Konditionell anspruchsvolle Schneeschuhwanderung im Glarnerland von der Bergstation der Seilbahn Mettmen hoch zur SAC Leglerhütte. Der abwechslungsreiche Aufstieg entlang von Markierungsstangen führt zur traumhaft gelegenen Hütte mit Blick auf 192 Berggipfel. Die Hütte liegt im Freiberg Kärpf, dem ältesten Wildschutzgebiet Europas.
Wir haben einen arbeitsfreien Freitag im März und nach meiner Internetrecherche finde ich heraus, dass heute sowohl die Seilbahn, als auch das Zubringertaxi fährt und die Leglerhütte geöffnet ist. Die Tour schwirrte schon lange in meinem Kopf herum, aber die kostenintensive Anreise (CHF25 fürs Taxi und CHF20 für die Seilbahn plus Zugticket) hielten mich bisher immer davon ab. Da aber der Winter 2023 eher mager ausfiel und somit Anfang März kaum Schnee lag, wurde die Hütte langsam wieder interessanter. Zumal es vor ein paar Tagen Neuschnee gab und es auch bereits eine Spur geben sollte.
So reserviere ich am Vortag telefonisch den Mettmenbus. Beim Preis von CHF25/Person/Retour schluckt man erstmal, aber beim Gespräch mit dem Busfahrer wird mir klar, dass es in einem Winter mit wenig Schnee und demzufolge wenigen Gästen ein Verlustgeschäft für das Taxiunternehmen ist, da es keinerlei Unterstützung von der Stadt, der Bahn oder vom oben gelegenen Hotel Mettmen erhält. Bei den heutigen Straß enverhältnissen hätten wir auch problemlos mit dem eigenen Auto hochfahren können, aber häufig ist die Straß e komplett vereist oder zugeschneit und wird damit zur Schlitterpartie.
Nach der kurzen Fahrt mit der knallroten Seilbahn erreichen wir Mettmen und das neugebaute schicke Hotel. Hinter dem Hotel startet der Schneeschuhweg und wir legen unsere Schneeschuhe an und aktivieren das LVS. Unsere Sonde und Schaufel haben wir im Rucksack und sollten bei dieser Tour nicht fehlen.
Nach ein paar Minuten haben wir den Garichti Stausee erreicht, an dessen Ende wir entlanglaufen. Wir kommen an einigen Bänken und einer Grillstelle vorbei. Im Sommer ist hier oben ein tolles Wander- und auch Klettergebiet und wer mit jüngeren Kindern unterwegs ist, kann auch nur die kleine Seeumrundung als Familienausflug einplanen.
Der See ist aktuell mit Schnee bedeckt, aber nicht vollständig zugefroren. Wir können 2 gesicherte Löcher in der Schneedecke entdecken (ich hatte gelesen, dass dies ein beliebter Spot für Eistaucher sei). Wir umrunden den See und folgen dem wunderschön angelegten Wanderweg, der sich am Seeufer durch den Wald schlängelt. Der Weg ist immer breit genug und wir kommen an unzähligen kleinen gefrorenen Wasserfällen vorbei.
Wir passieren einen eindrücklichen, blau schimmernden Wasserfall, der sich unterhalb des Wanderwegs befindet. Kurz dahinter befindet sich ein Tierbeobachtungsposten, der auch im Winter zugänglich ist. Auf Infotafeln wird der Besucher über die einheimische Tierwelt informiert. Der kurze Umweg zum Holzhäuschen lohnt sich unbedingt – man hat einen tollen Blick von hier oben!
Der Weg bis zum Aussichtspunkt stieg stetig und langsam an und so haben wir bereits 150 Höhenmeter absolviert. Es folgt ein kurzes flaches Stück entlang eines kleinen Bächleins und wir erreichen die Niedernalp mit den 3 Häusern, deren Dächer mit einer perfekten Schneedecke bedeckt sind. Hinter den Häusern folgt dann der Anstieg in Richtung Leglerhütte, der ab hier kontinuierlich steil ansteigt. Wer mit jüngeren Kindern unterwegs ist, könnte die Häuser als Ziel der Tour nehmen, hier eine Pause einlegen und dann wieder umkehren.
