Schluchtensteig Etappe 1: Stühlingen – Wutachmühle
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T2
7:00
26.3km
594m
478m
Mai-Okt
Entlang beeindruckender Felswände der Wutachflühen, unter dem Viadukt der Sauschwänzlebahn hindurch und hinauf zum Aussichtspunkt Buchberg. Von dort geht es weiter zur imposanten Schleifenbachklamm bei Blumberg. Die erste vielversprechende Etappe endet am Gasthof Wutachmühle.
Lange habe ich überlegt, ob ich den Schluchtensteig in 5 oder 6 Etappen in Angriff nehmen soll. Natürlich reizt mich die sportliche Variante und vor allem die Höhenmeter sollten mir keine Probleme bereiten. Die Etappen haben jedoch eine Länge von 25-28 km täglich und so werde ich lange Tage vor mir haben. So reise ich am ersten Wandertag aus Zürich an und deponiere meinen Koffer in einem Hotel in Stühlingen. Später wird dies vom Gepäcktransfer (von Original Landreisen für mich organisiert) zum Hotel in Bonndorf gebracht.
[Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Schwarzwald Tourismus]
In Stühlingen gibt es natürlich das obligatorische Foto vom Schluchtensteig-Plakat, welches wohl jedem Schluchtensteig-Wanderer bekannt ist. Diese Tafeln sieht man immer wieder an den Etappenorten und zeigen wunderschöne Fotos der Wanderung. Im Bus treffe ich bereits auf andere Wanderer, die auch heute die Wanderung beginnen werden. Es ist nur ein kleines Grüppchen, die mit dem Bus anreisen, aber man trifft sich immer wieder während der nächsten Tage. In Stühlingen folge ich der Routenbeschilderung ins untere Wutachtal. Der Weg ist sehr flach und ideal zum Warmlaufen und man muss nur gelegentlich schauen, dass man die eine oder andere Abzweigung nicht verpasst. Am ersten Tag wird es mir doch immer wieder passieren, dass ich nicht genau auf die Beschilderung achte, aber bald merke ich, dass es sich lohnt, an wirklich jeder Kreuzung und Wegabzweigung nach der Schluchtensteig-Raute zu suchen. Dies wird mir innerhalb der nächsten Tage in Fleisch und Blut übergehen und ich werde keine einzige Abweigung mehr verpassen.
Die Wutach, ein 91 Kilometer langer rechter Nebenfluss des Rheins, markiert in ihrem Unterlauf die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz. Der Schluchtensteig verläuft auf einem schmalen Uferpfad durch hohe Stauden und Niederwald entlang dieses Grenzflusses, bis er bei der Ortschaft Weizen die Wutach überquert.
Unterwegs komme ich an herrlich blühenden Wiesen vorbei; vor allem der Bärlauch steht in seiner vollen Blüte.
Nach dem Haltepunkt der Sauschwänzlebahn steigt die Route den Hang hinauf. Der Weg verläuft durch einen schattigen Wald und führt am Restaurant „Zur Wutachschlucht“ vorbei. Wer früh genug gestartet ist oder auf der 6-tägigen Wanderung unterwegs ist, könnte hier für eine Pause einkehren. Das Restaurant bietet Hausmannskost zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis an. In der Nähe befindet sich auch noch die sehenswerte Museumsmühle Blumegg. Ich überquere die Strasse und steige in die Wutachschlucht ein. Der Weg steigt unter dem 107 Meter langen, 28 Meter hohen Viadukt der Museumsbahn zur Wutach hinab.
Die Sauschwänzlebahn wurde 1890 ursprünglich für militärische Zwecke errichtet. Heute wird sie als Museumsbahn zwischen Weizen und Blumberg betrieben und überwindet dabei einen Höhenunterschied von 231 Metern mit einer maximalen Steigung von 9,6 Promille. Besonders beeindruckend auf dieser Strecke sind der Stockhalde-Kreisverkehrtunnel und das Wutachviadukt.
Kurz hinterm Viadukt biege ich mal wieder falsch ab und lande auf dem Alternativweg. Dieser wird bei starken Regenfällen empfohlen, da er die schmalen Wegen durch die Wutachflühen meidet. Ich möchte aber genau diese laufen, so dass ich zum Viadukt zurückkehre und dort den richtigen Abzweig nehme. Und dieser lohnt sich ungemein und ist das erste Highlight des heutigen Tages. Der Schluchtensteig führt nun vorbei anden Felsen der Wutachflühen. Auf teilweise sehr schmalen Waldpfaden geht es ständig auf und ab durch einen außergewöhnlichen Naturwald. Moose, Flechten und Lianen bedecken die Muschelkalk-Felsen, in deren Spalten junge Laubbäume wachsen. Rechts des Pfades erheben sich Felsentürme, während der Hang links steil ins Wutachtal abfällt.
