Meraner Höhenweg mit Kindern Tag 4: Vom Eishof nach Pfelders
Silvie Kommentare 0 Kommentare
Die Etappe vom Eishof führt zum höchsten Punkt des Meraner Höhenwegs – dem Eisjöchl. Die einzige Etappe des Originalwegs mit alpinem Gefühl und damit wird sie auch zu meiner Lieblingsetappe. Nach den ersten 3 Tagen wunderbaren Höhenwegs mit tollen Tiefblicken ins Tal wird es bei dieser Etappe deutlich steiler und felsiger. Die neu gebaute Stettiner Hütte lädt zu einem Zwischenhalt ein, bevor der lange Abstieg nach Pfelders zu bewältigen ist.
Nach dem interessanten Abendessen sind wir gespannt, was das Küchenteam sich zum Frühstück überlegt hat. Wir sind etwas enttäuscht, als wir das spärliche Frühstücksbüffet sehen. Sobald wir aber am Tisch sitzen, wird uns eine warme Zimtschnecke pro Person auf den Tisch gestellt – die duften wirklich herrlich! So lässt sich der Tag wunderbar starten und bald schon sind wir wieder unterwegs. Wir durchqueren die Pferdeweide – wohl jeder Wanderer hat ein Foto von ihnen vorm Eisjöchl auf seiner Kamera! Nachdem es anfänglich nur leicht bergauf ging und wir uns so perfekt warmlaufen konnten, nimmt die Steigung langsam zu.
Auch die heutige Etappe ist gut besucht, aber es verteilt sich recht gut auf dieser Seite des Jöchls. Gemächlich läuft jede Gruppe in ihrem Tempo hoch – gesprochen wird aber nicht mehr viel. Der Weg ist wirklich wunderschön angelegt und schlängelt sich in zahlreichen Kehren den Berg hoch.
Die Kinder sind heute erstaunlich schnell unterwegs und auch bestens gelaunt, so dass wir während des ganzen Aufstiegs gemütlich plaudern. Bald ähnelt der Weg einer alten Römerstraße – zahlreiche riesige Steine wurden hier verlegt und es ist herrlich (fast schon bequem), auf diesen zu laufen und an Höhe zu gewinnen. Je höher wir kommen, umso dramatischer wird die Landschaft und der Blick zurück ist Pfossental ist eindrücklich – wow, schau mal, wie viel Höhe wir schon gewonnen haben!
Überraschend schnell erreichen wir das Eisjöchl und hier fegt ein eisiger Wind. Dies ist die neuralgische Stelle für viele Wanderer, hat das Eisjöchl doch weit in den Sommer noch Schneereste, welches den Aufstieg erschwert und zusätzliche Ausrüstung benötigt. Vom Eisjöchl sind es nur noch ein paar Minuten bis zur gerade eröffneten Stettiner Hütte. Die ursprüngliche Hütte wurde 2014 von einer Schneelawine zerstört (in der Hütte gibt es einen Bildband mit eindrücklichen Bildern von diesem Ereignis). Wir sind etwas gespalten, ob uns der umstrittene Neubau der Hütte gefallen soll oder nicht. Von innen ist die Hütte mit ihrer modernen, hellen Holzarchitektur mit den riesigen Fenstern wirklich eindrücklich, aber von außen schaut es wie ein verrosteter, alter Kasten aus. Ein unglaublich hoher Standard wurden innen verbaut und die Theke mit Zapfhahn und modernster Küche mit automatischer Schiebetür erinnert an ein Restaurant in einem Skigebiet.
Da wir schneller als erwartet auf der Hütte angekommen sind und es noch keine Mittagszeit ist, legen wir nur einen kurzen Stopp mit einer aufwärmenden Suppe und Getränk ein (es ist hier oben wirklich kalt!) und laufen bereits nach 30 Minuten weiter. Es steht ein wirklich langer, teilweise steiler Abstieg bevor und mehrmals in den nächsten Stunden werden wir uns freuen, dass wir die Tour im Uhrzeigersinn laufen und diese Strecke bergab laufen können. Uns kommen unzählige Tagesausflügler entgegen und je weiter oben wir sie treffen, umso erschöpfter sehen sie aus.
Der Abstieg ist (wie auch schon der Aufstieg zum Eisjöchl) hervorragend angelegt und problemlos zu laufen. Auch hier gibt es wirklich breite Wege, häufig mit riesigen Steinen ausgelegt, so dass es fast wie eine kleine Straße wirkt. Die Blicke in Richtung Pfelders sind nicht weniger dramatisch als auf der anderen Seiten.
