Der Jegihorn Klettersteig im Saastal: Ein Muss für Kletterfans im Wallis
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Das Jegihorn, auf 3.206 Metern Höhe, ist bekannt für seinen herausfordernden Klettersteig und die grandiose Aussicht auf die umliegenden Gipfel des Wallis. Es liegt im Saastal, nahe dem malerischen Bergdorf Saas-Grund, und ist eine perfekte Destination für Bergsteiger, die eine anspruchsvolle, aber lohnende Tour suchen. Der Panorama-Klettersteig bietet eine beeindruckende Kulisse, die ihresgleichen sucht: Überall ragen Felswände und Eisflächen in die Höhe, und die majestätischen Gipfel und scharfen Grate sind ständige Begleiter auf dieser Route. Diese spektakuläre Landschaft zieht die Blicke unweigerlich auf sich, außer man konzentriert sich gerade darauf, den nächsten Griff zu finden. Glücklicherweise sind diese Griffe meist genau dort, wo man sie braucht, was den Klettersteig sowohl sicher als auch aufregend macht. Zudem befinden sich Steighilfen nur an den wirklich notwendigen Stellen, so dass man zwischendrin lange Strecken richtig klettern kann! Beat Burgener und sein Team haben hier eine Meisterleistung vollbracht, indem sie eine Route geschaffen haben, die sich harmonisch in die natürliche Berglandschaft einfügt, einer logischen Linie folgt und ein Maximum an atemberaubenden Eindrücken bietet – gepaart mit einer ordentlichen Portion Nervenkitzel.
Der Klettersteig am Jägihorn umfasst 1000 Meter Stahlseil, fünf Leitern und 400 Haken, die als Tritte und Griffe dienen. Wer den Adrenalinspiegel noch weiter in die Höhe treiben möchte, kann die neue Variante ausprobieren, die im Sommer 2016 eröffnet wurd: eine 120m lange Seilbrücke, die zwischen dem Vor- und dem Hauptgipfel gespannt ist, gefolgt von einer 50m langen Kletterpassage im 4. Schwierigkeitsgrad. Diese alpine Tour beansprucht einen ganzen Tag und erfordert einen frühen Start mit der ersten Seilbahn oder direkt eine Übernachtung in der nahegelegenen Weissmieshütte. Sie sollte nur bei absolut stabilem Wetter unternommen werden. Zu Beginn des Sommers können im Abstieg noch Schneefelder vorhanden sein, daher sind gute Schuhe für den steilen Abstieg unerlässlich.
Der Panorama-Klettersteig öffnet den Zugang zum Jägihorn, einem beeindruckenden Dreitausender, für eine breite Öffentlichkeit. Bergsteiger, die bereits Erfahrung mit Klettersteigen haben, werden sich hier nicht überfordert fühlen. So hat man immer wieder Zeit, die spektakuläre Aussicht zu genießen: der Blick in die schwindelerregende Tiefe, das einzigartige Panorama auf das Mischabel-Massiv und den vergletscherten Weissmies-Gipfel und die atemberaubende Sicht vom Gipfel, die auch große Teile der Berner Alpen umfasst.
Nachdem wir am Vortag den Klettersteig am Mittaghorn als Einstimmungstour absolviert hatten, sind wir am Nachmittag mit der Seilbahn von Saas-Grund bis Kreuzboden gefahren und von dort in 45 Minuten zur Weissmieshütte aufgestiegen. Diese Bergsteigerhütte hat eine ideale Lage für den Klettersteig, um sehr früh in diesen einzusteigen, um alleine unterwegs sein zu können. Die Hütte ist bei diesem Prachtwetter wie erwartet bis auf den letzten Platz ausgebucht und es treffen sich Bergsteiger aus der ganzen Welt, um die umliegenden Gipfel zu besteigen. Glücklicherweise haben alle anderen grössere Unternehmungen vor sich, so dass wir am nächsten Morgen komplett alleine auf dem Klettersteig unterwegs sind. Nach einem frühen Frühstück starten wir um 7 Uhr in Richtung Einstieg. Da die erste Seilbahn aus dem Tal um 07:30 Uhr startet und der Zustieg zur Hütte nochmals 45 Minuten sind, haben wir ca. 90 Minuten „Vorsprung“ vor den Klettersteiggehern aus dem Tal. Wer im Tal übernachtet, sollte idealerweise eine der ersten Bahnen nehmen, da ein langer Tag bevorsteht und man so ein wenig der Mittagshitze im Klettersteig entgehen kann.
