Abenteuer auf der GR01 Santa Maria: Tag 2 von Malbusca nach Lapa
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T2
4:40
12.7km
677m
664m
Apr-Okt
Der zweite Tag offenbart die für uns landschaftliche schönste Etappe der Inselumrundung. Wirklich dramatische Küstenlandschaften wechseln sich ab mit Wasserfällen, Basaltlandschaften und toll gelegenen Badebuchten. Wir laufen durch kunstvoll angelegte Weinhänge und fühlen uns teilweise ans andere Ende der Welt versetzt und wandern durch Bilderbuchlandschaften.
Am zweiten Tag des Trekkings auf der Insel Santa Maria beginnt die Tour mit dem Verlassen der Hütte und dem kleinen Dorf entlang der Straße. Bald darauf führt der Pfad ins malerische Barreiro da Piedade, ein Schutzgebiet des Geoparks der Azoren. Die leuchtend rote Erde steht im starken Kontrast zu den sattgrünen Hängen. Der Weg setzt sich fort und führt durch eine Weide bergauf zu einem Aussichtspunkt. Dieser Abschnitt kann ziemlich verwirrend sein, da die Markierungen spärlich sind, daher ist es ratsam, eine Offline-Karte oder gpx-Track zur Orientierung zu nutzen. Im Zweifelsfall nimmt man den direkten Weg, der zuerst über eine Weide und dann steil einen Berg hinauf führt. Orientieren kann man sich am Aussichtspunkt, deren Betonstruktur bereits von weitem gut sichtbar ist.
Die Aussicht von dort oben ist atemberaubend und so legen wir gleich die erste Trinkpause ein. Der Weg führt von hier kurz steil bergab und verläuft dann weiter zum beeindruckenden Wasserfall Ribeira de Maloás. Dieser einzigartige Wasserfall fließt über Basaltlavaströme, die zu markanten Prismensäulen erstarrt sind. Mit einer Höhe von etwa 20 Metern ist dieser Wasserfall Teil des UNESCO Global Geoparks.
Der Wasserfall ist von einer wunderschönen Flora umgeben und viele Frösche leben in der Gegend. Ein Besuch in Ribeira de Maloas fühlt sich an wie ein Besuch auf einem anderen Planeten oder vielleicht wie eine Filmkulisse von Jurassic Park. Die Gesteinsformation erinnert mich an einen Urlaub in Island vor mittlerweile über 25 Jahren, wo es eine sehr ähnliche Formation gab – nur war dort der Wasserfall gefroren. Bei unserem heutigen Besuch tröpfelte nur etwas Wasser die Wand hinunter, liess die Steine aber dort tiefschwarz glänzen.
Hier am Wasserfall trafen wir das erste Mal auf andere Touristen und da es in der Nähe einen Parkplatz hat, ist hier ziemlich viel los. Es ist etwas ungewohnt, plötzlich wieder auf so viele andere Menschen zu treffen, wenn man den ganzen gestrigen Tag komplett alleine unterwegs war.
Der Weg verläuft weiter entlang der Küste und führt in wunderschöne Wälder. Wir passieren das nächste kurze Wegstück mit einem schlammigen Weg, – dieses Mal durch rote Erde, die einen tollen Kontrast zum knallgrünen Bambusgewächs bildete. Wir erreichen das Dorf Cardal und erhaschen zum ersten Mal einen Blick auf die geschützte südöstliche Ecke der Insel (Baia da Maia).
Ein besonderer Blickfang ist der beeindruckende Leuchtturm Farol de Gonçalo Velho, der von alten Steinweinbergen umgeben ist. Der Weg schlängelt sich durch die Weinberge hinunter zur Straße, von wo aus ein Abstecher zum Leuchtturm möglich ist.
Kurz vorm Leuchtturm legen wir unsere Mittagpause ein, können aber keinen so richtig geeigneten Punkt finden. So wählen wir einen Aussichtspunkt oberhalb des Leuchtturms und lassen uns dort auf der Mauer nieder. Es ist zwar sehr windig, aber wir haben dafür einen tollen Blick auf die Bucht. Da es auf der heutigen Etappe keine geöffnete Verpflegungsmöglichkeit gibt, haben wir uns am Vortag ein Sandwich im Supermarkt besorgt.
Der Ausblick vom Miradour da Pedreira da Tia Raulinha ist auf vielen Reiseführern zu sehen und die kunstvoll angelegte Strasse, die in zahlreichen Schlängellinien hinabführt ist wahrhaft ein tolles Fotomotiv. Während meine Familie an der Strasse wartet, mache ich einen kleinen Abstecher zum Leuchtturm. Leider steht man ziemlich bald vor einem verschlossenen Tor (Führungen sind nur Mittwochnachmittag möglich), so dass ich bald wieder umkehren muss.
Vom Leuchtturm aus gibt es auch einen steilen Abstieg zu den Resten einer alten Walfabrik. Da ich heute bereits genügend Höhenmeter eingeplant habe, lasse ich diesen aber aus und geniesse dafür den Blick von oben. Ich würde diesen kurzen Abstecher zum Leuchtturm unbedingt empfehlen (am besten die Rucksäcke vorne an der Strasse deponieren).
