2-tägige Schneeschuhtour: Etappe 1 von Bergün zur SAC Keschhütte

2-tägige Schneeschuhtour: Etappe 1 von Bergün zur SAC Keschhütte

trekking

WT2

1267m

10m

5:00

Nov-Mär

8.9km

Die Schneeschuhtour von Bergün zur Keschhütte ist eine wunderschöne Möglichkeit, die winterliche Bergwelt der Bündner Alpen in vollen Zügen zu erleben. Ohne große technische Herausforderungen, aber mit einem gewissen konditionellen Anspruch, bietet die Tour alles, was das Herz eines Schneeschuhwanderers höher schlagen lässt. Die Hütte kann mit Schneeschuhen aus verschiedenen Richtungen erreicht werden, aber der Zustieg ist meist ca. 5 Stunden, so dass sich eine Übernachtung in der Hütte anbietet. Die Keschhütte ist ab März bewartet und bietet damit Skitourengehern und Schneeschuhläufern die perfekte Übernachtungsmöglichkeit.

Entdeckt habe ich die Tour bei Fernando, der sie als Tourenleiter auf seiner Webseite anbietet. Fernando habe ich bei meiner Ausbildung als esa Schneeschuhleiter getroffen, so dass ich mir noch ein paar Tipps vom ihm abholen konnte, bevor wir die Tour unternahmen.

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Anreise mit dem Zug – Eine entspannte Ankunft in Bergün

Unsere Reise begann bereits ganz entspannt mit einer Zugfahrt in die Bündner Berge. Die RhB brachte uns direkt nach Bergün, und schon während der Fahrt genossen wir die herrliche Aussicht auf die verschneite Landschaft. In Bergün angekommen, war die Welt aus Schnee und Berggipfeln eine wunderbare Kulisse für unser bevorstehendes Abenteuer. Vom Bahnhof aus machten wir uns direkt auf den Weg zum Ortszentrum, um erstmal beim lokalen Bäcker für einen kleinen Snack vorbeizuschauen. Dieser befindet sich genau am Hauptplatz neben dem Volg und ich kann ihn euch nur ans Herz legen – wir haben dort sehr feine Köstlichkeiten kaufen können. Das kleine Dörfchen Bergün kennen wir bereits von zahlreichen Besuchen und wir sind immer wieder gerne hier. Besonders faszinierend sind die Wandmalereien an den Häusern. Im Dorf tummelten sich heute viele Schlittler, da hier die sehr bekannte Schlittelstrecke Preda-Bergün vorbeikommt. Der ausgeschriebene Wanderweg zur Keschhütte startet auch ganz in der Nähe vom Dorfplatz, aber die Schneeschuhe lassen wir erstmal noch auf dem Rücken.

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Die ersten beiden Stunden verläuft der Weg entlang einer kleinen Fahrstrasse, teilweise auch daneben. Im Sommer fährt der Postbus bis nach Chants, so dass man sich diese doch eher monotone und langweilige Strecke sparen kann. Im Winter nutzt man diese Strecke am besten zum Warmlaufen – die Steigung ist stetig, aber moderat und man gewöhnt sich langsam an die doch dünnere Luft, wenn man direkt wie wir aus dem Flachland anreist.
 

Die Ruhe war allgegenwärtig – wir trafen den ganzen Tag keine anderen Wanderer oder Schneeschuhgeher, und wir konnten uns ganz auf die Natur konzentrieren. Der Weg führt durch einen Wald immer entlang des Sommerweges oder auf der Fahrstrasse. Wir passieren einen kleinen zugefrorenen Teich und es kommen Abschnitte vom Wanderweg, die vereist sind und bei denen Vorsicht geboten ist.

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Das Val Tours zieht sich ziemlich in die Länge und wir sind froh, als wir  den Wald verlassen und endlich die kleine Siedlung Punt d’Alp erreichen. Hier lassen wir uns für unsere Mittagspause nieder – es hat einige hübsche kleine Ferienhäuschen mit perfekten Pausenbänken vor der Tür. Somit wird unser Rucksack etwas leichter und wir bereiten uns mental auf den nun folgenden, doch relativ steilen Anstieg vor. Irgendwann muss es ja steil werden, wenn man über 1000 Höhenmeter zu absolvieren hat.

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Der Anstieg zur Keschhütte – Konditionell anspruchsvoll, aber gut zu bewältigen

Nach unserer ausgiebigen Mittagspause nimmt der Weg an Steigung zu. Hier legen wir die Schneeschuhe an und laufen ab hier fast durchgehend auf Schnee. Es gibt keine großen Herausforderungen, aber die kontinuierliche Steigung verlangt uns eine gewisse Anstrengung ab. Da es seit 2 Wochen keinen Neuschnee mehr gab, laufen wir auf festgefrorenem Schnee. So kommen wir gut voran, ohne uns durch tiefem, weichem Schnee durchkämpfen zu müssen. Auch wenn die Strecke technisch nicht schwierig war, wurde sie durch die stetige Steigung zunehmend konditionell fordernd.

