Klettersteig Via Ferrata dell‘ Amicizia (Riva del Garda, Gardasee)

Klettersteig Via Ferrata dell‘ Amicizia (Riva del Garda, Gardasee)

B/C (schwer) | 7:30 h |  ↑ 1176 Hm ↓ 1176 Hm | Riva del Garda (Gardasee)

Eine der besten und ältesten Klettersteige der Gardasee-Berge – Via Ferrata dell’Amicizia – liegt am nördlichen Ufer des Gardasees oberhalb des Städtchens Riva del Garda. Der Klettersteig benötigt eine sehr gute Ausdauer – sind doch insgesamt fast 1200 Höhenmeter bis zum Gipfel des Cima SAT zu bewältigen, davon 650 Höhenmeter im Klettersteig. Nicht nur der Blick vom Gipfel ist einmalig, sondern auch die zwei steilen Leiterpassagen. Die längste der Leitern punktet mit 70 Metern Länge und über 130 Sprossenstufen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolut notwendig. Die Tour ist mit Kindern im Teenageralter geeignet, sofern diese die notwendige Kondition und Motivation mitbringen. Klettersteig ideal für den Frühling oder Herbst – im Sommer unbedingt wegen der Hitze meiden. Mühsamer und steiler Abstieg.

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Nachdem wir uns an den vorangegangenen Tagen bereits auf den Klettersteigen Cima Capi und Rio Sallagoni warmgelaufen hatten und die Fähigkeiten der Kinder einschätzen konnten, wagten wir uns an die Via Ferrata dell’Amicizia hoch zum Gipfel des Cima SAT. Dieser Klettersteig wurde zum 100. Jubiläum der Società Alpinisti Trentini (SAT) angelegt und erst im Jahr 2022 gründlich saniert. Aufgrund der extrem langen Eisenleitern wird dieser Klettersteig auch „Leitern-Klettersteig“ genannt.

Nach einer ausgiebigen Parkplatzsuche in Riva del Garda (leider waren am Trailstart an der Hauptstrasse Via Monte Oro keine Parkplätze mehr verfügbar) ging es bereits vom Start der Wanderung steil bergauf. Der Weg verläuft auf unzähligen Kehren steil bergauf zur Bastion, welche bereits vom Stadtzentrum aus gut zu erkennen ist. Wir folgen für die nächsten 30 Minuten den Wanderwegweisern bis zur Bastione und entledigen uns an jeder Kurve einer weiteren Schicht an Kleidungsstücken. Obwohl wir im April bei 14 Grad und sogar im Schatten unterwegs sind, wird einem bei diesem steilen Aufstieg sofort heiss!

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Bald ist die Bastion erreicht (hier kann man noch ein letztes Mal die Wasserflasche auffüllen). Ab hier wechselt der Weg von einem gepflasterten Weg zu einem steinigen Wanderweg und wir folgen den Schildern zur Capanna St. Barbara. Wir überwinden teils kniehohe Stufen auf dem wirklich schön angelegten Weg und sind überrascht, wer hier oben noch alles unterwegs ist. Wir überholen den einen oder anderen wanderfreudigen Italiener, der auch noch im sehr hohen Alter diesen ruppigen Wanderweg hinaufsteigt. Das Ziel vieler Wanderer ist neben der Aussichtsterrasse der im Sommer bewirtschafteten Santa-Barbara-Hütte die etwas erhöht liegende Santa-Barbara-Kapelle.

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Die Hütte erreichen wir nach einem schweisstreibenden Aufstieg nach ungefähr 80 Minuten und legen dort eine wohlverdiente Pause ein.

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Der Weg hoch zum Einstieg des Klettersteigs verläuft hinter der Hütte rechts bergauf in Richtung eines Hubschrauberlandeplatzes. Dies ist der geeigneste Ort, um das Klettersteigset anzuziehen und noch einen wohlverdienten Schluck Wasser zu trinken.

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Nach weiteren 5 Minuten Aufstieg beginnt der Klettersteig und wir klippen uns ins Seil ein. Die Schwierigkeiten auf dem Klettersteig bewegen sich grösstenteils im A/B-Bereich – häufig im angenehmen Aufstiegsgelände mit zahlreichen Griffen und Tritten. Technisch sind diese Lauf- und Kletterpassagen daher gut auch für Anfänger und ältere Kinder geeignet. Allerdings bedarf es dem notwendigen Mut, um die zahlreichen langen und steilen Leitern zu überwinden.

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Während unser ältester Sohn (15 Jahre) problemlos alle Schwierigkeiten des Klettersteigs meistert, hat unserer jüngster Sohn (12 Jahre) mit einer kleinen Höhenangst zu kämpfen. Mein Mann sichert ihn daher an den Leiterpassagen mit einem Seil, so dass er sich sicherer fühlt. Wir fühlen uns etwas unwohl, als wir unterhalb der ersten Leiter eine kleine Pause einlegen wollen. Wir setzen uns daher etwas abseits und sind überrascht, als die Gruppe vor uns mitten auf der Leiterpassage einen grossen Stein lostritt. Dieser poltert ins Tal und hätte uns dort getroffen, wo wir uns gerade vorher aufgehalten hatten. Von daher ist es empfehlenswert, den Helm während der ganzen Tour zu tragen und auch die Pausenplätze mit Bedacht auszuwählen.

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Die erste der langen Leitern wird auf einer Plattform unterbrochen, auf welcher man kurz verschnaufen kann. Die erste Leiter geht gleich so richtig zur Sachen und auch ich habe ein Grummeln im Magen. Die Leiter drückt doch schon etwas und man bekommt ein mulmeliges Gefühl, wenn man nach unten schaut. Vielleicht liegt es aber auch am altertümlichen Aussehen der oberen Leiter.