Am Mannheimer Felsen und auch weiteren Punkten gibt es kleine Steinmännchen, bei denen Wanderer ihre Steine abgelegt haben. Die Pfade sind hier so schmal, dass es manchmal bei Gegenverkehr eng wird und man sich eine geeignete Stelle zum Kreuzen suchen muss.
Immer wieder liegen Baumriesen quer überm Pfad und müssen überstiegen oder unterschritten werden. Viele von ihnen sind aber auch frisch durchgesägt worden, da der Wanderweg gerade eine Woche zuvor den Winterschäden befreit wurde.
Mir kommen sehr viele Familien entgegen, teilweise auch mit sehr jungen Kindern. Diese scheinen alle sehr begeistert vom Weg zu sein und wandererfahrene Kinder können den Weg mit der notwendigen Vorsicht auch problemlos meistern. Der Weg ist sehr abwechslungsreich und kurzweilig, so dass es hier unglaublich viel für Kinder zu entdecken gibt!
Der Weg führt an einem sehr markanten, steil abfallenden Felsen vorbei, den ich bereits in mehreren Wanderführern gesehen habe. Die Landschaft hier ist faszinierend und ich verstehe, warum das Gebiet unter Naturschutz steht und geologisch sehr bedeutsam ist.
Mehrere Panoramakanzeln liegen hoch auf den Felsen und bieten immer wieder Tiefblicke ins Tal, wo tief unten die Wutach zum Rhein fließt. Viel zu schnell endet der Wanderweg – ich könnte hier noch ewig weiterlaufen und staunen. Nach einem letzten, kurzen Anstieg über mehrere Treppen komme ich beim Wanderparkplatz Wutachflühen heraus.
Hier gibt es mehrere Sitzgelegenheiten inklusive Picknicktisch und Infotafeln über Schwarzwälder Schinken. Wer bisher noch nichts gegessen hat, hat hier das perfekte Ambiente für die wohlverdiente Mittagspause. Ich muss jedoch weiter, da mir die Zeit etwas im Nacken sitzt. Muss ich doch den Wanderbus erreichen, der mich zu meiner Unterkunft bringt und der noch einige Stunden auf dem Wanderweg von mir entfernt ist.
Der Schluchtenweg verläuft nun entlang von Feldern vorbei an einer gemütlichen, gut besetzten Hütte mit Grillstelle. Der nun folgende Wegabschnitt führt über offenes Gelände und hinter der Eisenbahnunterführung der Sauschwänzlebahn steil den Berg hinauf. Bei der Mittagshitze ist das ein anstrengendes Unterfangen und ich bin froh, als der erste Anstieg zur Otilienhöhe geschafft ist.
Belohnt werde ich dafür mit tollen Weitblicken. Dies ist eine angenehme Abwechslung nach der Enge der Wutachflühen. Ich bin jedoch noch nicht am höchsten Punkt der heutigen Etappe angelangt und so biege ich links in einen Buchenwald ab. Ab hier führt der Weg weiterhin leicht ansteigend bis zum Aussichtspunkt Buchbergstutz (876m).
Dort gibt es eine weitere tolle Grillstelle mit Picknicktisch, -bänken und eine Wanderhütte. Da ich am Männertag unterwegs bin, treffe ich auch hier eine angeheiterte Männergruppe, die gerade mit „Ich packe meinen Koffer“ beschäftigt sind. Auf einer Informationstafel sehe ich den Verlauf der nächsten Tage und heute bei klarer Sicht habe ich eine prächtige Fernsicht in den Südschwarzwald und bis zum Feldberg.
Ab hier beginnt ein sehr steiler und heute auch sehr matschiger Abstieg auf einem Waldweg, bis ich das Schwarzwaldstädtchen Blumberg erreicht habe. Hier endet die erste Etappe der 6-Tages-Tour. Für mich geht es jedoch weiter. Zuerst wird aber die Wasserflasche am Gänselieselbrunnen aufgefüllt. Weiter geht es entlang der Hauptstrasse, bis der Wanderweg abzweigt. Beim Einstieg weist ein Wegweiser auf die Gefahren der Wanderung hin – im Verlauf der nächsten Tage werde ich mehrere von diesen Schildern sehen. Auf all diesen Abschnitten sind Rettungssektoren gekennzeichnet, damit man im Notfall den Rettungskräften den Standort so gut es geht mitteilen kann. Ich habe dieses System bisher noch nie gesehen und bin begeistert. Später sehe ich Fotos von einer Rettung im unwegsamen Gelände, wo ein Wander nach oben hin aus der Schlucht raustransportiert werden musste.