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Während des Aufstiegs bot sich immer wieder ein fantastischer Blick auf die umliegende Bergwelt. Der Blick auf das weiße Tal und die schneebedeckten Gipfel, die sich am Horizont abzeichneten, war einfach atemberaubend. Die Stille der Berge und die unberührte Natur gaben uns das Gefühl, tief in der Wildnis zu sein – eine perfekte Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen und sich ganz auf die Wanderung und die Umgebung zu konzentrieren.

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Nach einem letzten Stück durch einen kleinen Wald gelangen wir in offeneres Gelände und die Landschaft wird weiter und breiter. Wir sind im Winterparadies gelandet und sind weitab von der Zivilisation. Auf der Webseite der Keschhütte hatten wir gelesen, dass es ab hier Markierungsstangen geben soll. Nach einer Weile entdecken wir diese (wir hatten typisch pinke Markierungsstangen erwartet, aber es sind einfache graue Holzstangen). Bei Nebel oder schlechter Sicht kann man sich aber nicht auf diese verlassen, da sie doch sehr weit auseinander stehen. Daher ist es am besten, wenn du dir den gpx-Track zu dieser Tour herunterlädst, den ich am Ende bei Outdooractive verlinkt habe.

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Die letzten Meter zur Keschhütte – Ein lohnender Zielpunkt

Nach einer letzten Pause setzen wir unseren Aufstieg fort. Die letzten Meter führten uns über einen Berghang, und der Weg wird immer steiler. Müdigkeit macht sich langsam bemerkbar, da wir mittlerweile fast 5 Stunden unterwegs sind. Die Hütte ist bereits seit einiger Zeit sichtbar und kommt nur langsam näher. Schließlich, nach einem letzten steileren Abschnitt, erreichten wir die Keschhütte, die sich malerisch in die winterliche Bergwelt einfügte.

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Die moderne, mit Holz verkleidete Hütte (2625m) liegt wie auf einem kleinen Adlerhorst. Bereits aus der Ferne sind die weitläufigen Solarpaneele auf diesem würfelförmigen Holzgebäude deutlich zu erkennen. Auf einer Fläche von 20 Quadratmetern wandeln Kollektoren Sonnenenergie in Warmwasser um. Zwei kleine Windräder decken fast den gesamten Strombedarf der Hütte ab. Die im Jahr 2001 neu errichtete Hütte gilt Musterbeispiel für nachhaltige Energieversorgung und modernes Hüttenmanagement in den Alpen gilt. Sie wurde mit dem Umweltzeichen der Europäischen Union ausgezeichnet und erhielt den Schweizer Solarpreis. Die Hütte bietet 92 Schlafplätze und ist damit eine der eher grösseren SAC-Hütten. Nachschub für die Hütte gibt es alle 10-14 Tage, so dass die Hüttenküche eher einfach gehalten ist.

Wir kennen die Hütte bereits aus einem Besuch im Jahr 2009, als unser ältester Sohn gerade 2 Jahre alt war und in den Bergen noch getragen wurde. Wir hatten ca. 50 Freunde nach unserer Hochzeit zu einem Wochenende hier oben eingeladen, um zu feiern. Als wir in die Hütte treten und alles von damals wiedererkennen, werde ich schon etwas sentimental. Während es draussen zwar noch sonnig, aber sehr windig und dadurch kalt ist, ist die Hütte im Inneren gemütlich warm. Wir wurden herzlich vom Hüttenteam empfangen und fühlten uns sofort wohl und freuten uns darauf, den Tag in dieser gemütlichen Berghütte zu verbringen.

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Die SAC Keschhütte – Ein perfektes Winterdomizil

Die Keschhütte ist ein wahrer Ruhepol in den Bergen. Es ist der perfekte Ort, um nach einem schönen, aber auch konditionell fordernden Tag zur Ruhe zu kommen. Was uns besonders begeistert hat: Das Hüttenteam hat die Zimmer nicht voll belegt, so dass wir zu Acht im 12-Bett-Zimmer übernachten durften und dadurch doch etwas mehr Komfort und vor allem Platz hatten! In der Hütte wuselt es von Skitourengehern – viele von ihnen sind mehrere Tage unterwegs und auf der Haute Route Graubünden unterwegs. Sie haben in der Hüttenumgebung zahlreiche Gipfel, die sie besteigen können und lange Abfahrten.

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Besonders begeistert hat uns das Essen nicht in der Hütte, aber wir wurden satt und hatten schöne Gespräche am gemeinsamen Tisch. Da es absolut kein Wasser im Winter in der Hütte gibt, haben wir Pappbecher und -teller erhalten, da das Hüttenteam nicht abwaschen kann. Für den nächsten Tag gab es jeweils 1 Liter Marschtee, den wir am Vorabend bereits abfüllen durften. Zum Händewaschen gab es ein wenig Schnee im Waschbecken und direkt daneben gab es ein Plumpsklo. 
 
