
Entdecke die Taminaschlucht und Alt Bad Pfäfers: Wandern ab Bad Ragaz
Silvie Kommentare 0 Kommentare

T2
521m
521m
04:00
Mai-Okt
13.0km
Die Region rund um Bad Ragaz ist bekannt für ihre Heilquellen, beeindruckende Schluchten und malerische Wanderwege. Eine meiner liebsten Touren beginnt direkt in Bad Ragaz, führt durch die wildromantische Tamina-Schlucht, vorbei am historischen Alt Bad Pfäfers und hinauf ins charmante Bergdorf Pfäfers – eine Route voller Highlights, die sowohl Natur- als auch Kulturbegeisterte begeistern wird.


Mit bewölktem, aber trockenem Wetter im Rücken, machte ich mich an einem Freitagnachmittag auf den Weg. Die Tour kann man ideal als Halbtagestour unternehmen, so dass man am Vormittag noch arbeiten kann und am Nachmittag sich die Schlucht anschaut. An diesem Tag war es relativ ruhig, was die Wanderung besonders angenehm machte. Und eines kann ich vorwegnehmen: Regenkleidung oder ein Schirm sind für diesen Ausflug keine überflüssige Vorsichtsmaßnahme, denn besonders in der Schlucht kann es gerne mal von den Felswänden tropfen. Doch genau diese Mischung aus Abenteuer und Naturnähe macht den Reiz dieser Wanderung aus.


Start in Bad Ragaz: Vom Heilbad zur Wildnis
Die Wanderung beginnt im Zentrum von Bad Ragaz, einem charmanten Kurort, der seit Jahrhunderten für seine Thermalquellen bekannt ist. Der Weg führt vorbei an Kunstskulpturen, die noch von der wirklich sehr empfehlenswerten Bad Ragartz übriggeblieben sind. Bald darauf verlässt man die urbane Umgebung und taucht in die Natur ein.
Ein breiter Wanderweg führt entlang des Tamina-Bachs und gibt einen Vorgeschmack auf die kommenden Abenteuer. Schon hier spürt man die Kühle des Wassers und hört das leise Rauschen des Baches, das einen bis zur Schlucht begleiten wird. Dieser Teil vom Weg kann problemlos mit dem Kinderwagen oder auch jüngeren Kindern eingeplant werden. Alternativ gibt es auch ein regelmässig verkehrendes Postauto, welches einen bis nach Alt Bad Pfäfers transportiert.


Die Taminabrücke: Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst
Bevor man die Tamina-Schlucht erreicht, läuft man unterhalb der imposanten 270m langen Taminabrücke hindurch. Von unten sieht diese ein wenig fehl am Platz aus, hat aber eine überaus wichtige Bedeutung für die Region. Diese beeindruckende Konstruktion ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern erzählt auch eine spannende Geschichte. Die Brücke, die das Tal in einer Höhe von 70 Metern und in 200 Metern Höhe überspannt, wurde gebaut, um die Dörfer Pfäfers und Valens besser miteinander zu verbinden. Früher war die Überquerung des tief eingeschnittenen Tals ein mühseliges Unterfangen, das viel Zeit in Anspruch nahm. Die Eröffnung einer der grössten Bogenbrücken Europas im Jahr 2017 markierte einen Wendepunkt für die Region, da sie nicht nur den Alltag der Bewohner erleichterte, sondern auch Touristen anlockte, die die spektakuläre Aussicht genießen wollten. Die Brücke kann man von Weitem aus dem Zug oder von der Autobahn aus sehen und ich habe sie bereits in der Vergangenheit von oben besucht, da sie sich wirklich sehr eindrücklich über die Schlucht spannt.


Alt Bad Pfäfers: Geschichte und Erholung
Nach etwa 60 Minuten erreicht man Alt Bad Pfäfers. Alt Bad Pfäfers ist ein wahrhaft einzigartiger Ort, der Historie, Architektur und Naturerlebnis vereint. Das Gebäude, das man heute bewundern und kostenlos besichtigen kann, stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und diente einst als Bade- und Kurhaus. Hierher kamen Gäste aus nah und fern, um die heilende Wirkung des Thermalwassers zu erleben, das aus der Tamina-Quelle sprudelt. Mit einer konstanten Temperatur von 36,5 Grad Celsius galt das Wasser schon damals als ein Wunder der Natur.

Das Gebäude selbst beeindruckt durch seine historische Bauweise und die idyllische Lage am Eingang zur Tamina-Schlucht. Es beherbergt heute ein kleines Museum, das die Geschichte des Bades und der Region lebendig werden lässt. Im Museum erfährt man nicht nur, wie die Gäste früher untergebracht wurden, sondern auch, welche medizinischen Behandlungen angeboten wurden. Es wird deutlich, welche Bedeutung die Heilquelle für die Entwicklung des Tourismus und der Medizin in der Region hatte.


Besonders charmant ist der kleine Innenhof des Gebäudes, der von hohen Mauern und üppigem Grün umgeben ist. Hier kann man sich eine kurze Pause gönnen, bevor man den kostenpflichtigen Teil der Tamina-Schlucht betritt. Zudem sind der Besuch der Baderäume im Untergeschoss und des riesigen Dachbodens empfehlenswert. Wer einen Stopp einlegen möchte, kann hier das Restaurant besuchen oder an den Picknicktischen Platz nehmen, um zu verweilen.


