Alpenüberquerung mit Kindern auf dem E5: Etappe 3 Madau – Württemberger Haus

Alpenüberquerung mit Kindern auf dem E5: Etappe 3 Madau – Württemberger Haus

schwer | 4:25 h | 10.2 km | ↑ 1282 Hm ↓ 344 Hm

Die heutige Etappe ist die landschaftliche schönste für uns, aber auch mental und körperlich anstrengendste Etappe. Nicht nur die 1500 Höhenmeter wollen erwandert werden, sondern auch ein Klettersteig mit einem ausgesetzten Wegstück überwunden werden. 

Wir genießen das umfangreiche Frühstücksbüffet und nutzen auch noch die Möglichkeit, eine Brotzeit für uns alle mitzunehmen (zum phänomenalen Preis von 1,50 Euro pro Sandwich). Wir sind früh gestartet, da uns ein langer Tag bevorsteht. Glücklicherweise soll es den ganzen Tag trocken bleiben – das können wir auf dieser Etappe sehr gut gebrauchen!

alpenüberquerung_mit_kindern
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Die ersten 45 Minuten laufen wir auf einer eher langweiligen Straße, dafür aber in angenehmer Steigung. Wir verlassen den Wald und langsam öffnet sich das Tal. Ab hier wird es bis zum Joch nur noch steil bergauf gehen. Am Fluss legen wir eine erste Trinkpause ein – der Wanderweg ist komplett verlassen und wir werden im Laufe des Tages auch nur eine Handvoll anderer Wanderer treffen. Auf der Originalstrecke zur Memminger Hütte wird es wohl anders aussehen. 

Wir haben die Variante zum Württemberger Haus gewählt, da einerseits die Memminger Hütte ausgebucht war, andererseits uns der 6-stündige Abstieg am darauffolgenden Tag mit den Kindern abgeschreckt hat. Und die von uns gewählte Variante war für uns alle das absolute Highlight der gesamten Tour, so dass sie unbedingt empfehlenswert ist. 

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Gemächlich steigen wir höher und höher – der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Jeder läuft in seinem Tempo und hört ein Hörbuch. Jede Stunde machen wir eine Trinkpause und mahnen uns, auch bei jeder Pause etwas kleines zu essen, auch wenn der Hunger gerade nicht vorhanden ist. Die Energie können wir wahrlich für den verbleibenden Aufstieg gebrauchen! 

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Wir queren einen kleinen Bach und verlassen endgültig die Baumgrenze. Ab jetzt bewegen wir uns in steinigem Gelände voller Geröll. Wir mahnen die Kinder zur Aufmerksamkeit, um im losen Geröll nicht den Halt zu verlieren. Wir queren den Hang auf einem leicht abschüssigen, schmalen Weg, welcher jedoch für keinen von uns eine Schwierigkeit darstellt. 

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Nach dem Erklimmen des letzten Grashügels ist es Zeit für die Mittagspause. Wir sind alle ziemlich k.o. vom bisherigen Aufstieg und die Sonne setzt uns ziemlich zu. Allerdings brauchen wir genau dieses Wetter – bei Regen, Schnee oder Gewitter sollte man auf keinen Fall das Joch in Angriff nehmen. 

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Wir lassen die letzten Blumenwiesen hinter uns. Auf der rechten Seite erscheint plötzlich ein tiefblauer Gletschersee, der uns beim restlichen Aufstieg begleiten wird. Nach einem letzten flachen Stück beginnt der steile Anstieg zum Jöchl. Hier sollen wir hoch? Oben am Joch sehen wir 2 Wanderer, die gerade absteigen. Gut, wir können sie ja mal fragen, wie sie das anspruchsvolle Stück entlang der Stahlseile erlebt haben. 

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Beim Einstieg zum Klettersteig kommen sie uns gerade entgegen. So richtig Mut machen sie uns nicht, als sie meinten, dass es auf jeden Fall ein Erlebnis für die Kinder werden wird und sie das nie vergessen werden! Wir hatten sie eigentlich gefragt, wie gut das Stück zu meistern wäre…

Wir versorgen unsere Wanderstöcke im Rucksack, um beide Hände freizuhaben. Das erste Stück ist wirklich perfekt zum Einlaufen – ein richtiger Klettersteig mit ausreichend Stahlseilen – halt ohne Klettersteig-Set. Nachdem wir den Kamin emporgestiegen sind, macht der Weg eine Rechtskurve und die Stahlseile verschwinden. 

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Ab hier geht es mehrheitlich ohne Seil weiter. Der Weg ist eindeutig und auch gut zu meistern. Ich würde hier mit kleineren Kindern jedoch nicht langlaufen oder aber sie sichern. Ein Fehltritt wäre hier wirklich fatal. Immer wieder machen wir kleine Pausen, um dem bombastischen Blick ins Tal und auf den See zu genießen. 

