Wanderung zum bezaubernden Sorapis-See (Lago di Sorapis)
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T3
03:45
11.4km
462m
462m
Jul-Okt
Die Wanderung zum Sorapis-See gehört zu den schönsten Wanderungen in den Dolomiten. Der See ist berühmt für seine Farbnuancen, die von Blau bis hin zu Aquamarinblau reichen. Diese Farbtöne entstehen durch den feinen Gesteinsstaub, den der gleichnamige Gletscher während der Schneeschmelze im Frühling und Sommer mit sich führt und dem See sein besonderes Leben einhaucht. Der Zustieg zum See geschieht über einen spannenden, teilweise drahtversicherten Panorama-Steig. In der Nähe des Sees befindet sich das Rifugio Vandelli, in welchem man einkehren und sich verpflegen kann.
Wer kennt sie nicht – die Fotos vom türkis schimmernden Lago di Sorapis? Auch auf meiner Liste war dieser schon lange und als wir für den Dolomiten-Höhenweg Nr. 1 in Cortina d’Ampezzo übernachten, ergibt sich endlich die Gelegenheit, da wir ganz in der Nähe übernachten. So nutzen wir den letzten Tag vor unserer 7-tägigen Hüttentour für diese „leichte“ Tour zum Einlaufen und dem letzten Check der Ausrüstung.
Obwohl wir früh unterwegs sind, ist die Parkplatzssuche am Pass Tre Croci bereits eine Herausforderung und wir ahnen, dass die meisten wohl auch zum Sorapis-See unterwegs sind. Hier startet der Weg 215 durch den schattigen Bergwald, der sehr entspannt und flach beginnt. Wir haben bereits jetzt einen Blick auf die Berge Cristallo und Popena, die Cadini-Gruppe und die Drei Zinnen. Ich hatte mir die Wanderung gar nicht so sehr im Detail vorher angeschaut, sondern nur auf die Dauer, Höhenangaben und allgemeine Schwierigkeit geschaut (2 von 3 im Rother Wanderführer). So bin ich überrascht, als der Weg plötzlich an Spannung gewinnt, steiler und steiniger wird und die ersten Leitern beginnen. Vor uns dreht ein älteres Pärchen um, die feststellen, dass sie am Fuss der Leitern ihr Limit erreicht haben. Für unsere Familie fängt der Spass hier erst richtig an!
Der Weg ist grösstenteils in den Fels gehauen und immer wieder Drahtseilen versehen. An einigen Stellen jedoch wurde keine Haltemöglichkeit verlegt und einige Wanderer haben sichtlich mit dem Terrain zu kämpfen. Vom gestrigen Tag ist der Stein noch feucht und rutschig und ein gutes Schuhprofil ist hier sicherlich sehr hilfreich.
Je weiter wir kommen, umso mehr Leuten begegnen wir und auch der Gegenverkehr erhöht sich. An einigen Stellen ist das Ausweichen gar nicht so einfach. Auch der Himmel verdüstert sich zusehends und der für den Nachmittag vorhergesagte Regen wird wohl schon früher einsetzen.
Landschaftlich ist der Panorama-Steig eine Wucht und man kann sich an der uns umgebenden Bergwelt kaum sattsehen. Hier oben muss aber jeder Schritt mit Bedacht gesetzt werden – es geht steil bergab und der Weg wird immer ausgesetzter.
Nach einem letzten Balance-Akt über die Schlüsselstelle – eine rutschige grosse Platte – erreichen wir die Abzweigung zum See. In wenigen Minuten haben wir diesen erreicht und sind begeistert von der türkisen Farbe. Vor Ort treffen wir auf eine enorme Anzahl an Wanderern und es ist fast unmöglich ein Foto zu machen, auf welchem nur der See ohne andere Wanderer zu sehen ist.
