Rigi Hochflue Wanderung: Anspruchsvoller Gratweg mit Aussicht
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T5
1301m
607m
06:00
Jun-Okt
7.3km
Spannende und anspruchsvolle Wanderung – sowohl konditionell als auch technisch. Sehr einsame Tour – nur auf dem Gipfel ist es etwas voller, da hier 3 verschiedene Wanderwege zusammenkommen. Die hier vorgestellte Wanderung führt über einen steilen Aufstieg, einen mit Ketten gesicherten Abschnitt über Steinplatten, den Gipfel der Hochflue und anschließend entlang eines anspruchsvollen Gratwegs bis zur Obertimpel.
Die Tour ist konditionell und technisch fordernd, bietet dafür alpine Stimmung und eindrucksvolle Ausblicke. Du bist relativ flexibel in der Routenplanung, da es eine Vielzahl an Möglichkeiten rund um die Rigi Hochflue gibt. Zudem hilft die Seilbahn am Urmiberg beim Abstieg, wenn deine Beine bereits müde sind.
An einem klaren Herbsttag starten wir an einem Parkplatz am See. Zuerst fahren wir am (privaten) Parkplatz vom Tauchverein vorbei und kurz danach finden wir eine Einbuchtung, um das Auto abzustellen. Wer mit dem Bus anreist, ist etwas flexibler beim Abstieg und vermeidet so den 2 Kilometer langen Rückweg entlang der Strasse.
Aufstieg über das Berghaus Bärfallen
Der Weg beginnt in lichten Wäldern und über Wiesen. Laub bedeckt den Boden, teils feucht und rutschig – besonders im Herbst. Die Steigung zieht kräftig an, jeder Schritt erfordert Aufmerksamkeit. Die Sonne wirft warmes Licht auf die herbstlich gefärbten Wälder und Wiesen, die Luft ist frisch, aber angenehm. Der Weg beginnt bereits am Seeufer steil und behält seine Steilheit bis zum Gipfel. Die ideale Route, um die Waden zu trainieren oder aber auch alleine unterwegs zu sein. Der Wanderweg ist ziemlich unbekannt, so dass du wohl kaum anderen Wanderern begegnen wirst.
Unterwegs passieren wir das Berghaus Bärfallen, eine einfache, charmante Bergbehausung inmitten der Wiesen. Hier lohnt sich ein kurzer Halt, um den Blick ins Tal in Richtung Brunnen zu genießen und für ein kühles Getränk einzukehren. Zudem gibt es einen Brunnen vor der Hütte, in welchem du deine Trinkflasche auffüllen kannst. Das Berghaus ist jedes Wochenende von Ostern bis Ende Oktober geöffnet.
Nach der Hütte bleibt das Gelände steil. Der Untergrund auf Laubmatten kann glitschig sein, Trittsicherheit ist entscheidend. Mit jedem Schritt öffnet sich der Blick auf die umliegende Landschaft, die herbstliche Stimmung verstärkt den Eindruck von Weite und Ruhe.
Bald erreichen wir die Waldgrenze und erreichen eine herrlich gelegene Alp. Hier lassen wir uns nieder und geniessen unser mitgebrachtes Picknick – direkt mit Seeblick! Den Gipfel der Rigi Hochflue können wir bereits erblicken. Von hier unten sieht es gar nicht mehr so weit aus, aber es sind noch weitere 60 Minuten, bis wir am Gipfel stehen werden.
Hinter der Alp führt der Wanderweg ein weiteres Mal sehr steil bergauf, bevor er leicht abflacht. Wir gelangen in alpineres Gelände und laufen direkt unterhalb der Felsen entlang.
Kettenpassagen vor dem Gipfel
Vor dem Gipfel folgt ein markanter Abschnitt: ein Wanderweg über Steinplatten, gesichert mit Ketten. Technisch anspruchsvoll, besonders bei feuchtem Untergrund, verlangt dieser Abschnitt konzentriertes Gehen. Die Sonnenseite der Platten ist meist trocken und griffig, die Nordseite dagegen feucht und rutschig. Trittsicherheit ist notwendig, die Passage vermittelt alpinen Charakter, ohne dass es bereits ein Grat ist.
Diese Passage ist bestens gesichert und kann sowohl im Aufstieg wie auch Abstieg gut gemeistert werden.
Gipfelbereich Rigi Hochflue
Am Gipfel der Hochflue eröffnet sich die Aussicht. Die felsige Gipfelzone ist karg, von einzelnen Latschen und Gräsern durchzogen. Das warme Licht des Herbsttages betont die Kontraste der Felsen. Der Wind ist spürbar, die Ruhe und Weite prägen den Moment. Wir haben fast keine anderen Wanderer beim Aufstieg getroffen, dafür ist hier oben so einiges los. Immerhin führen hier 3 Wanderwege zusammen, so dass es verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten gibt.
Gratweg nach dem Gipfel
Vom Gipfel aus beginnt der eigentliche Gratweg, der als T5- klassifiziert ist und den Höhepunkt der Tour darstellt. Der Pfad verläuft über schmale Felsbänder und ausgesetzte Abschnitte, die unter Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und hoher Aufmerksamkeit zu bewältigen sind.
Die Sonnenseite des Grats ist meist trocken, die Nordseite oft feucht und rutschig, insbesondere an einem Herbsttag mit Laub oder Tau. Unter den Füßen wechseln schmale Felsplatten, Kanten und grasbewachsene Passagen, links und rechts fallen die Hänge steil ab. Sicherungshilfen wie Ketten oder Drahtseile sind vorhanden, ersetzen aber nicht die eigene Vorsicht.