Ab hier sind ausreichend Markierungsstangen gesetzt, an denen sich die Tourengänger orientieren können. Der Weg schlängelt sich den Berg empor und wir begegnen heute erstaunlich vielen Skitouren- und auch Schneeschuhgängern. Dies ist verständlich, da wir uns heute eine landschaftlich wirklich schöne Tour ausgesucht haben!
Wir queren entlang eines Hangs, an welchem immer wieder Schnee hinabrollt. Diesen lassen wir besser schnell hinter uns. Beim Rückweg sehen wir dann, dass weiterer Schnee hinuntergerollt ist – diesen Abschnitt sollte man besser schnell durchqueren und auch nicht allzu spät am Nachmittag.
Wir erreichen eine kleine Kuppe (Sunnenbergfurggele) und stellen uns in unserer Fantasie vor, dass die Hütte direkt dahinter erscheint. Leider ist von dieser immer noch nichts zu sehen und es folgt ein weiterer steiler Aufstieg zu einer Krete. Nachdem dieses Stück abgeflacht ist, geht es mit einer weiteren Linkskurve um den Unteren Chärpf herum und endlich entdecken wir ein Schild mit der Aufschrift „Leglerhütte“. Diese ist bereits auch in der Ferne auszumachen und nach wenigen Minuten ist die Hütte erreicht.
Seit dem Umbau 2007 ist die modernste aller Glarner Hütten sowohl im Winter wie auch im Sommer zu einem Publikumsmagneten geworden. Die alte Hütte wurde erhalten und mit einem modernen Neubau ergänzt, der viel Glas aufweist. Somit punktet die Hütte mit erhöhtem Komfort, Familienzimmern, der Tödi-Suite (einem kleinen 2-Bett-Zimmer) und hat einen Ruf für sehr gutes Essen. Bei meinem ersten Besuch (damals im Sommer) war ich von den Trockentoiletten fasziniert, die ich zum ersten Mal in dieser Form sah. 5x treten und der Toilettengang ist erledigt.
Die Hütte ist heute geöffnet und so hat das Hüttenwartspaar ein paar Tische zwischen den Schnee gestellt. Wer Zeit hat, übernachtet am besten (vor allem mit Kindern empfehlenswert), um den Abstieg besser am nächsten Tag in Angriff zu nehmen.
Da wir die Seilbahn um 16 Uhr erreichen müssen, um unser verabredetes Taxi zu schaffen, fällt unsere Pause leider nur sehr kurz aus. Dafür ist der Blick von der Hütte umwerfend und diesen genießen wir während unserer 30-minütigen Pause. Zu sehen sind unter anderem Tödi, Clariden, Vrenelisgärtli und der Ortstock.
Der Abstieg folgt entlang der Aufstiegsspur und der Schnee ist im Laufe des Tages merklich weicher geworden.
Schnell queren wir unterhalb des Hanges, an welchem immer mehr Schneeblöcke herunterkullern.
Wie immer geht der Abstieg viel schneller als der Aufstieg, aber der Weg zieht sich ziemlich in die Länge und so benötigen wir die veranschlagten 2 Stunden für den Abstieg. Wir erreichen den Wanderweg oberhalb des eindrucksvoll gefrorenen Wasserfalls und immer noch kommen uns Schneeschuhgänger entgegen. Der Weg ist von der Sonne ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und nicht wirklich angenehm zu laufen. Wir beeilen uns, an dieser Stelle vorbeizukommen – auch hier sehen wir Schnee bergabrollen und der Weg wird immer schmaler und weicher.
Wir erreichen den Stausee und legen dort noch eine letzte kurze Trinkpause ein, bevor wir auf zur Bahn laufen. Bei dieser informiert man zuerst das Personal an der Talstation, die dann oben das Tor öffnet, damit man einsteigen kann. Unten wartet bereits unser Busfahrer und so fahren wir angeregt plaudernd mit ihm zum Bahnhof Schwanden. Er erzählt von den 60er Jahren, wo es auf dem Berg noch 5m Schnee hatte und im Tal auf 600m auch regelmäßig 2m Schnee. Am heutigen (warmen) Tag nur schwer vorstellbar!
Kinder im Teenager-Alter, die bereits Erfahrung mit Schneeschuhwandern haben und die die notwendige Ausdauer für den Aufstieg haben, werden sicherlich Spass an der Tour haben. Mit jüngeren Kindern am besten nur ein Stück der Tour gehen.
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