Wer hat sie nicht auch schon gesehen – die Bilder vom Schweizer Grand Canyon – dem Creux du van im Val de Travers. Aber wenn man im Osten der Schweiz lebt, scheint der Kanton Waadt und der Neuenburgersee doch sehr weit weg. Da wir aber mit den Velos ein paar Tage auf der Mittellandroute unterwegs waren, unternahmen wir einen kleinen Abstecher nach Neuchâtel und planten diese kinderfreundliche Rundwanderung mit ein.
Die Wanderung ist unheimlich beliebt und es gibt wohl keinen richtigen Zeitpunkt, wann man sie am besten unternehmen sollte. Wir waren an einem Samstag Ende April unterwegs, als es noch ein bisschen Schnee hatte, jedoch keinen mehr auf den Wanderwegen. Die Anfahrt zum Startpunkt der Wanderung gestaltet sich ab Neuchâtel umkompliziert mit dem Zug. An der Zughaltestelle Noirague steigen schon viele andere Wanderer aus und wir kommen an riesigen Parkplätzen vorbei. Wie muss das hier in der Hochsaison bloß sein?
Sobald man Noirague verlässt, steigt der Weg stetig an. Bereits der erste Anstieg zieht sich ziemlich in die Länge und die Kinder quängeln ein wenig aufgrund der fehlenden Abwechslung. Wir kommen an einer Quelle vorbei, an welcher wir unsere Flaschen nachfüllen und erreichen bereits Les Oeillons, einen kleinen Hof, der Getränke und kleine Snacks anbietet. Für ein paar Meter ebnet sich der Weg und dann geht es im Gänsemarsch mit gefühlt 100 anderen Wanderern den Weg der 14 Kehren nach oben. Der Weg ist nie schwer, immer breit und gut mit Kindern ab ca. 6 Jahren machbar – sofern diese die Höhenmeter absolvieren möchten.
Nach ca. 1 Stunde Gehzeit erröffnet sich uns ein Wahnsinnspanorama auf den Creux du Van. Es geht hier bereits sehr steil runter, so dass man ein Auge auf die Kinder haben sollte. Der Ort wäre wunderschön für ein Picknick, jedoch pfeift einem hier der Wind um die Ohren. Wir laufen noch ein kleines Stück weiter und verlassen die Baumgrenze.
Wir treffen auf zusätzliche Wanderer, die mit dem Auto bis zum Restaurant Le Soliat angereist sind. Von dortigen Parkplatz sind es keine 10 Minuten, bis man am Rand vom Canyon steht. Gelegentlich sperren Steinmauern den Weg zum Abgrund ab, aber häufig wird der Wanderer bis direkt an den Abgrund gelassen. Hier geht es wirklich schwindelerregend in die Tiefe.
Wir gelangen zum Instagram-Spot, wo einige sehr waghalsige Fotos wagen und es sogar einen Todesfall im Jahr 2019 bei einem Selfie gab. Wir können uns nicht sattsehen und bewundern das Kunstwerk, welches die Natur erschaffen hat.
Der Weg geht immer weiter am Rand oder aber auf der Wiese weiter und wir gelangen zum Gipfelkreuz und dem Panorama Le Soliat.
Es folgt der Abstieg vorbei an einer versteckten Steinbockkolonie, welche wir beim Suchen nach einem Geocache entdecken. Wir lesen nachher, dass diese hier heimisch sind und oft von Wanderern gesehen werden.
Der weitere Abstieg ist eine echt matschige Angelegenheit, da noch Schnee liegt und alles aufgeweicht und rutschig ist. Hier wären Wanderstöcke wirklich angebracht! Wir sind froh, dass wir hier nicht aufgestiegen sind, da sich der folgende ca. 1,5 stündige Abstieg zum Zug ziemlich in die Länge zieht. Wer diesen unterbrechen möchte, plant am besten einen Halt im Berggasthaus La Ferme Robert ein.
Übernachtungstipp: Wir haben in Neuchâtel in einer zentral gelegenen Ferienwohnung übernachtet, die wir sehr empfehlen können.
ECKDATEN
Dauer
3:40 Stunden
Höhenunterschied
↗ 741m ↘ 741m
Länge
11.9 km
Schwierigkeit
Mittel, T2
Lage
Kanton Neuenburg
Genaue Route
Noirague – Creux du van – Le Soliat – La Ferme Robert – Noirague
Tour durchgeführt im
April 2021
Geeignet für Kinder
Ab ca. 8 Jahren. Wanderung ist lang. Abstieg etwas steil und rutschig. Im Frühling noch Schnee.