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Wir sind froh, dass wir bereits in der Vergangenheit ähnlich anspruchsvolle Stücke mit den Kindern gemacht haben, so dass sie sich fast die ganze Zeit in diesem Gelände wohlfühlen. 

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Als Mutter und auch Organisator dieser Tour (meine Familie vertraut mir da vollkommen und interessiert sich auch gar nicht vorrangig für die Planung) gehen wir an diesen Stellen natürlich wilde Gedanken durch den Kopf. Überfordern wir unsere Kinder? Kann hier etwas passieren? Wie werden sie reagieren? Jedoch sind alle diese Gedanken an dieser Stelle überflüssig. Das einzig für mich und unseren jüngsten Sohn anspruchsvolle Stück kommt am Ende beim Queren eines ausgesetzten, ca. 20 Meter langen schmalen Weges, der sich am Fels ungesichert entlangschlängelt. Dies ist definitiv nicht das Lieblingsgelände von uns beiden. Kurzerhand werden wir beide von den verbleibenden Familienmitgliedern an die Hand genommen und hinübergeleitet. Herrlich, dass dieses Stück unserem Ältesten und auch meinem Mann so gar nichts ausmacht, so dass sie uns Weicheier begleiten können! 

Als Eltern sind wir ungeheim erleichtert, als wir das Leiterjöchl ohne Probleme erreicht haben und uns entspannen können. Da wir wissen, dass es ab hier nur noch ca. 1 Stunde zur Hütte ist und auch das Wetter super hält, machen wir eine letzte, längere Pause und genießen bereits den Blick in ein nunmehr neues Tal – mittlerweile haben wir schon den 2. Pass unserer Alpenüberquerung geschafft!

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Der Abstieg ist wunderschön und wir passieren sogar noch ein verbleibendes, großes Schneefeld. Der Weg ist hier grössteneils in den Fels gehauen und verlangt weiterhin Konzentration. Nach ca. 45 Minuten gelangen wir dann um die letzte Kurve und erblicken die Hütte weiter unten. Ist die toll gelegen!

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Durch die Lage der Hütte kommen hier zahlreiche Wanderwege zusammen und mehrere Fernwanderwege führen hier vorbei. Die meisten der Anwesenden sind auf dem Adlerweg unterwegs, nur einige wie wir auf dem E5. 

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Wir lassen uns den überaus leckren Kuchen schmecken, natürlich zusammen mit der obligatorischen Himbeerschorle. Wir suchen die Outdoor-Dusche, von welcher wir bereits gehört haben. Die Kinder sind von der Konstruktion begeistert – ein Schlauch leitet das Wasser aus dem Bach durch einen Giesskannenaufsatz. Wer duschen möchte, öffnet den Wasserhahn und geniesst eiskaltes Bergwasser. Für die ganz Harten gibt es auch noch eine sogenannte Badewanne daneben – eine kleine Gumpe im Bach, in welche man sich legen kann. 

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Und dann entdecken wir noch einen richtigen Instagram-Spot. Wir haben im letzten Jahr die Olperer-Hütte mit ihrer berühmten Insta-Brücke besucht und entdecken eine ähnliche Brücke direkt am Württemberger Haus. 

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Als wir abends beim Abendessen sitzen, öffnet der Himmel draußen plötzlich seine Pforten. Es windet und stürmt nicht nur, sondern ein richtiger, starker Hagelschauer zieht vorüber. In diesem Moment sind wir alle froh, nicht mehr draußen oder gar am Joch zu sein, sondern in der Sicherheit der Hütte. 

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Da wir lange im Voraus gebucht haben, bekommen wir sogar ein Vier-Bett-Zimmer, welches zwar klitzeklein ist, aber doch zumindest etwas Privatsphäre bietet. Und sogar Strom zum Handyladen wird kostenlos angeboten. 

ECKDATEN

Dauer5:00 Stunden
Länge8.7 km
Höhenunterschied↗ 1271m ↘ 290m
SchwierigkeitAnspruchsvoll, T3
LageÖsterreich, Tirol
Genaue RouteMadau – Leiterjöchl – Württemberger Haus
Tour durchgeführt imAugust 2021
Geeignet für KinderAb ca. 10 Jahren. Etappe ist lang und kann nicht abgekürzt werden. Das Stück übers Jöchl ist ausgesetzt und anspruchsvoll. Für trittsichere und bergerfahrene Kinder. Bei Nässe und Schnee unbedingt meiden!
Geeignet für HundeJa, sofern sie gut über Klettersteige kommen.
Kosten216 Euro (Lunch-Paket: 6 Euro, Unterkunft/HP/Snacks/Getränke: 210 Euro)
BuchempfehlungFernwanderweg E5: Konstanz – Oberstdorf – Meran/Bozen – Verona.

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