Diese alpine Tour führt uns von Kandersteg über den Oeschinensee und die spektakuläre Fründenschnur hinauf zur Fründenhütte auf 2.562 Metern. Der schmale, seilgesicherte Steig hoch über dem See verlangt Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und gute Nerven – belohnt aber mit atemberaubenden Tiefblicken und echtem Hüttenfeeling. Für unser Everesting-Projekt sammeln wir die Höhenmeter direkt ab Tal, während unser Sohn per Seilbahn zum Startpunkt gelangt.
Zwei Wege zum Oeschinensee
Während wir uns am frühen Morgen zu Fuß auf den Weg machen, nimmt unser 15-jähriger Sohn die Seilbahn von Kandersteg zum Oeschinensee. Dieses Jahr musste ich sein Ticket bereits im Voraus online buchen – denn die Bahn hat auf ein Reservation-System umgestellt. Grund dafür: Der Oeschinensee wird inzwischen regelrecht von Touristen überrannt, besonders im Sommer.
Tipp: Wer die Seilbahn nutzen möchte, sollte frühzeitig reservieren – spontan geht’s meist nicht mehr.
Wir hingegen starten direkt ab Kandersteg – nicht, weil wir Bahnverweigerer sind, sondern weil wir Höhenmeter fürs Everesting sammeln.Die rund 400 zusätzlichen Hm vom Tal bis zur Bergstation gehören für uns zur Tour dazu. Der Weg ist bereits früh am Morgen sehr überlaufen und führt grösstenteils steil bergauf. So erreichen wir nach ca. 1 Stunde den Oeschinensee, wo unser Sohn bereits auf uns wartet. Unsere Rucksäcke konnten wir ihm leider nicht mitgeben, da man von der Seilbahn ca. 20 Minuten bis zum See läuft.
Am See legen wir eine kurze Pause beim Bergrestaurant Oeschinensee ein und gönnen uns ein Eis. Da die Schweiz gerade von einer Hitzewelle überrollt wird, ist es bereits früh am Morgen sehr heiss. Das Softeis können wir jedoch nicht empfehlen (sehr kleine Portion und nicht sehr schmackhaft), ich würde beim nächsten Mal eine der Nussstangen nehmen.
Am See treffen wir uns wieder und laufen gemeinsam direkt entlang der linken Uferseite des Oeschinensees – auf dem bekannten, gut ausgebauten Wanderweg, der direkt am Wasser entlangführt. Schon früh am Morgen sind hier viele Menschen unterwegs: Wanderer, Familien, Tagesgäste, die die magische Kulisse genießen wollen. Ruhe sucht man vergeblich, aber der Blick aufs türkisgrüne Wasser und die steilen Felswände drumherum entschädigt für den Trubel.
Der Weg schlängelt sich abwechslungsreich durch lichte Lärchenwälder und offene Abschnitte, immer mit direktem Blick auf den See. Das Wasser glitzert, die Berge spiegeln sich darin – ein Panorama, das einfach beeindruckt.
Der Pfad ist meist breit und einfach zu gehen, wird aber zum Ende hin etwas schmaler und alpiner, je näher wir der Fründenschnur kommen.
Kurz vor der Underbärgli, einer kleinen Hochebene mit rauschendem Bach, nimmt die Zahl der Mitwandernden leicht ab – viele drehen hier um oder bleiben am See. Hier gibt es die gemütliche Bergbeiz Underbärgli, die sich perfekt für einen Zwischenstopp eignet. Hier gibt es noch die letzte Gelegenheit fürs WC (CHF2), die Möglichkeit, etwas zu trinken (nur Barzahlung) oder fürs Auffüllen der Wasserflasche (Brunnen unterhalb der Beiz).
Für uns beginnt an dieser Stelle die echte Herausforderung: der Einstieg in die Fründenschnur, ein schmaler, ausgesetzter Steig mit spektakulären Tiefblicken.
Fründenschnur – Nervenkitzel mit Tiefblick
Die Fründenschnur ist der spektakulärste Abschnitt der Tour: ein schmaler, in den Fels gehauener Steig, teils nur schulterbreit, mit Drahtseilen gesichert. Rechts fällt der Abgrund steil zum Oeschinensee ab, links ragt der Fels empor.
