Fünf Tage Trekking-Abenteuer im norwegischen Jotunheimen

Fünf Tage Trekking-Abenteuer im norwegischen Jotunheimen

Der Jotunheimen-Nationalpark liegt im Herzen Norwegens und gilt als das „Reich der Riesen“. Zwischen markanten Gipfeln, weiten Hochebenen und türkisfarbenen Seen führt eine der schönsten mehrtägigen Hüttentouren des Landes. Unsere fünftägige Route verbindet die klassischen DNT-Hütten von Gjendesheim, Glitterheim, Spiterstulen, Leirvassbu und Gjendebu – ein Rundkurs, der sich ideal mit der berühmten Wanderung über den Besseggen-Grat abschließen lässt.

Die Strecke ist abwechslungsreich, landschaftlich eindrucksvoll und benötigt sehr gute Kondition. Sie führt durch typische Hochfjell-Landschaft, mit offenen Flächen, Geröll, Moorabschnitten und klaren Gletscherbächen.

Auf dieser Seite findest Du die Übersicht über unsere Etappen durch den Jotunheimen Nationalpark:

Ausserdem habe ich Dir Tipps für die Organisation zusammengefasst und auch eine Übersicht über Kosten und Gepäck.

Ein paar Zahlen 

  • Aufstieg: 3600 Meter Höhenunterschied
  • Abstieg: 3600 Meter Höhenunterschied
  • Gesamtstrecke: 87 km
  • Gesamtdauer: 30 Stunden Gehzeit
  • Anzahl Wandertage: 5

Die genaue Route

 

TagAusgangspunktEndpunktStreckeAufstiegAbstiegDauer
1GjendesheimGlitterheim22 km920 HM529 HM6:50 Stunden
2GlitterheimSpiterstulen15.7 km1086 HM1368 HM6:25 Stunden
3SpiterstulenLeirvassbu15.2 km392 HM88 HM4:30 Stunden
4LeirvassbuGjendebu19.6 km159 HM589 HM6:00 Stunden
5MemurubuGjendesheim14.1 km1042 HM1033 HM5:50 Stunden
Summe86.6 km3600 HM3600 HM29:35 Stunden

Orientierung und Markierung

Die Wege im Jotunheimen sind sehr gut ausgeschildert. An allen wichtigen Wegkreuzungen stehen rot-weiße DNT-Wegweiser aus Holz, die Hüttennamen und Entfernungen angeben. Die Route ist mit einem roten „T“ markiert, das regelmäßig auf Steine oder Felsen gemalt ist. Auch bei Nebel ist die Orientierung meist problemlos, sofern man aufmerksam bleibt. Nur bei Schneefeldern oder in dichtem Regen kann die Markierung schwer erkennbar sein.

Kartenmaterial ist empfehlenswert, ebenso ein GPS-Track als Ergänzung. Besonders bei Übergängen über Blockfelder oder Schneereste hilft die Orientierung per App. Ich nutze die App von Outdooractive und kann dort auch die Karten offline runterladen. 

Gelände und Wegbeschaffenheit

Die Tour führt über typisches norwegisches Hochfjell – eine Mischung aus Grasflächen, Steinen und stellenweise Geröll (teilweise auch über mehrere Stunden). Teilweise sind Holzbohlen über Moorpassagen verlegt. In den Tälern verlaufen die Wege entlang von Flüssen und Seen, weiter oben über offene, vegetationsarme Flächen.

Die Wege sind technisch einfach bis mittelschwer, erfordern jedoch Trittsicherheit, vor allem bei Nässe oder im Abstieg über glatte Felsen. Schneefelder können sich bis Mitte Juli halten. Wir trafen im August immer noch auf vereinzelte Schneefelder, die jedoch keinerlei Schwierigkeit aufwiesen. Der höchste Punkt liegt auf etwa 1.600 Metern, die tiefsten Täler bei rund 900 Metern. 

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Übernachtung

Alle Übernachtungen erfolgen in DNT-Hütten (Den Norske Turistforening) und einer privaten Hütte (Spiterstulen). Sie sind im Abstand von 15–25 Kilometern gut verteilt.

  • Gjendesheim: große, bewirtschaftete Hütte mit Rezeption, Café und Trockenraum

  • Glitterheim: klassisches DNT-Haus am Fuß des Glittertind, Mehrbettzimmer, warme Dusche und Strom, Trockenraum

  • Spiterstulen: private Touristhütte im Visdalen, sehr groß, hotelähnlicher Standard, warme Dusche und Strom, sehr kleiner Trockenraum

  • Leirvassbu: moderne Hochfjellhütte mit Seeblick und sehr guter Küche, warme Dusche und Strom, sehr kleiner Trockenraum, Essensschicht vorrangig per Email reservieren

  • Gjendebu: älteste DNT-Hütte Norwegens, gemütlich am Seeufer gelegen, warme Dusche und Strom, sehr grosser Trockenraum, Essen in 2 Schichten

Reservierungen sind empfehlenswert, besonders im Juli und August. Übernachtungen können direkt über ut.no oder die jeweilige Hüttenwebseite gebucht werden. Es gibt Zimmer und Schlafsäle. Hüttenschlafsack obligatorisch, meist sind auch Zeltplätze in Hüttennähe vorhanden – inklusive Nutzung der sanitären Anlagen. Ich habe eine ausführliche Beschreibung über die unterschiedlichen DNT-Hütten für dich erstellt. 