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Am Ausstieg der ersten langen Leiter lohnt sich der Blick zurück auf Riva del Garda und das nördlich gelegene Sacratal. Nach einer kurzen Laufpassage sehen wir das Highlight des Klettersteigs – die 70m lange Leiter, die geschwungen nach oben führt und extrem eindrücklich aus der Ferne aussieht. Leider beginnt für uns hier ein fast 1-stündiger Stau – auf der Leiter sind nur maximal 3 Personen gleichzeitig erlaubt. Zu unserem Pech haben wir eine sehr gesprächige Frau vor uns, die alle Wartenden mit ihrem nervigen Geplapper unterhält. So halten wir tapfer durch, bis wir langsam Schritt für Schritt dem Einstieg näher kommen.

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Zuerst geht es über einige Klammern zu einer ersten kurzen Leiter hoch. Hier quert man dann auf einem Band und steigt langsam zur langen Leiter hoch. Zu meiner Freude liegt hier oben sogar noch ein Cache, den man sehr bequem erreichen und loggen kann!

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Und dann geht es auf die unendlich lang wirkende Leiter, die eine lange Steilstufe überwindet. Im Nachhinein kam mir diese einfacher vor als die erste. Wohl aus psychologischen Gründen, da wir ja mittlerweile an diese Leitern gewöhnt waren. Unser Ältester steigt vor und sobald es nur noch 1 weitere Person vor ihm auf der Leiter hat, folge ich ihm. Zudem ist die Leiter leicht nach vorne gebeugt, so dass hier kein allzu grosser Einsatz der Arme notwendig ist.

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Unterwegs wird die Zeit für ein paar eindrückliche Fotos genutzt – ich bin froh, dass ich ein Reeloq als Befestigung meines Handys dabei habe, sonst hätte ich es wohl nicht aus der Tasche geholt. Die Leiter ist trotz ihrer Länge sehr gut zu meistern und auch unser Jüngster fühlt sich im Seil im Nachstieg sicher. Er wird allerdings wohl kein grosser Fan von steilen Leitern werden;-)

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Es folgen einige weitere, aber sehr kurze Zeit, eine paar kurze Gehpassagen und schon stehen wir auf dem erstaunlich bequemen Gipfel des Cima SAT. Wie bereits auf dem Cima Capi wurde hier eine italienische Flagge montiert, die sich perfekt als Fotomotiv eignet. Wir sind mächtig stolz auf unsere Kinder, können aber leider nicht allzu lange auf dem Gipfel verweilen. Wir haben immerhin noch den 2-stündigen Abstieg vor uns.

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Für den Abstieg gibt es 2 Optionen – der unglaublich steile Wanderweg Sentiero Grazidei (Nr. 418) oder aber der flacher verlaufende Weg über die Capanna St. Barbara. Für uns ist klar, dass wir den steileren wählen, da der Abstieg zeitlich dadurch schneller verläuft. Vom Gipfel folgen wir zuerst einen kurzen unkomplizierten Klettersteig nach unten (das mit C angegebene Stück haben wir in keinster Form als schwierig empfunden) und legen am Hubschrauberlandeplatz unser Klettersteigset ab. Wir haben für jeden von uns einen Wanderstock dabei und können diesen im folgenden Abstieg auch gut gebrauchen.

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Der Abstieg verlangt von uns allen vollste Konzentration, da er auf schmalen Wegen am Steilhang verläuft. Während 60 Minuten schlängelt sich der Weg am Hang entlang und gelegentlich nehmen wir auch die Hände dazu, um auf besonders steilen Stücken abzusteigen. Der Weg ist jedoch immer eindeutig zu erkennen. Bei Nässe ist dieser Weg aber eher zu meiden! Wir merken allerdings, dass wir bereits einen langen Tag hinter uns haben und man die Müdigkeit dann doch so langsam spürt. Schliesslich treffen wir auf einen breiten, gepflasterten Wanderweg, auf welchem es viel flacher und dadurch viel entspannnter nach Riva bergab geht. Man kann entweder den Weg zur Bastion wählen oder aber schon vorher links abbiegen und direkt nach Riva absteigen.

Anreise: Brennerautobahn bis Rovereto Süd/Lago di Garda Nord und dann bis nach Torbole am Gardasee. Von dort weiter nach Riva del Garda. In Riva hält man sich Richtung Brescia/Limone, bis man im westlichen Ortsteil in den Bereich des Hafens gelangt. Ab hier dann einen Parkplatz suchen.

Übernachtung: Als Camping-Fans sind wir am liebsten auf einem der Campingplätze in Arco untergebracht – es wimmelt von Kletterern und
outdoorbegeisterten Familien. Da wir zu spät gebucht hatten, sind wir auf den Campingplatz am malerischen Lago di Tenno ausgewichen (empfehlenswert, etwas höher gelegen – kälter als in Arco, ruhige Lage). Wer lieber in einer Ferienwohnung übernachten möchte, dem können wir die Villa Romantica in Arco ans Herz legen!

Weitere Klettersteige: Wir haben insgesamt vier Klettersteige in den Gardasee-Bergen mit unseren Kindern besucht. Wenn Du an weiteren Klettersteigen interessiert bist, besuch gerne meine Seite mit allen Klettersteigen am Gardasee.

ECKDATEN

Länge7:30 Stunden (inkl. Pausen)
SchwierigkeitA/B
LageRiva del Garda, Gardasee
Tour durchgeführt imApril 2023
ZustiegRiva del Garda
Geeignet für Kinderab ca. 12 Jahre für ausdauernde und klettersteigerfahrene Kinder
BuchempfehlungKlettersteigführer Dolomiten, Südtirol, Gardasee

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