Von der Strasse vom Leuchtturm hat man bereits einen tollen Blick auf das nächste Dorf, an welchem die Wanderung vorbeiführt. Das kleine Dorf Maia liegt inmitten einer ziemlich dramatischen Landschaft. Diese bietet ein Farbspektakel mit ihren grünen Hängen, weissen Häusschen und dem türkisblauen Wasser des Ozeans.
Mal wieder führt der Wanderweg steil hinab an die Küste, dieses Mal durch Weinberge, welche kunstvoll durch Steinmauern abgegrenzt sind.
Wir passieren einen künstlichen Salzwasserpool, der es auch bei starkem Wellengang ermöglicht, im Meerwasser zu baden. Heute sieht er aber mit den hohen Wellen nicht allzu einladend aus und das Wasser im Mai ist sowieso auch viel zu kalt für uns.
Wir legen in Maia unsere Mittagspause ein und kehren im „Restaurante Prazeres da Maia“ ein. Wir haben zum Glück viel Zeit mitgebracht udn haben es auch nicht eilig. Unser Essen braucht nach der Bestellung über eine Stunde und der Kellner kommt mehrmals vorbei, um sich zu entschuldigen. Wer es also eilig hat, sollte hier besser keinen Stop einplanen. Es gibt alternativ noch eine kleine Snackbar direkt am Wasser (dort gab es allerdings nur Pommes und Chipstüten zum Kaufen). Das Essen im Restaurante ist jedoch sehr lecker und der Blick von der Terrasse wirklich grandios. Zudem dürfen wir auch unser Handys aufladen und unsere Wasserflaschen auffüllen.
Nach unserer Mittagspause führt die GR1 ein wenig an der Promenade entlang, bevor sie wieder in die Weinterrasse abbiegt. Hier lohnt sich aber noch ein kleiner Abstecher weiter geradeaus, bis man den Wasserfall Cascata do Aveiro am Ende der Strasse erreicht hat. Der höchste Wasserfall Portugal tröpfelt bei unserem Besuch zwar nur vor sich hin, ist aber mit 110 Metern sehr eindrücklich.
Ein kleiner Wanderweg ist dort kunstvoll über mehrere Brücken angelegt, um den Wasserfall zu erreichen. Dort hat es sogar einen Picknicktisch mit Bänken. Von hier laufen wir an der Strasse zurück, bis wir die Abzweigung zum Wanderweg sehen und dort steil bergauf abbiegen. Über zahlreiche Steinstufen gewinnen wir wieder an Höhe, um das Feriendorf Maia zu verlassen.
Der nun folgende Wanderweg ist zwar steil, macht aber Spass, da der Blick mit jedem Schritt schöner wird und man sich immer wieder umdrehen muss, um die surreale Landschaft zu bestaunen.
Es folgt der für mich schönste Abschnitt der gesamten Wanderung, als wir auf einem Höhenweg in Richtung Wasserfall laufen. Von hier ist die eindrückliche Höhe des Wasserfalls noch viel besser zu sehen als von unten und wir kommen uns wie auf Island vor. Oberhalb des Wasserfalls zeigt sich eine tiefgrüne leicht geneigte Wiesenlandschaft während unter uns tropische Gewächse zu finden sind. Der Höhenweg ist hier teilweise schmal und fällt steil bergab. Dies ist einer der Abschnitte, bei denen man bei nassem Wetter besser mit Wanderschuhen (anstelle von Jogging- oder Trailrunningschuhen) unterwegs ist, um die notwendige Trittsicherheit zu haben. Jüngere Kinder würde ich bei diesem Abschnitt auch eher an die Hand nehmen. Leider ist dieses Stück bereits nach einer Viertelstunde vorbei und wir stehen am oberen Teil des Wasserfalls. Ein kleiner Bach speist diesen und fliesst hier oben ziemlich unspektakulär entlang.
Von hier ist es nur noch ein kurzes Stück bis zu unserer heutigen Hütte Lapa, die als einzige Hütte keinen Meeresblick hat. Auch diese Hütte ist unglaublich liebevoll ausgebaut und unser Abendessen und Frühstück wartet bereits auf uns. Wie immer gibt es eine Sitzgelegenheit auf dem Rasen vor der Hütte, eine Abwaschmöglichkeit im Freien und die notwendige Infrastruktur im Inneren der Hütte.
Nachdem alle geduscht haben, nutzen wir die verbleibenden Sonnenstunden, um unsere gewaschenen T-Shirts, Socken und Unterhosen an der frischen Luft zu trocknen, damit wir für den nächsten Tag wieder frische Wäsche haben.
Nach dem Abendessen spielen wir noch eine Runde Karten und gehen dann früh ins Bett. Die Etappe heute hat uns müde gemacht, da es doch so einige Höhenmeter und auch Kilometer zu absolvieren gab.
ECKDATEN
Dauer | 4:40 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 677 m ↘ 664 m |
Länge | 12.7 km |
Schwierigkeit | Mittel |
Lage | Santa Maria (Azoren) |
Genaue Route | Malbusca – Lapa |
Tour durchgeführt im | April 2024 |
Geeignet für Kinder | Mit Kindern ab 8 Jahren geeignet. Diese Etappe braucht etwas Ausdauer. Weg beim Aufstieg neben dem Wasserfall (hinter Cascata do Aveiro) ausgesetzt. |
Buchempfehlung | Rother Wanderführer Azoren |