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Verpflegung

In allen bewirtschafteten DNT-Hütten und der privaten Hütte Spiterstulen gibt es Halbpension mit Frühstück und Abendessen. Das Frühstück wird als Buffet serviert, mit Brot, Käse, Marmelade, Aufschnitt, Fisch und Getreide. Morgens kann man sich ein Lunchpaket für unterwegs zusammenstellen, meist im Preis inbegriffen. In Spiterstulen zahlt man das Lunchpaket separat. 

Das Abendessen ist ein dreigängiges Menü aus Suppe, Hauptgang und Dessert. Die Qualität ist sehr hoch, die Portionen ausreichend. Vegetarische Varianten sind überall möglich, sollten aber bei der Buchung angegeben werden (man ist als Vegi eher die Ausnahme).

Zwischen den Hütten gibt es keine bewirtschafteten Einkehrmöglichkeiten – unterwegs sollte man sich ausschließlich auf das Lunchpaket und Snacks verlassen. Wir hatten für alle 5 Tage Snacks dabei – diese können aber auch problemlos in den Hütten nachgekauft werden. 

Trinkwasser

Wasser ist im Jotunheimen überall vorhanden. Fast jeder Bach und jedes Rinnsal liefert klares, kaltes Gletscherwasser. In den meisten Abschnitten kann direkt aus dem Fluss getrunken werden, sofern oberhalb keine Weideflächen liegen und es sich um ein fliessende s Gewässer handelt. Ein zusätzlicher Wasserfilter ist nicht nötig, kann aber bei längeren trockenen Abschnitten hilfreich sein. Wir waren jeder mit einer 1 Liter-Wasserflasche unterwegs, die wir unterwegs immer wieder aufgefüllt haben. In kälteren Monaten lohnt sich eine Thermoskanne, die morgens in den Hütten mit heissem Tee aufgefüllt werden kann. 

Auf den Hütten gibt es Leitungswasser oder Zapfstellen im Außenbereich.

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Klima und Wetter

Das Klima im Jotunheimen ist rau. Selbst im Sommer kann es in der Höhe zu Schneeschauern oder Frostnächten kommen. Typisch sind schnelle Wetterwechsel – Sonne, Nebel und Regen innerhalb weniger Stunden.

Die Temperaturen liegen tagsüber zwischen 5 und 18 Grad, nachts oft knapp über null. Wind ist häufig, und auf den Hochflächen kann er sehr stark sein. Eine gute Regen- und Windjacke sowie Mütze und Handschuhe gehören daher zwingend ins Gepäck.

Beste Reisezeit

Die beste Zeit für diese Tour liegt zwischen Mitte Juli und Ende August. Dann sind alle Hütten geöffnet, und die meisten Schneefelder sind abgetaut. Im Juni sind viele Übergänge noch blockiert, im September schließen die Hütten schrittweise.

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Kosten 

Die Preise liegen auf norwegischem Niveau. Für Übernachtung und Verpflegung sollte man mit folgenden Beträgen rechnen (Stand 2025, DNT-Mitglied):

  • Übernachtung mit Halbpension: ca. 900–1.050 NOK (75–90 CHF / 70–85 EUR)

  • Nur Übernachtung (Selbstverpflegung): ca. 350–550 NOK (30–50 CHF / 25–45 EUR)

  • Lunchpaket (falls nicht inklusive): ca. 65–85 NOK (5–7 CHF / 5–7 EUR)

  • Bootsfahrt Memurubu – Gjendebu: ca. 230–280 NOK (20–23 CHF / 18–22 EUR)

  • Parkplatz Gjendesheim (5 Tage) und Shuttle-Bus für 4 Personen: 600 NOK (45 CHF / 48 EUR)

Gesamtkosten für 5 Tage (mit Mitgliederrabatt):
Mit Übernachtungen in DNT-Hütten mit Halbpension, Bootsfahrt und allen Lunchpaketen rechnet man mit rund 450–550 EUR pro Person. Selbstversorger mit Zelt kommen auf etwa 250–300 EUR.

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Sicherheit und Notfall

Die Tour gilt als sicher und gut frequentiert. Mobilfunkempfang besteht in weiten Teilen, allerdings nicht lückenlos. In den Hütten liegen Notfalltelefone aus, zudem sind Rettungsdienste im Gebiet aktiv.

Empfohlen ist eine Tagesplanung mit Reservezeit – das Wetter kann sich schnell verschlechtern, und Nebel erschwert die Orientierung. Wer allein unterwegs ist, sollte in der Hütte das Tagesziel hinterlassen.