Die Schlüsselstelle des heutigen Tages steht uns noch bevor – wir hatten im Wanderführer davon gelesen. Es ist ein kurzes steiles Stück, bei welchem der Einsatz von Wanderstöcken durchaus hilfreich ist. Links ist eine Kette angebracht, an welcher wir zusätzlichen Halt bekommen. Nach 10 Metern ist der Spuk vorbei – oha, das soll es schon gewesen sein? Ungläubig schauen mich die Kinder an und lachen mich aus. Bin ich froh, dass sie an Wanderungen gewohnt sind und auch dieses Stück als leicht empfunden wurde! In Zukunft werde ich das Wort Schlüsselstelle nicht mehr erwähnen – die Wahrnehmung der Schwierigkeit ist ja sowieso meist eine subjektive.
Wir nähern uns der Lazinser Alm und langsam wird es aber auch Zeit für die wohlverdiente Mittagspause. Es steht jedoch noch das letzte Steilstück bevor und das zieht sich echt in die Länge. Der Weg wurde hier vor kurzem neu angelegt, da der alte verrutscht war. In der Ferne sehen wir 2 Wanderer auf dem (gesperrten) alten Weg beim Hochlaufen – wie weit diese wohl kommen werden? Bereits aus weiter Entfernung hören wir Südtiroler Volksmusik, die immer wieder zu uns emporgetragen wird. Aha, das nächste Konzert findet hier statt – auch wenn uns die Musik am Vortag viel besser gefallen hat. Bei der Alm treten 2 junge Männer Anfang 20 auf und singen sich durch die ganze Welt der Südtiroler Liebesschnulzen. Irgendwie ein wenig unglaubwürdig in diesem Alter – aber sie sind voller Leidenschaft dabei und singen lautstark während unseres gesamten Mittagessens. Dieses ist übrigens hervorragend und wir möchten am liebsten gar nicht mehr weiter. Unser Jüngster hat noch Energie übrig und tobt sich auf dem Trampolin aus, während unser Ältester sogar noch ein fettes Stück Kuchen als Nachspeise bestellt. Er hat es mehr als verdient nach der heutigen Tour!
Von der Lazinser Alm ist es nicht mehr weit bis nach Pfelders und der Weg führt im leichten Abstieg ins Pfelderer Tal. Die Neigung ist eine Erleichterung nach den letzten Stunden und so können wir die letzte Stunde des Tages so richtig genießen!
Pfelders ist ein kleiner Urlaubsort mit 2 Skiliften und wird auch im Sommer von Touristen dominiert. Es gibt eine riesige Auswahl an Unterkünften und bei der Buchung wurden mit alle erdenklichen Preisklassen angezeigt. Ich habe mich für den „Thomashof“ entschieden und hatte eine super Wahl getroffen. Unser 4-Bett-Zimmer bietet einen riesigen Balkon, ein tolles, modernes Bad mit heißer Dusche und einen Blick auf die schnuckelige Dorfkirche. Alle 15 Minuten bewegen sich die Figuren und schlagen gegen kleine Glöckchen – was für ein Spass zum Beobachten (nachts glücklicherweise nicht!). So verbringen wir eine erholsame, letzte Nacht auf dem Höhenweg.
Möchtest Du mehr über den Meraner Höhenweg erfahren? Ich habe all unsere Etappen von unserer Fernwanderung auf dem Meraner Höhenweg beschrieben. Dort findest Du auch Infos zu Kosten, Planung und eine Packliste.
ECKDATEN
Dauer | 6:00 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 859m ↘ 1283m |
Länge | 17.4 km |
Schwierigkeit | Anspruchsvoll, T2 |
Lage | Südtirol, Italien |
Genaue Route | Eishof – Stettiner Hütte – Pfelders |
Tour durchgeführt im | August 2022 |
Geeignet für Kinder | Ab ca. 6 Jahren geeignet. Technisch nicht anspruchsvoll, immer breite Wege. Langer Anstieg und vor allem langer Abstieg. Mit jüngeren Kindern besser auf der Stettiner Hütte übernachten und erst am nächsten Tag absteigen. |
Kosten | Total: 274 Euro, Zwischensnack Stettiner Hütte: 25 Euro, Mittagessen (Lazinser Alm): 70 Euro, Unterkunft Thomashof (inkl. Frühstück): 164 Euro, Eis (Pfelders, war gleichzeitig das Abendessen): 15 Euro |
Buchempfehlung | Meraner Höhenweg |