Der See selbst ist in den Felsen eingebettet und hat keine sichtbaren oberirdischen Abflüsse. Sein Wasser fließt stattdessen unterirdisch zur großen Felsstufe des Gletscherfeldes und sprudelt schließlich beim Wasserfall namens „el Piss“ hervor. Dieser Wasserfall ist namensgebend für die Bergkette Sorapis – „Sora el Piss“, was so viel bedeutet wie „über dem Wasserfall ‚el Piss‘“. In der Winterzeit gefrieren die zahlreichen Wasserfälle und ziehen begeisterte Eiskletterer an.
Wir laufen ein wenig links am See entlang zu einem kleinen Aussichtspunkt, der sich perfekt für ein Foto von oben eignet. Wer genügend Zeit und auch gutes Wetter hat, dem sei die Umrundung des Sees unbedingt zu empfehlen. Uns bleibt dies leider verwehrt, da genau in diesem Moment der Regen einsetzt. So legen wir unsere Regensachen an, holen die Schirme heraus und machen uns auf den Weg zur Hütte, um dort zu essen.
Vom See sind es nur ein paar Minuten zum Rifugio Vandelli. Von der im Jahr 1890 erbauten Berghütte aus bietet sich ein beeindruckender Blick in Richtung Norden. Man kann die majestätischen Drei Zinnen, den malerischen Misurinasee und den See gleichen Namens bewundern, der sich wie ein funkelnder Edelstein in die Berge einschmiegt. Über diesem See thront der Gipfel Dito di Dio (auch als „Finger Gottes“ bekannt, 2.603 m).
Leider ist dies heute gar nicht möglich – die Hütte ist innen bis zum letzten Platz gefüllt und mehr und mehr Leute strömen ins Innere der kleinen Hütte. Da jedoch alle Tische bereits besetzt sind, kommt hier niemand weiter. Die Hälfte der Wanderer ist komplett falsch ausgerüstet und haben weder warme Sachen, Regensachen oder das passende Schuhwerk dabei. Das eine Hütte so gerammelt voll ist haben wir noch nie erlebt. So entscheiden wir uns, die Hütte zu verlassen und zum Parkplatz zurückzukehren und lernen fürs nächste Mal, immer für den Notfall ein Sandwich mitzunehmen.
Oje, was man hier so alles sieht. Frauen in Hotpants, Tank Tops und Sneakers kommen uns zitternd entgegen und versuchen an der Aussenwand der Hütte sich vom immer stärker werdenden Regen zu schützen. Nicht einmal eine Wasserflasche oder eine Jacke haben sie dabei…
Auf dem Rückweg kommen uns weiterhin leicht bekleidete Wanderer im strömenden Regen entgegen. Wir sind überrascht, wie gut der Weg auch bei Regen zu meistern ist – wir hatten uns das ganze rutschiger vorgestellt. Es hat ein paar heikle Stellen, an denen man vorsichtiger laufen muss, aber der Weg ist sehr gut gesichert und ausgebaut.
Auch bei Trailrunnern ist die Strecke sehr beliebt und so kommen uns auch immer wieder Läufer entgegen. Der Regen hört beim Rückweg dann auch bald wieder auf und wir sind fast alleine unterwegs. Die Strecke zieht sich dann doch ganz schön in die Länge, aber der spannende Wegverlauf lenkt unsere Kinder ganz gut ab.
Interessierst du dich für andere Wanderungen in den Dolomiten? Wir haben einige in der Gegend vom Molvenosee, im Rosengarten und bei den 3 Zinnen, zur 3-Zinnen-Hütte und zum Schlernhaus unternommen.
ECKDATEN
Dauer | 3:45 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 462 Hm ↘ 462 |
Länge | 11,4 km |
Schwierigkeit | mittel |
Lage | Cortina d’Ampezzo (Dolomiten) |
Genaue Route | Paso Tre Croci – Lago di Sorapis – Rifugio Vandelli – Paso Tre Croci |
Tour durchgeführt im | Juli 2023 |
Geeignet für Kinder | Für trittsichere Kinder mit Ausdauer ab 6 Jahren geeignet. |
Buchempfehlung für Wanderungen um Cortina d’Ampezzo | Dolomiten Band 6 – Cortina d’Ampezzo: Cristallo – Tofanen – Nuvolau – Pelmo – Sorapiss. |