Geschehen von damals anschaulich aufzuzeigen.

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Nach einem ausgiebigen Geniessen des Ausblicks machen wir uns auf den Weg zum Rifugio Lagazuoi und essen dort zu Mittag. Empfehlen können wir das Restaurant nicht wirklich (gestresstes Personal, falsches Essen geliefert, Essen teilweise roh, Massenabfertigung), aber es gibt hier oben sonst keine Alternative (ausser man nimmt sich ein Sandwich mit).

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Für den Abstieg kann man die Lagazuoi-Seilbahn nehmen oder aber den sehr empfehlenswerten Weg durch die restaurierten Lagazuoi-Tunnel. Hierbei steigt man auf alten Kriegsspuren durch einen langen gesicherten Stollen ab. Die enormen Tunnelbauten, in denen unterirdisch aufeinander
zugebohrt wurde mit dem Ziel, dann möglichst nahe beim Feind eine Bombe zu zünden, sind heute gangbar gemacht. Eindrücklich kann man hier dem Kriegsgeschehen zwischen den Italienern und Österreichern nachvollziehen.

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Die Tour startet hinter der Seilbahnstation durch ein grosses Tor und ist nur unauffällig markiert. Vermutlich wollen sie vermeiden, dass hier Leute ohne die notwendige Ausrüstung einsteigen und sich gefährden. Wir ziehen bereits oben unser Klettersteigset an und werden es bis zum Ende der Tour auch anbehalten. Nach einem kurzen steilen gesicherten Wanderweg führt der Weg entlang eines breiten Bandes. Immer wieder können wir einen Blick in die Tiefe und auch zurück zur Seilbahn werfen. In der Ferne sehen wir die Cinque Torri und auch den Nuvolau und Averau-Gipfel, die wir auch bereits bei einem Tagesausflug besucht haben.

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Nachdem wir das überdachte Band hinter uns gelassen haben, kommen wir zu den ersten Kriegsschauplätzen, bei den noch Ruinen zu erkennen sind. Wir folgen einer Rechtskurve und erreichen bald schon den Einstieg in den Tunnel. Am besten nimmt man gleich den ersten Eingang auf der rechten Seite, um den Stollen zu betreten. Die ganze Anlage ist etwas verwirrend, da weit verzweigt. Am einfachsten bleibt man die ganze Zeit auf dem Hauptweg. Wenn man Seitentunnel erkunden möchte, kommt man danach am besten wieder zum Hauptweg zurück.

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Es folgt ein ca. 1100 Meter langer Stollen, der stockdunkel ist. An einigen Stellen fällt Licht von aussen in den Tunnel und häufig befinden sich dort Infotafeln, die unheimlich informativ sind. So finden wir nicht nur Übernachtungslager, sondern auch Teile von Maschinen, mit denen gegraben wurde. Die ganze Geschichte hier ist unheimlich beklemmend, wenn man überlegt, unter welchen Umständen die Soldaten hier gelebt und ihr Land verteidigt haben. Viele von ihnen sind aufgrund der Witterungsbedingungen, durch Lawinenabgänge und dem Leben unter unmenschlichen Zuständen. Es ist beklemmend und unvorstellbar, was hier vor ungefähr 100 Jahren passiert ist…

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Immer wieder gibt es Öffnungen, die uns einen Blick ins Tal ermöglichen und auch frische Luft in den Tunnel bringen. Teilweise kommen wir nur langsam voran, immer wieder kommt es zum Stau, da einige hier sehr vorsichtig und extrem langsam unterwegs sind. Sichern muss man sich im Stollen nicht, aber der Helm inklusive Lampe gehört unbedingt dazu. Immer wieder ist die Tunneldecke so niedrig, dass man sich leicht den Kopf stossen kann. Zudem sollte man beachten, dass die Holztreffen sehr glitschig sind, da stark abgenutzt. Es ist  auch empfehlenswert, Handschuhe dabei zu haben, da das Drahtseil an einigen Stellen defekt ist und man sich so Metalllsplitter zuziehen kann.

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Kurz bevor wir das Ende des Stollens erreicht haben, zweigt rechts ein gesichertes Band ab. Wir folgen diesem, da am Ende vom Klettersteig ein Cache liegt und ausserdem noch einige alte Behausungen der Soldaten besichtigt werden können. Der Klettersteig ist auch hier nicht durchgängig gesichert und teilweise abschüssig. Uns kommt sogar eine Familie mit einem 3-jährigen Kind entgegen – in diesem Alter hätte ich meine Kinder auf dieses Stück garantiert nicht mitgenommen.

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Nachdem wir wieder zum Stollen zurückgelaufen sind, erreichen wir bald das gesicherte Martini-Band. An diesem geht es entlang bis zum Ende des Klettersteigs und zu einer Steilstufe. Wir durchqueren einen letzten Tunnel und legen am Ende des Steigs unter Klettersteigset ab. In zahlreichen Kehren steigen wir von hier zum Parkplatz hinab.

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Anreise: Von Cortina d’Ampezzo hoch zum Passo Falzarego. Ausreichend (kostenlose) Parkplätze an der Passstrasse oder (kostenpflichtige) Parkplätze an der Seilbahnstation vorhanden.

Übernachtung: Als Camping-Fans haben wir uns den empfehlenswerten Camping Olympia etwas ausserhalb von Cortina d’Ampezzo ausgesucht (toll im Wald gelegen mit unglaublichem Blick auf die Dolomiten, Sanitäranlagen leider verbesserungwürdig).

Weitere Klettersteige: Wir haben insgesamt 3 Klettersteige in den Umgebung von Cortina d’Ampezzo mit unseren Kindern gemacht. Wenn Du an weiteren Klettersteigen interessiert bist, schau gerne auf der Seite mit allen Klettersteigen in der Umgebung von Cortina d’Ampezzo vorbei.

ECKDATEN

Länge4 Stunden (für die komplette Tour)
SchwierigkeitA/B
LageCortina d’Ampezzo, Dolomiten, Italien
Tour durchgeführt imJuli 2023
Zustiegab Parkplatz Passo Lagazuoi
BuchempfehlungKlettersteigführer Dolomiten, Südtirol, Gardasee

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