Alpenpässeweg: Tag 4 Cabane de Louvie – Verbier

Alpenpässeweg: Tag 4 Cabane de Louvie – Verbier

trekking

T3

618m

1035m

4:50

Jul-Okt

11.3km

Ein neuer Morgen bricht an in der Cabane de Louvie. Noch liegt die Hütte in morgendlicher Stille, während sich die ersten Sonnenstrahlen über die Gipfel schieben und die Landschaft in goldenes Licht tauchen. Nach drei eindrucksvollen Tagen auf dem Alpenpässeweg 6 steht nun unsere letzte Etappe an – eine Variante des Originalwegs, die uns über die Cabane de Mont Fort nach Verbier führt.

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Abschied vom Lac de Louvie

Nach dem Frühstück schultern wir unsere Rucksäcke und verlassen die gemütliche Hütte. Der Weg führt zunächst für ein kurzes Stück am tiefblauen Lac de Louvie entlang, dessen Oberfläche die umliegenden Berge spiegelt. Ein letzter Blick zurück auf die Cabane, dann beginnt der Anstieg.

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Aufstieg Richtung Col Termin

Der Weg wird steiler, während wir uns dem Col Termin nähern. Die stark vergletscherte Combin-Gruppe dominiert die Szenerie und verleiht der Landschaft eine fast unwirkliche Dimension. Ihre gewaltigen Gipfel und tiefen Gletscher können es mit den spektakulärsten Panoramen des Oberwallis aufnehmen. Während wir auf der gegenüberliegenden Talseite wandern, wirkt das Massiv beinahe wie eine Miniaturausgabe des Himalayas – ein Anblick, der uns immer wieder innehalten lässt.

 

 

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Da wir bereits früh am Morgen gestartet sind, können wir während des Aufstiegs beobachten, wie die aufgehende Sonne die Landschaft in ein goldgelbenes Licht taucht – eine wahrhaft magische erste Stunde des heutigen Tages!

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Oben auf dem Pass angekommen, eröffnet sich ein gewaltiger Blick über das Val de Bagnes bis hin zu den Gipfeln des Mont Blanc Massivs. Ein idealer Ort für eine kurze Rast und um kurz zu Atem zu kommen, da bereits das erste steile Stück das Aufstiegs hinter uns liegt.

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Auf dem Sentier de Chamois – eine anspruchsvolle Route

Von hier an folgen wir dem Sentier de Chamois, einem anspruchsvollen blau-weißen Bergweg, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Der Pfad führt in leichtem Auf und Ab durch eine beeindruckende Hochgebirgslandschaft mit Ausblicken ins Val de Bagnes und die gewaltige Combin-Gruppe. Immer wieder können wir Gemsen unterhalb des Wanderwegs beobachten, die friedlich in den Hängen grasten, teilweise auch in grossen Gruppen. Der Weg wird seinen Namen also auf jedem Fall gerecht!

Der Weg wendete sich steil bergauf und wir mussten uns gut konzentrieren, um die Felsen und den schmalen Pfad zu überwinden. 

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Der Wanderweg ist grundsätzlich gut angelegt, doch in einer Bergsturzhalde unterhalb des Bec Termin besteht eine latente Gefahr durch herabfallende Steine. Obwohl der Name „Chamois“ für Gämse steht, ist es wahrscheinlicher, dass man hier auf Steinböcke (Bouquetins) trifft, die in dieser Region häufig anzutreffen sind. Vorsicht ist geboten: Diese Tiere können Steine loslösen, die auf den steilen Hängen mit hoher Geschwindigkeit und oft nahezu geräuschlos hinabrollen. Besonders im ersten  Abschnitt kurz nach dem Col Termin sollte man nicht in den Rinnen stehen bleiben und immer das Gelände über sich im Auge behalten, besonders wenn man dort Tiere sieht.

Le Pleureur, oberhalb des Mauvoisin-Stausees im Val de Bagnes, gilt als eine der ursprünglichen Kolonien der Steinböcke in der Schweiz. Hier wurde 1928 die erste Auswilderung von Steinböcken im Wallis durchgeführt. Heute lebt im Tal eine geschätzte Population von etwa 500 Tieren.

Es ist also nicht verwunderlich, dass wir an allen 4 Tagen unserer Wanderung Steinböcke beobachtet haben – diese Wanderung ist daher besonders empfehlenswert, falls du noch nie welche gesehen hast!

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Der Weg wendete sich steil bergauf und bergab und wir müssen uns gut konzentrieren, um die Felsen und den schmalen Pfad zu überwinden. Immer wieder müssen Geländestufen überwunden werden.

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Anspruchsvolle Abschnitte sind mit Ketten gesichert und man kommt auch gut aneinander vorbei, falls es mal Gegenverkehr geben sollte. Da die meisten Wanderer der Haute Route jedoch einen anderen Wanderweg nehmen, begegnen wir auf diesem Wegabschnitt nur sehr wenig anderen Wanderern.

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Die reiche Flora des Unterwallis präsentiert sich hier in voller Blüte. Auf den steilen Grashängen blühen Männertreu, Arnika, Berghauswurz, die Federige Flockenblume und die Bartige Glockenblume in beeindruckender Vielfalt.