Die Tamina-Schlucht: Ein Naturwunder zum Staunen
Direkt hinter Alt Bad Pfäfers startet der kostenpflichtige Teil der Tamina-Schlucht (Tickets für CHF 5 kannst du neben dem Eingang zum Restaurant kaufen), der zugleich der spektakulärste Abschnitt ist und zur Thermalquelle führt. Die Schluchtwände sind in diesem Abschnitt besonders eng, und es tropft von oben herab – ein faszinierendes Schauspiel der Natur. Der Weg ist gut ausgebaut, teils führt er durch Tunnels, teils entlang schmaler Pfade, flankiert von beeindruckenden Felswänden. Zwischendrin ist der Weg eher spärlich beleuchtet, was zur mystischen Stimmung beiträgt. Wenn du unsicher beim Laufen sein solltest oder auch ältere Wanderer nehmen hier am besten eine kleine Taschenlampe mit, um den Weg auszuleuchten.



Besonders auffällig ist die hohe Luftfeuchtigkeit in der Schlucht, die das Atmen angenehm frisch macht, aber auch dafür sorgt, dass die Kleidung schnell feucht wird. Ein Regenschirm oder wasserabweisende Jacke sind hier sehr hilfreich. Immer wieder öffnen sich kleine Nischen und Aussichtspunkte, die atemberaubende Blicke auf das tosende Wasser der Tamina freigeben. Zudem ist es sehr kalt, so dass es sich empfiehlt, nicht nur im kurzen T-Shirt hier durchzulaufen. Erst ganz am Ende des 450 Meter langen Wegs erreichst du die Thermalquelle, wo es sogleich merklich wärmer wird. Diese ist ein wenig unspektakulär, da man nicht allzu viel davon zu sehen bekommt. Der Rest der Schlucht ist dafür umso beeindruckender und wirklich sehr empfehlenswert!
Die Schlucht kann nur in der Saison von Anfang Mai bis Mitte Oktober besucht werden, da sie wegen Steinschlaggefahr im Winter geschlossen bleibt. Selbst während der Saison ist es wichtig, sich im Voraus zu informieren, ob die Schlucht geöffnet ist, da Steinschläge gelegentlich zu temporären Sperrungen führen können. An diesem Tag war alles sicher, und ich konnte das Naturwunder in vollen Zügen genießen.


Der steile Aufstieg nach Pfäfers: Treppen, die es in sich haben
Von Alt Bad Pfäfers führt der Weg in der Direttisima nach oben, da man nun die Schlucht verlässt. Ein steiler Pfad mit unzähligen Treppenstufen wird dich nun die nächsten 20 Minuten begleiten. Der Aufstieg ist kräftezehrend, aber die Anstrengung lohnt sich. Für mich ist es das ideale Training für meinen nächsten Everesting-Anlass, aber vor allem jüngere Kinder und Wanderanfänger werden hier keine allzu grosse Freude versprühen.
Eine gute Grundkondition ist hier von Vorteil, ebenso wie festes Schuhwerk. Der Weg ist sehr gut gesichert, aber gelegentlich auch schmal. Er ist nie ausgesetzt, aber eine gewisse Trittsicherheit sollte vorhanden sein. Bei der Hälfte vom Aufstieg überquerst du eine kleine alte Brücke mit einer interessanten Informationstafel, die dir einen der früheren Einstiege in die Schlucht aufzeigt.


Dann endlich sind die Treppenstufen geschafft und mein Fitnessprogramm auf dem Stepper ist damit erledigt. Oben befindet sich eine kleine Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten, die man mit Kindern als Picknickgelegenheit nutzen könnte, um sie für die Stufen zu motivieren. Nun hast du die Höhenmeter der heutigen Tour geschafft und der Weg verläuft ohne grossen Höhenverlust parallel zur Schlucht in Richtung Bad Ragaz.


Pfäfers: Ein Bergdorf mit Charme
Pfäfers selbst ist ein idyllisches Bergdorf, das vor allem durch seine barocke Klosterkirche und die traditionellen Häuser besticht. Hier lohnt es sich, im Klostercafé eine kleine Pause einzulegen. Auch die Klosterkirche von Pfäfers ist einen Besuch wert. Sie beeindruckt mit ihrer prunkvollen Innengestaltung und ihrer langen Geschichte, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht.
Wer möchte, kann in Pfäfers auch die Umgebung weiter erkunden. Es gibt kleinere Wanderwege, die durch umliegende Wiesen und Wälder führen und immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die Schweizer Alpen und das Rheintal bieten. Besonders an klaren Tagen ist der Panoramablick ein absolutes Highlight.


Ich würde empfehlen, dass du ab Pfäfers den stündlich verkehrende Bus nach Bad Ragaz nimmst. Ich habe die Tour noch etwas verlängert und die Burgruine Wartenstein besichtigt. Der Blick von dort ins Rheintal ist wirklich schön, jedoch ist der Rest vom Wanderweg eher steil und unspektakulär. Ich würde daher eher noch einen kleinen Spaziergang durch Bad Ragaz und seine Parkanlagen und hübsche Innenstadt empfehlen, um dort die Tour zu beenden.



ECKDATEN
Dauer | 4 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 521 m ↘ 521 m |
Länge | 13 km |
Schwierigkeit | T2 |
Lage | St. Gallen, Schweiz |
Genaue Route | Bad Ragaz – Alt Bad Pfäfers – Taminaschlucht – Pfäfers – Burgruine Wartenstein – Bad Ragaz |
Tour durchgeführt im | Mai 2025 |
Geeignet für Kinder | Der Weg bis nach Alt Bad Pfäfers ist sehr einfach und kann mit Kindern jeden Alters gemacht werden. Alternativ gibt es auch einen Bus ,der direkt dahin fährt. Nach der Schlucht steiler Weg mit vielen Treppen und schmalen Aufstiegen. Am besten ab ca. 8 Jahren. |