Tipp: Zum Beobachten des Sonnenuntergangs empfehle ich dir den kleinen Hügel hinter der Hütte, auf welchem ein riesiges Steinmännchen gestapelt ist. Dort kannst du ungestört den Sonnenuntergang geniessen. Netzempfang hat es übrigens keinen in der Hüttenumgebung. Wer keinen Handy-Akku dabei hat, kann sein Handy für CHF2 in der Hütte aufladen.
 
Alternativer Aufstieg: Uns hat ein Pärchen, welches ebenfalls mit Schneeschuhen unterwegs war, den Aufstieg von Sertig Dörfli als sehr lohnenswerte Alternative empfohlen. Bei der nächsten Tour würde ich diesen probieren, da die ersten 2 Stunden auf der Fahrbahn von Bergün hoch doch eher monoton waren.
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Tipps und Tricks für die Schneeschuhtour zur Keschhütte

Damit die Schneeschuhtour von Bergün zur Keschhütte zu einem gelungenen Erlebnis wird, habe ich hier einige nützliche Tipps und Tricks für dich zusammengefasst:

  1. Ausrüstung richtig wählen
    Die Wahl der richtigen Ausrüstung ist entscheidend, um die Tour komfortabel und sicher zu gestalten. Schneeschuhe sind unerlässlich, um sicher auf dem Schnee zu gehen. Achtet darauf, dass die Schneeschuhe gut passen und ausreichend Halt bieten. Besonders bei der Kombination aus festen und tiefen Schneeschichten ist es wichtig, dass die Schneeschuhe genug Auftrieb bieten. Zudem sind Wanderstöcke hilfreich, um zusätzliches Gleichgewicht zu bekommen, vor allem auf den steileren Passagen. Denkt auch an eine wetterfeste Jacke, die euch vor Wind und Kälte schützt. Wir haben auch immer Gamaschen dabei. LVS-Ausrüstung ist für diese Tour nicht notwendig. Wir hatten sie dabei, da wir am zweiten Tag einen anderen Weg nahmen.

  2. Wärmende Kleidung
    Auch wenn das Wetter anfangs mild ist, kann es auf dem Berg deutlich kühler werden. Schichte deine Kleidung, sodass du dich bei Bedarf anpassen kannst. Eine gute Merino-Wäsche als Grundlage ist immer eine gute Wahl. Ich empfehle, vor allem auf eine winddichte und wasserabweisende Jacke zu setzen, um bei einem plötzlichen Wetterumschwung gut geschützt zu sein.

  3. Pausen nicht vergessen
    Die Schneeschuhtour zur Keschhütte kann konditionell anstrengend sein, vor allem durch den kontinuierlichen Anstieg. Es lohnt sich, jede Stunde kurze Pausen einzulegen, um die Landschaft zu genießen und den Körper nicht zu überlasten. Wir haben uns immer wieder kleine Momente der Ruhe gegönnt, die nicht nur der Erholung dienten, sondern auch dazu beitrugen, die wunderbare Aussicht besser wahrzunehmen.

  4. Richtige Wegwahl beachten
    Auch wenn der Weg zur Keschhütte gut ausgeschildert ist, sollte man immer auf die Markierungen und den Zustand des Geländes achten. Im Falle von steileren Abschnitten ist es sinnvoll, immer wieder die Route zu überprüfen und gegebenenfalls den Kurs zu korrigieren, um auf sicheren Untergrund zu bleiben.

  5. Proviant und Wasser
    Pack ausreichend Proviant und Wasser ein, da der Aufstieg ziemlich lang ist. Wir hatten jeder 1,5l Flüssigkeit dabei und haben uns Sandwiches für 2 Tage mitgenommen.

  6. Wettercheck
    Der Wetterumschwung in den Bergen kann plötzlich und dramatisch sein. Gerade im Winter kann es zu Stürmen, Schneefall oder Nebel kommen. Vor der Tour sollte man sich gut über die Wetterlage informieren und auf mögliche Änderungen vorbereitet sein. Eine Thermosflasche mit heißem Tee kann hier Wunder wirken, wenn das Wetter plötzlich schlechter wird.

  7. Notfallausrüstung
    Auch bei einer relativ einfachen Tour wie dieser ist es ratsam, die Notfallausrüstung dabei zu haben. Ein kleines Erste-Hilfe-Set, eine Taschenlampe und ein Pfeifen gehören zur Standardausrüstung für alle Bergwanderungen. Zudem empfiehlt es sich, ein Mobiltelefon mit aufgeladenem Akku dabei zu haben, falls man Hilfe rufen muss. Ich habe auch immer eine Rettungsdecke im 1-Hilfe-Set dabei.


ECKDATEN

Dauer5:00 Stunden
Höhenunterschied↗ 315m↘ 315m
SchwierigkeitWT1
Länge13.8 km
LageKanton Graubünden
Genaue RouteBergün – Punt d’Alp – Keschhütte
Tour durchgeführt imMärz 2025
Geeignet für KinderFür ältere Teenager sehr gut geeignet. Motivation muss aber für den langen Aufstieg vorhanden sein.
Buchempfehlung für weitere Schneeschuhtouren in der SchweizDas grosse Schneeschuhtourenbuch der Schweiz

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