Der Weg zum Klettersteig verläuft in leichtem Auf und Ab entlang eines Schutthanges und ist bestens ausgeschildert. Um das Jegihorn herum türmen sich unzählige Felsbrocken und Steine. Man merkt, dass wir uns hier in einer hochalpinen Landschaft befinden und ausserhalb der Vegetationszone.
Nachdem wir den Einstieg erreicht haben, legen wir unsere Klettersteigausrüstung an und starten in den ab nun durchgehend gesicherten Steig. Nach einem sehr gemütlichen Einstieg geht es bald schon zur Sache und die erste steile Platte muss überwunden werden. Zusätzliche Tritte und Griffe hat es nur an den wirklich notwendigen Stellen und so sucht man immer wieder nach natürlichen Griffen und Tritten, die aber ausreichend vorhanden sind.
Wir erreichen einen kleinen Kamin, der mit seinem steilen Aufstieg unseren Herzschlag erhöht. Immer wieder machen wir eine kleine Pause, um den Ausblick zu geniessen, der so unwirklich scheint und wir haben ein Grinsen auf dem Gesicht, da wir endlich diesen Klettersteig absolvieren können.
So folgen wir dem Führungsseil entlang scharfer Zacken und erreichen bald schon die erste Leiter. Ein Schild ist montiert, welches darauf hinweis, dass maximal 2 Personen die Leiter gleichzeitig betreten sollen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es hier ist, wenn es wirklich Stau auf dem Klettersteig hat und man an den Leitern anstehen muss.
Glücklicherweise sind wir weiterhin komplett alleine unterwegs und können so auch ausreichend Pausen zum Fotografieren und Verschnaufen einlegen. Die dünne Luft ist hier oben auf mittlerweile knapp 3000m deutlich zu spüren. Nachdem wir eine letzte Leiter überwunden haben, stehen wir auf dem Vorgipfel und nähern uns der Hängebrücke.
Im passenden Moment werden wir von uns folgenden Klettersteiggehern überholt, die sich für die Brücke entscheiden, so dass wir sie beobachten können. Wir haben uns bereits während der Tour gegen die Hängebrücke entschieden und bleiben auf der Ursprungsroute, von welcher man das wohl beste Fotomotiv der Brücke schiessen kann. Einerseits bin ich mit meiner leichten Höhenangst überhaupt kein Fan von Abgründen (in die man unweigerlich beim Überqueren der Brücke blickt) und andererseits folgt nach der Hängebrücke das anspruchsvollste Stück des Klettersteigs. Da wir bereits genug Action und Anstrengung beim bisherigen Klettersteig hatten, ist dies für uns komplett die richtige Entscheidung.
Um zum Jegihorn zu gelangen, steigen wir nun in die Verschneidung zwischen beiden Gipfeln ab und auf der anderen Seite dann die letzten Höhenmeter über ein Geröllfeld auf – auch hier weiterhin mit einem Sicherungsseil versehen.
Es folgt das wohl luftigste und auch spassigste Stück entlang einer Felskante, in die Tritthilfen eingesetzt wurden. Hui, nur schnell drüber und dann ist es schon geschafft!
Wir erreichen den phänomenalen Gipfel des Jegihorns mit seinem Gipfelkreuz und einem weit sichtbaren Stein-Turm. Nach dem obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch (auch virtuell möglich) und dem Begutachten der zahlreichen Sticker legen wir unser Klettersteig-Set ab und machen erstmal eine ausgiebige Pause.