Dieser Grat vermittelt alpines Erlebnis: Jeder Schritt erfordert Konzentration, gleichzeitig öffnet sich ein weiter Blick auf Tal und umliegende Berge. An einem markanten Wegweiser biegt der Pfad nach links ab und zeigt steil einen kleinen Klettersteig hinab. Da dies der einzige Weg zu sein scheint, muss es hier wohl runter gehen. Uiuiui, bergauf wäre das sicherlich angenehmer gewesen.
Es folgt ein weiteres spannendes Stück entlang eines Stahlseils. Lange kann man dies nicht anfassen, da es durch die schattigen Lage sehr kalt ist! Aber hier sollte man eh nicht allzu lange brauchen und besser schnell machen, um nicht zulange darüber nachzudenken.
Nach diesem überaus spannenden Wegstück öffnet sich der Blick und der Grosse Mythen ist in der Ferne zu erblicken. Wow – was für ein Anblick – inbesondere in Kombination mit den herbstlichen Farben! Aber wir konzentrieren uns besser auf den Weg, der hier nämlich auf steilem Schotter bergab führt und unserer vollen Konzetration bedarf. Zwischendrin setzen wir uns auch mal auf den Popo und rutschen so weiter voran. So richtig sicher fühlen wir uns in diesem Gelände nicht mehr, zumal es sehr feucht und rutschig ist. Dies, obwohl es weder heute noch am Vortag geregnet hat.
Es folgt die nächste Schlüsselstelle – ein schmaler Grat, der auf beiden Seiten steil bergab fällt. Als wir diesen jedoch erreicht haben, war er harmloser als er von oben aussah. Nach diesem Stück wird der Weg weniger anspruchsvoll und führt grösstenteils durch Wald. Trotzdem müssen wir uns weiterhin konzentrieren, da der Weg rutschig ist und jeder Schritt vorsichtig gesetzt werden muss.
Mal führt der Weg knapp an einer Felskuppe entlang, mal an einem Stahlseil bergab. Einige Male müssen wir die Hände dazunehmen und auch wieder auf dem Popo rutschen.
Zwischendrin haben wir bereits über ein mögliches Umkehren gesprochen, da wir uns in diesem Gelände nicht wirklich sicher fühlen. Der uns bevorstehende Rückweg ist aber gar nicht attraktiv, da wir zuerst wieder den steilen Weg zurückmüssten inklusive Stahlseil und ungesichertem Klettersteig und danach ein Abstieg von 1300 Höhenmeter in weiterhin steilem und rutschigen Gelände absolviert werden müsste. Die Aussicht auf den verbleibenden Gratweg und der darauffolgenden Fahrt mit der Seilbahn ist dann doch attraktiver, so dass wir hier jetzt einfach durchmüssen.
Gegen Ende des Gratwegs werden wir mit einer Farbexplosion an Herbstfarben belohnt und wir können den Ausblick mehr und mehr geniessen. Wir haben es wahrhaftig geschafft und dieser für uns überaus anspruchsvolle Weg hat uns weiter zusammengeschweisst!
Nachdem wir den Grat hinter uns gelassen haben, verlassen wir den Wald und laufen auf einer Wiese steil bergab. Am Fuss der Wiese treffen wir auf ein kleines Kreuz mit einer Bank. Diese kennen wir bereits, da wir die Tour zur Hochflue bereits schon im Frühling diesen Jahres unternehmen wollten. Wir sind damals von Brunnen aus gestartet und bis zu dieser Stelle gekommen. Von hier aus sahen wir, dass noch Schnee auf dem Wanderweg lag und trafen zudem einen uns entgegenkommenden Wanderer, der uns ohne Steigeisen von der Tour abriet. Wir sind froh, dass wir es damals nicht weiter probiert hatten und bereits hier umgedreht sind. Bei Schnee und Eis ist der Gratweg eher nicht zu empfehlen!
Von hier läuft man in ca. 25 Minuten bis zur Bergstation der Seilbahn Timpel. Diese führt dich in wenigen Minuten hinab ins Tal. Unbedingt Bargeld mitnehmen, da keine Kreditkarten akzeptiert werden! Zudem hat es an der Bergstation ein herrlich gelegenen Restaurant mit einem umwerfenden Blick. Beachte bei deiner Tourenplanung, dass die letzte Bergfahrt um 18 Uhr stattfindet.
Tipp: Die von uns durchgeführte Tour war eigentlich in der anderen Richtung geplant und ich würde sie auch beim nächsten Mal so gehen. Der Gratweg ist sicherlich im Aufstieg angenehmer als im Abstieg. Wir haben kurzzeitig umgeplant, da es meinem Mann im Aufstieg nicht gut ging und er daher den kürzeren Weg zum Gipfel laufen wollte.
ECKDATEN
| Dauer | 6 Stunden |
| Höhenunterschied | ↗ 1301 m ↘ 607 m |
| Länge | 7.3 km |
| Schwierigkeit | T5- |
| Lage | Schwyz, Schweiz |
| Genaue Route | Langmatt – Rigi Hochflue – Gratweg – Obertimpel |
| Tour durchgeführt im | Oktober 2025 |
| Geeignet für Kinder | Besser nicht. Mit bergerfahrenen, trittfesten Teenagern bestimmt möglich, aber mit jüngeren Kindern würde ich hier nicht langlaufen wollen. |
| Buchempfehlung | Rother Wanderführer Zentralschweiz |