
Winterwanderung im Val Müstair: Von Lü nach Santa Maria
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T1
166m
719m
02:30
Jan-Dez
10.8km
Die Winterwanderung von Lü nach Santa Maria beginnt in einem der höchstgelegenen Dörfer der Schweiz. Auf 1.920 Metern gelegen, begrüßt Lü mich mit strahlendem Sonnenschein und einem Hauch von Frühling in der Luft. Die schroffen Berghänge rundherum sind noch von Schnee bedeckt, doch hier im Dorf lässt sich bereits erahnen, dass der Winter auf dem Rückzug ist. Lü selbst ist bereits ein kleines Bijoux mit den typischen Engadiner Fassaden. Immerhin fährt auch im Winter das Postauto hier hinauf, so dass man es als Wanderer auch im Winter gut erreichen kann.


Anfangs liegt noch etwas Schnee auf dem Weg, die Spuren sind von der Sonne aufgeweicht, aber leicht begehbar. Ich spüre das sanfte Einsinken meiner Sohlen, während ich mich langsam bergauf bewege. Immerhin müssen zu Beginn der Tour fast 200 Höhenmeter bewältigt werden. Die Landschaft hier ist weitläufig, offene Hänge wechseln sich mit lichten Wäldern ab. Immer wieder bleibe ich stehen und genieße den Blick ins Tal, wo sich der letzte Hauch von Winter in den schattigen Mulden hält.


Bald schon habe ich den höchsten Punkt der heutigen Wanderung erreicht und der Abstieg auf dem leicht abfallenden Wanderweg beginnt. Der Winterwanderweg ist zwar auf der Winterkarte ausgeschrieben, aber nicht extra markiert. So kannst du am besten meinem gpx-Track folgen oder aber dich vorher informieren, welche Abzweigung du nehmen solltest.


Mit jedem Meter, den ich weiter absteige, verstärkt sich das Gefühl, dass der Winter hier bereits auf dem Rückzug ist. Erste Flecken von braunem Gras tauchen am Wegrand auf, und in den sonnigen Abschnitten fängt der Waldboden an zu duften. Der Schnee weicht bald gänzlich, und ich wechsle von den festgetretenen Winterwegen auf einen trockenen, erdigen Pfad. Ich begegne fast niemandem – nur ein einzelner Wanderer kommt mir entgegen, ansonsten gehört die Landschaft mir allein. Es ist diese Ruhe, die das Wandern im Engadin so besonders macht.


Der Weg führt mich weiter abwärts durch lichte Lärchenwälder, vorbei an verstreuten Maiensässen, die jetzt im Winter verlassen daliegen. An den alten Holzwänden klebt noch der letzte Schnee, während in der Sonne bereits kleine Tropfen zu Boden fallen. Immer wieder öffnen sich Blicke ins Val Münstair, hinab ins weite Tal mit seinen dunklen Wäldern und sanften Hügeln. Die Weite hier oben ist beeindruckend, und das Gefühl von Ruhe allgegenwärtig.


Nach etwa einer Stunde erreiche ich die Fahrstraße, die sich in weiten Kehren ins Tal windet. Der Asphalt ist trocken, und der Abstieg zieht sich. Ein endlos scheinender Weg, wenig abwechslungsreich, immer wieder blicke ich hinunter und sehe Santa Maria bereits vor mir liegen. Die Schatten werden länger, und die Sonne taucht die Bergflanken in ein warmes Licht. Ich versuche, den gleichmäßigen Rhythmus meiner Schritte zu genießen, doch irgendwann wird der monotone Marsch auf der Straße zur Geduldsprobe.


Zum Glück bieten immer wieder kleine Abstecher abseits des Weges einen Moment der Abwechslung. Gegen Ende der Wanderung kann ich eine steile Abkürzung nehmen, die einem kleinen Pfad folgt und gelange schließlich wieder zur Straße.


Dafür ist der Blick aufs hübsche Engadiner Dorf umso umwerfender und muss wohl besonders schön sein, wenn das Tal komplett schneebedeckt ist!


Santa Maria selbst ist ein Schmuckstück. Die Engadiner Häuser sind aufwendig bemalt, ihre Sgraffiti leuchten im goldenen Abendlicht. Ich lasse mich treiben, schlendere durch die engen Gassen, bewundere die kunstvollen Fassaden und genieße die Stille dieses beschaulichen Dorfs. Es ist diese Mischung aus Natur, Einsamkeit und Kultur, die das Wandern im Unterengadin so besonders macht.


Ich passiere eine alte Mühle und komme zur Hauptstrasse. Diese kenne ich bereits von unserem gestrigen Besuch, da wir hier während unserer 3-tägigen Schneeschuhtour Via Silenzi im Hotel Alpina übernachtet haben. Beim heutigen Besuch scheint jedoch die Sonne und die Häuser erstrahlen in ihren schönsten Farben. In Santa Maria warte ich dann auf das regelmässig verkehrende Postauto, welches mich zu meiner Unterkunft auf dem Ofenpass pünktlich zum Abendessen zurückbringt.


Die Tour ist eine einfache, aber lohnende Wanderung – perfekt für einen Nachmittag, an dem man die Natur und die Weite des Engadins in Ruhe auf sich wirken lassen will. Sie beginnt in der Höhe, führt durch eine sich wandelnde Landschaft und endet in einem malerischen Dorf, das mit seinem Charme begeistert. Trotz des langen Abstiegs auf der Straße würde ich diese Tour jederzeit wieder machen – allein schon wegen der unendlichen Stille, die mich auf dem Weg begleitet hat und dem sehr eindrücklichen Panorama auf das Val Müstair.


ECKDATEN
Dauer | 2:30 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 166m ↘ 719m |
Länge | 10.8 km |
Schwierigkeit | T1 |
Lage | Kanton Graubünden |
Genaue Route | Lü – Santa Maria |
Tour durchgeführt im | März 2025 |
Geeignet für Kinder | Durch die Länge der Tour mit Kindern ab Teenageralter geeignet. Für jüngere Kinder ist der Abstieg zu lang. Im Sommer mit Kinderwagen geeignet. |
Buchempfehlung | Rother Wanderführer Unterengadin |
Offenlegung: Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Graubünden Ferien und Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair. Dennoch bleiben meine persönlichen Meinungen, Ansichten und Ratschläge unverändert, da der Tourismusverband keine Einflussnahme auf die Berichterstattung ausgeübt hat.