Besonderheiten

  • Rentiere: In höheren Lagen sind häufig wilde Rentiere zu sehen. Abstand halten und ruhig bleiben.

  • Zeltplätze: An vielen Hütten möglich, besonders schön bei Gjendebu direkt am See.

  • Abfall: Alles muss selbst wieder mitgenommen werden.

  • Bezahlung: In den Hütten wird Kartenzahlung akzeptiert, Bargeld ist aber als Reserve empfehlenswert. Wir hatten kein Bargeld dabei, da wir die Hütten bereits im Voraus bezahlt hatten. Getränke vor Ort mit Karte bezahlt. 

  • Fähre: Zwischen Gjendesheim, Memurubu und Gjendebu verkehren täglich mehrere Boote (gjende.no). Rechtzeitig reservieren. Ticket kann auch am gleichen Tag direkt auf der Fähre gelöst werden (Bar oder mit Karte). 

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An- und Abreise

Die Tour startet am Parkplatz Reinsvangen, der vorab online für die Dauer der fünftägigen Tour reserviert werden kann. Hier kann das Auto sicher stehen bleiben.

Von Gjendesheim aus kann man die erste Etappe bequem per Bootsfahrt über den Gjendesee nach Memurubu beginnen, falls man die Route über den Besseggen-Grat starten möchte. Alternativ lässt sich die Wanderung direkt von Gjendesheim aus starten.

Der Parkplatz ist über die Riksvei 51 / Valdresflye-Straße gut erreichbar. Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kann den Bus von Øvre Årdal, Beitostølen oder Lom nutzen. Die Busse fahren mehrmals täglich, teilweise im Takt der Bootsfahrten über den See. Wir haben unterwegs ein Pärchen getroffen, die direkt aus Oslo angereist sind und einen Direktbus bis Gjendesheim genommen haben. Sie haben am Anreisetag noch mit der ersten Etappe begonnen. 

Am Ende der Tour gelangt man wieder nach Gjendesheim, wo auch der Ausgangspunkt ist. Von dort aus fährt der Bus zurück zum Parkplatz oder zu den nächstgelegenen Orten für die Weiterreise. Wer mit dem Auto anreist, kann bequem direkt zurückfahren.

 

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Packliste

Für mehrtägige Wanderungen empfiehlt es sich, den Rucksack so leicht wie möglich zu packen.

Anbei unsere Packliste pro Person: 

  • 28 l Rucksack inklusive Regenschutz (ich bin mit dem Damenmodell von Deuter lite super zufrieden)
  • Regenschirm (190g) – sofern Regen vorhergesagt
  • Knöchelhohe Wanderschuhe
  • Wanderstöcke (z.B. Black Diamond Distance Carbon Z) nicht zwingend notwendig, aber bei Bachquerungen hilfreich
  • Regenjacke und -hose
  • 1 lange Wanderhose
  • Hose für abends/für Hütte
  • 2 Kurz-Arm-T-Shirts (1 zum Wandern, 1 zum Wechseln/Schlafen am Abend)
  • 1 Lang-Arm-T-Shirt
  • 1 Fleece
  • 1x Buff/Tuch/Basecap,  1 Sonnenbrille
  • 1x Wandersocken, 1x normale Socken für abends zum Wechseln
  • 2 Unterhosen
  • 1 Daunenjacke/Daunenweste
  • 1x dünne Handschuhe und Mütze
  • Bei Schnee: Gamaschen und Spikes/Grödel
  • Erste-Hilfe-Set und Pflaster
  • Sonnencreme, Zahnpasta, Zahnbürste, Pflegecreme
  • 1 Liter Wasserflasche/Person
  • Snacks
  • 1x Seidenschlafsack/Inlay
  • 1x Handy, Kopfhörer, 1 Ladegerät (Steckdosen in allen Hütten vorhanden)
  • Bargeld & Ausweise, Kreditkarte, DNT-Mitgliedskarte (in DNT-App nachweisbar)
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Tag 1: Glitterheim

Längste Etappe. Sehr einsam. Vorbei an türkisblauen Seen und Stränden.

Tag 2: Spiterstulen

Abwechslungsreiche Landschaft. Seen, Schneereste und Rentiere.

Tag 3: Nach Leirvassbu

Viele Bachüberquerungen unterhalb des höchsten Bergs Norwegens.

Tag 4: Nach Gjendebu

Zuerst am See, dann Wasserfall, dann langgezogenes Tal, dann Hütte am See!

Tag 5: Besseggen-Grat

Das absolute Highlight der Tour. Spektakulär bei sonnigem Wetter!

Wenn Du die Tour nicht selbst organisieren möchtest, schau auf der Webseite von Jotunheimen Travel an. Diese kannst du auch als Inspiration nehmen, wenn du eine noch längere Tour planen möchtest oder eine andere Variante als die von uns gewählte. 

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