Der nun folgende Pfad führt in kleinen Serpentinen steil zur Schleifenbachklamm hinab. Und schon erblicke ich die Schleifenbachfälle, die in mehreren Kaskaden hinabfallen. Wow – sind die schön! Glücklicherweise sind nur sehr wenige andere Wanderer unterwegs, so dass ich die Fälle fast für mich alleine habe. Man kann ein kurzes Stück absteigen und steht dann direkt am Fuss der Wasserfälle. Oder aber man geht zu einer kleinen Plattform und schaut sich die Fälle von dort an.
Es folgt eine überaus spannende Treppe, auf die ich mich schon gefreut habe. Die 8m lange und wirklich steile Treppe überwindet so den notwendigen Höhenunterschied, ist aber sicherlich nichts für grosse Hunde oder auch Wanderer mit Höhenangst. Ich hingegen geniesse solche Leitern immer sehr und habe ein Grinsen auf dem Gesicht.
Auf einem kleinen Holzsteg überquert der Wanderweg den Schleifenbach und gibt einen Blick frei auf die weiter unten verlaufenden Wasserfälle. Es folgt der Ausstieg aus dem Canyon auf der anderen Bachseite. In steilen, matschigen Pfaden führt der Wanderweg in Schlängellinien zum Wanderweg empor.
Tipp: Die Leiter kann vermieden werden, indem man sich von dieser Seite nähert.
Der Weg führt nun weiter nach Achdort zur bekannten, heute jedoch geschlossenen Wanderraststätte Tibeterhaus. Hier werden Wanderern kostenlos oder gegen einen freiwilligen Obulus Getränke angeboten. Die Einnahmen fliessen in ein Hilfsprojekt in Tibet. Nach der Ortschaft Anselfingen gelange ich zur Wutachmühle und erreiche noch rechtzeitig den Wanderbus. Ich bin ziemlich erschöpft und die letzten Kilometer haben sich doch in die Länge gezogen. So bin ich froh, als der Bus mich dann nach Bonndorf zur Unterkunft bringt.
Übernachtungstipp: In Bonndorf habe ich im Gasthaus Kranz übernachtet und war sehr zufrieden. Das Restaurant hat eine riesige Abendkarte und mir hat mein Curryreis sehr geschmeckt. Auch das Frühstück bot eine gute Auswahl. Nach dem Abendessen unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang zum lohnenswerten Schloss Bonndorf, welches sich ganz in der Nähe der Unterkunft befindet. Ich kundschafte noch den Bäcker für den nächsten Morgen aus und dann geht es auch bereits schon ins Bett.
Verpflegung unterwegs Etappe 1: Ich empfehle, 1,5l Wasser mitzunehmen, da es erst in Blumberg einen Brunnen hat. Wer möchte und Zeit hat, kann sich unterwegs im Restaurant Zur Wutachschlucht verpflegen. Ich würde auf dieser Etappe empfehlen, ein Picknick mitzunehmen, da es ein langer Tag ist und man so mehr Zeit für die Wanderung hat. Ausserdem gibt es tolle Picknickmöglichkeiten am Ausstieg der Wutachflühen oder auch am Buchbergstutz.
ECKDATEN
Dauer | 7 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 594 m ↘ 478 m |
Länge | 26.3 km |
Schwierigkeit | Mittel, T2 |
Lage | Schwarzwald, Deutschland |
Genaue Route | Stühlingen – Blumberg – Wutachmühle |
Tour durchgeführt im | Mai 2024 |
Geeignet für Kinder | Nur als Teiletappe. Der Wanderweg ist teilweise schmal und abschüssig, aber mit bergerfahrenen Kindern gut zu meistern. Mit Kindern auf jeden Fall verkürzen. |
Hotelempfehlung | Gasthaus Kranz (Bonndorf) |
Buchempfehlung | Wanderführer Schluchtensteig (Hikeline) |
Offenlegung: Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Schwarzwaldtourismus entstanden. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst, der Tourismusverband hat keinerlei Vorgaben zur Berichterstattung gemacht.