Hier braucht es Konzentration – und vor allem Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine ruhige Hand am Drahtseil. Ein Fehltritt ist keine Option. Der Weg entlang der Fründenschnur dauert ca. 30 Minuten und ist wirklich spektaktulär. Man ist ziemlich alleine unterwegs und Gegenverkehr kann man gut ausweichen.
Für alle, die sicherer unterwegs sein wollen, ist ein Klettersteigset sehr empfehlenswert. Mindestens die Hälfte der Wanderer sind ohne Klettersteigset unterwegs und teilweise mit Turnschuhen. Für uns fühlt es sich mit Klettersteigset genau richtig an. Bei nassem Wetter würde ich den Abschnitt der Fründenschnur nicht empfehlen.
Der Aufstieg hinter der Fründenschnur zur Fründenhütte
Nach dem aufregenden Abschnitt der Fründenschnur quert der Weg den ersten kleinen Bach. Hier legen wir unser Klettersteigset ab, trinken kurz etwas und gehen aber gleich weiter. Wir haben noch ca. 2 Stunden vor uns und mittlerweile nimmt die Bewölkung am Himmel zu.
Der nun folgende Weg ist ein wirklich abwechslungsreicher Wanderweg mit mehreren Highlights – wir überqueren zahlreiche Bäche, die teilweise mit Seilen versehen sind, damit man sie einfacher queren kann.
Mittlerweile haben wir den See fast einmal umrundet. Bis vor einigen Jahren führte ein Wanderweg direkt vom Start des Oeschinensees hoch zur Fründenhütte ohne, dass man an der Fründenschnur vorbeimusste. Jedoch gab es in den letzten Jahren mehrere Bergstürze auf dieser Seeseite, so dass dieser Wanderweg aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde.
Da uns die Schlechtwetterfront förmlich im Nacken sitzt, legen wir keine weiteren Pausen ein. Lohnen würde es sich alle mal, da man ständig stehenbleiben könnte, um den türkisblauen See zu fotographieren. Nach zahlreichen Kehren wird das Gelände immer alpiner und steiniger.
Unterhalb der Hütte müssen wir eine Steilstufe überwinden, die nochmal ein wenig Nervenkitzel bietet. Der Weg ist hervorragend gesichert und an den notwendigen Stellen mit Treppen verstärkt.
Es fängt langsam an zu tröpfeln und wir haben bereits unseren Regenschutz übergezogen. Wir erreichen die Hütte im Nebel und leichtem Regen, sind aber relativ trocken geblieben. In der überaus gemütlichen Hütte hat uns das Hüttenteam eine eigene Schlafkoje zugewiesen, die wir über eine sehr steile Treppe erreichen. Wir haben sogar Vorhänge und schlafen zu dritt ganz alleine dort oben. Es ist fast wie ein eigenes Zimmer und wir schlafen hervorragend dort oben.
Wir werden von einem wirklich sehr freundlichen und fröhlichen Hüttenteam empfangen und bewirtet und fühlen uns pudelwohl Nach und nach treffen weitere Wanderer ein – einige von ihnen stark durchnässt und zitternd. Immer wieder gibt es Wanderer, die nicht die notwendige Ausrüstung dabeihaben, sei es Regenschutz, Wärmeschutz oder auch Wechselklamotten.
Nach 2 Stunden klart das Wetter wieder auf und so geniessen wir alle nach einem feinen Abendessen den Sonnenuntergang am fast wolkenlosen Himmel. Während sich hinter uns die der Gletscher im Licht der untergehende Sonne präsentiert, zeigt sich vor uns der Oeschinensee. Auch von hier oben ist er überaus instragrammable!
So verbringen fast alle Hüttengäste die letzten 2 Stunden des Tages vor der Hütte und beobachten die langsam untergehende Sonne. Die Hütte ist dafür perfekt gelegen!
ECKDATEN
Dauer
4:30 Stunden
Länge
7.4 km
Höhenunterschied
↗ 1198m ↘ 226m
Schwierigkeit
T4
Lage
Kanton Bern
Tour durchgeführt im
Juni 2025
Geeignet für Kinder
Geeignet für Kinder ab ca. 8 Jahren, sofern sie die notwendige Ausdauer und Bergerfahrung haben. Sie sollten auch schonmal vorher einen Klettersteig gemacht haben.