Auf dem Gipfel hat es genügend Sitzgelegenheiten und wir treffen auf zahlreiche Gipfelstürmer, die auf dem blau-weiss markierten Wanderweg hochgekommen sind. Da der Gipfel ausreichend breit und auch bequem ist, bietet sich dieser ideal für die Mittagspause an.
Es folgt der anspruchsvolle Abstieg über einen der wohl grössten Geröllhaufen der Gegend. Während der nächsten 30 Minuten hüpfen wir daher von Stein zu Stein, schlängeln uns an Felsblöcken entlang und sind auf der Suche nach der nächsten Markierung.
Der Abstieg verlangt zwar Konzentration, ist aber nie ausgesetzt oder zu anspruchsvoll. Gerechtfertigterweise ist er blau-weiss markiert, aber bei trockenem Wetter muss man sich hier einfach mit der notwendigen Vorsicht bewegen. Bei Nässe wird vor allem der untere Teil sicherlich sich in eine Schlammschlacht verwandeln. Wir überwinden eine grössere Felsplatte, die sogar mit Steighilfen gesichert ist. Hier haben die Klettersteigbauer sogar an einen sicheren Abstieg gedacht – dankeschön!
Passend zur Mittagszeit erreichen wir die Hütte, die sehr gut besucht ist. Einerseits sehen wir ein paar Gipfelstürmer wieder, die wir bereits am Vorabend in der Hütte gesehen haben und die von ihrer Tour bereits zurück sind, andererseits ist die Hütte auch bei Tagesgästen sehr beliebt, da man entweder von Hohsaas absteigen kann oder aber von Kreuzboden den kurzen Aufstieg zur Hütte unternehmen kann. Belohnt werden alle mit einem fantastischen Blick auf die Walliser 4000er und einem feinen Mittagessen.
Von der Hütte steigt man in ca. 30 Minuten zum Kreuzboden ab, um von dort die Seilbahn ins Tal zu nehmen. Achtung: Abfahrtzeiten der letzten Seilbahn beachten!
ECKDATEN
Dauer | 6-7 Stunden |
Länge | 6.3 km |
Schwierigkeit | KS3-4, die Hängebrücke und der Aufstieg danach ist KS5. |
Lage | Kanton Wallis |
Tour durchgeführt im | August 2024 |
Geeignet für Kinder | Ausdauernde und klettersteigerfahrene Kinder ab ca. 14 Jahren. Etwas Klettertechnik, Mut und Ausdauer gehört auf jeden Fall dazu! |
Buchempfehlung | Klettersteige Schweiz |
Infos und Tipps für Deine Reise ins Saastal
Anreise
- Das Saas-Tal kann unkompliziert mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden. Die Anreise aus Schweizer Grossstädten wie Zürich, Basel oder Genf dauert knapp 3 Stunden. Halbstündlich fährt das Postauto von Visp nach Saas-Grund mit einer Dauer von 40 Minuten. Die Fahrt ist ein Erlebnis für sich, wenn der Postautofahrer die Gäste persönlich in 4 Sprachen begrüsst und bei jeder Kurve das Posthorn ertönen lässt.
- Wer mit dem Auto anreist, findet bei der Seilbahnstation Kreuzboden oder am Hotel ausreichend Parkplätze.
Transport vor Ort
- Gäste erhalten eine kostenlose SaastalCard, mit welcher du uneingeschränkt das Postauto und im Sommer alle Seilbahnen (mit Ausnahme der Metro Alpin) im Saastal benutzen kannst.
Unterkünfte im Saas-Tal
Das Saastal ist eine der bekanntesten Tourismusdestinationen der Schweiz und bietet eine Vielfalt an Unterkünften für jedes Budget.