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Der Weg führt weiter durch die teilweise recht steilen Flanken, so dass Trittsicherheit und Schwindelfreiheit wirklich notwendig sind, um diese Wanderung geniessen zu können. Mit meiner leichten Höhenangst gab es doch schon einige Abschnitte, bei denen es mir mulmig wurde und wo ich mich nicht mehr so wohl gefühlt habe. Man muss sich auf diesem Weg über mehrere Stunden auf den Weg konzentrieren, der oft nur schmal und teilweise auch abschüssig ist. Wer die notwendige Trittsicherheit mitbringt, wird dafür mit einem umwerfenden Panorama und Erlebnis belohnt! Beachte zudem, dass nach intensiven Niederschlägen auf dem Sentier des Chamois die Gefahr von Steinschlag besteht. Falls es an deinem geplanten Wandertag stark regnen sollte, würde ich dir von diesem Weg abraten.

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Dann endlich haben wir die letzte Kurve erreicht und können die Cabane de Mont Fort, die auf einem Buckel thront, zum ersten Mal sehen. Für mich bedeutet dies eine weitere Hütte für meine Hüttensammlung und für meine Bergfreundin ein Gipfeli und Kaffee. Fürs Mittagessen ist es noch zu früh, aber den tollen Ausblick von der Hüttenterrasse sollte man nicht verpassen. Die Hütte ist gut besucht, auch viele Biker sind unterwegs.

Die Cabane du Mont Fort präsentiert sich mit zwei Gesichtern. Auf respektablen 2457 Metern ist sie eine typische SAC-Hütte, jedoch liegt sie noch immer zum Teil im Skigebiet. Architektonisch teilt sie sich ebenfalls in zwei Bereiche: Der untere, talwärts gerichtete Teil wurde 1925 im traditionellen SAC-Stil erbaut. Hier findet man eine gemütliche Stube mit dunklem Holz, Bergbildern, Landkarten und roten Vorhängen. Der obere Teil, der 2001 eingeweiht wurde, überrascht die Besucher mit modernen Annehmlichkeiten, die man von einer SAC-Hütte nicht erwarten würde: Zweier- und Viererzimmer, teilweise mit Dusche auf der Etage, und Zimmer mit atemberaubendem Blick auf das Montblanc-Massiv. Zudem gibt es eine große Terrasse mit noch beeindruckenderer Aussicht. Die Cabane du Mont Fort ist eines der wenigen SAC-Häuser, in denen das neue Komfortkonzept mit Zimmern und Duschen verwirklicht wurde.

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Unterhalb der Hütte verläuft ein Wanderweg entlang einer historischen Wasserleitung, die im frühen Mittelalter angelegt wurde. Der Pfad ist ideal, um die Gedanken schweifen zu lassen und einen Schritt vor den nächsten zu setzen.

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Während über uns die Gondel hoch zum Mont Fort schwebt, nähern wir uns mehr und mehr der Infrastruktur eines Skigebiets – überall befinden sich Liftanlagen. Heute sind wir froh um diese (auch wenn sie die Landschaft verschandeln), da uns so der Abstieg ins Tal erleichtert wird. Von Verbier habe ich natürlich schon viel gehört, es aber bisher noch nie hierher geschafft. Nachdem uns die Seilbahn nach Verbier gebracht hat, laufen wir zum Supermarkt und können uns dabei auch gleich noch das Bergdorf mit seinen schmucken Ferienwohnungen anschauen. Verbier hat sich zum Hotspot für Prominente und Rich Kids etabliert und hat mittlerweile sogar St. Moritz beim Quadratmeterpreis überholt.

Nachdem wir uns im Supermarkt mit Proviant eingedeckt haben, steigen wir in eine weitere Seilbahn, die uns zum Bahnhof bringt, wo unsere lange Heimreise beginnt.

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Vier Tage voller eindrucksvoller Landschaften, herausfordernder Anstiege und unvergesslicher Panoramen liegen hinter uns. Von den wilden Gletschertälern bei Arolla bis zu den sanften Almwiesen oberhalb von Verbier hat diese Tour alles geboten: einsame Pfade, spektakuläre Höhenwege und gemütliche Hüttenabende. Jede Etappe hatte ihren eigenen Charakter, doch gemeinsam ergaben sie ein großartiges Gesamtbild einer hochalpinen Durchquerung.

Beim letzten Abstieg spüren wir die Erschöpfung in den Beinen, doch gleichzeitig erfüllt uns die Zufriedenheit über das Erlebte. Ein Blick zurück zu den Gipfeln, die uns begleitet haben – und dann geht es weiter, mit vielen Erinnerungen im Gepäck und der Vorfreude auf das nächste Abenteuer in den Bergen.

 

ECKDATEN

Dauer4:50 Stunden
Höhenunterschied↗ 618 Hm, ↘ 1035 Hm
Länge11.3 km
SchwierigkeitT3 (mittel)
LageKanton Wallis
Genaue RouteCabane de Prafleuri – Col de Prafleuri – Col de Louvie – Cabane de Louvie
Tour durchgeführt imSeptember 2024
Geeignet für KinderAb Teenageralter. Technisch anspruchsvoll und konditionell sehr lange Etappe.
BuchempfehlungAlpenpässeweg: Die schönsten Pässe der Schweiz erleben

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