Für den Besuch des Jegihorn Klettersteigs empfehle ich dir 2 Möglichkeiten. Wir haben in der beliebten SAC Weissmieshütte (2726m) übernachtet, um früh am Morgen starten zu können und so den Klettersteig ganz für uns alleine zu haben. So konnten wir bereits um 7 Uhr an der Hütte loslaufen, während die erste Seilbahn aus dem Tal um 07:30 startet (von Kreuzboden 50 Minuten Zustieg zum Klettersteig). Da der Jegihorn-Klettersteig als einer der schönsten der Schweiz gilt (zu Recht!), ist er dementsprechend gut besucht. In der Hütte schläfst du im Mehrbettzimmer auf ziemlich engem Raum. Beachte, dass die Weissmieshütte eine Bergsteigerhütte ist, die fast immer sehr gut mit Bergsteigern aus der ganzen Welt besucht ist, da es hier mehrere lohnende Gipfel zu besteigen gibt. So ist immer was los und die ersten Bergsteiger stehen um 04:30 Uhr auf. Dafür kommt man beim Abendessen sehr schnell mit den Tischnachbarn ins Gespräch und kann so einen lustigen Abend verbringen.
Alternativ suchst du dir am besten eine Unterkunft in Saas-Grund in der Nähe der Seilbahn oder aber auch in Saas-Fee (es gibt einen Bus, der bereits um 07:30 in Saas-Fee losfährt). Unterkunfts- und Restaurant-Tipps fürs Saas-Fee findest du auf meinen Beitrag über die Mattmark-Stausee-Wanderung.
Ein früher Start lohnt sich bei dieser Tour aufgrund der Länge auf jeden Fall. Wir hatten den Vorteil, dass der Aufstieg die ersten 2 Stunden noch grösstenteils im Schatten lag, was im Hochsommer sehr angenehm ist.
Weitere Klettersteige im Saastal
- Der ideale Klettersteig für Einsteiger befindet sich an der Talstation der Hohsaas-Bergbahn in Saas-Grund und ist für komplette Anfänger geeignet. Der Klettersteig kann sowohl im Sommer als auch Winter begangen werden (dann allerdings nur mit Bergführer).
- Wer etwas mehr Action sucht, sollte sich den Gorge-Alpine-Klettersteig direkt unterhalb der Jugendherberge in Saas-Fee anschauen, der mehrere wirklich spassige Elemente verbaut hat. Dieser kann nur mit Bergführer begangen werden. Extrem lohnenswert, vor allem mit Kindern!
- Wer sich vor dem Jegihorn noch etwas akklimatisieren möchte, kann am Vortag das Mittaghorn in Saas-Fee besuchen. Gipfel auch auf über 3000m und ein genialer Rundblick. Geeignet für Anfänger und auch Kinder mit erster Bergerfahrung. Langer Abstieg und wegen der Beliebtheit Staugefahr am Steig – früh losgehen!
- Wer in der Brittaniahütte übernachtet und vielleicht eine Hochtour am nächsten Tag plant, könnte sich nach dem Aufstieg zur Hütte noch den Britannia-Klettersteig anschauen. Klettersteig-Sets können in der Hütte ausgeliehen werden.
- Kein wirklicher Klettersteig, aber mehrere gesicherte Passagen: Der Almageller Erlebnisweg. Diese Wanderung führt über zwei Hängebrücken und entlang mehrerer gesicherter Passagen und bietet vor allem Kindern und Anfängern ein lohnendes Ziel, um ein wenig Klettersteigluft zu schnuppern. Hier könnte man auch das Klettersteigset ausprobieren, um sich mit dem Handling vertraut zu machen. Wir sind bei unserer 4-tägigen Saaser Hüttentour hier vorbeigekommen und haben diesen ohne Ausrüstung gemacht.
Offenlegung: Dieser Beitrag wurde gemeinsam mit Saas-Fee/Saastal Tourismus erstellt. Dennoch bleiben meine persönlichen Meinungen, Ansichten und Ratschläge unverändert, da der Tourismusverband keine Einflussnahme auf die Berichterstattung ausgeübt hat.