
Alpenpässeweg: Tag 1 Arolla – Cabane de Dix
Silvie Kommentare 0 Kommentare

T3
1211m
278m
4:50
Jul-Okt
10km
Unsere viertägige Wanderung auf dem Alpenpässeweg beginnt mit der ersten Etappe von Arolla zur Cabane de Dix. Da die Anreise aus Zürich ins Wallis – und insbesondere nach Arolla – lang ist, reisen wir bereits am Vortag an. So können wir die Nacht entspannt in der Nähe von Sion verbringen, entlang der Busstrecke, die uns am nächsten Morgen nach Arolla bringt. Diese frühe Anreise gibt uns nicht nur einen stressfreien Start in die Wanderung, sondern auch die Möglichkeit, uns bereits auf etwa 1000 Metern an die Höhe zu gewöhnen.
Unsere Unterkunft für die Nacht ist das kleine, charmante und äußerst preiswerte B&B Les Biolley in Vex – ein idealer Ausgangspunkt für die Tour. Am Morgen überrascht uns die herzliche Besitzerin mit einem besonderen Service: Sie fährt uns zur Postautohaltestelle und macht noch einen kurzen Halt bei einer Bäckerei, wo wir uns mit frischen Teilchen für das Frühstück eindecken.
Die anschließende Busfahrt nach Arolla lässt die Vorfreude auf die Wanderung steigen. Auf dem Weg durch das wildromantische Hérens-Tal passieren wir nicht nur die beeindruckenden Erdpyramiden von Euseigne, sondern fahren sogar direkt hindurch – ein eindrucksvolles Erlebnis. Nach etwa einer Stunde erreichen wir schließlich die Endhaltestelle in Arolla, bereit für unser Abenteuer in den Alpen.


Aufbruch in Arolla
Arolla, auf 2.008 Metern Höhe im Wallis gelegen, empfängt uns mit frischer Bergluft und einer beeindruckenden Kulisse. Eingebettet in die majestätische Landschaft der Walliser Alpen, strahlt der kleine Ort eine stille Erhabenheit aus und ist der ideale Ausgangspunkt für unser Abenteuer.
Heute herrscht hier eine angenehme Ruhe. Nur eine Handvoll weiterer Wanderer steigt mit uns aus dem Bus, doch kaum setzen wir unseren Weg fort, sind wir schon allein in der Weite der Bergwelt unterwegs. Wer möchte, könnte direkt in Arolla übernachten – die Auswahl an Unterkünften ist groß, und die Höhe von 2.000 Metern erleichtert die Akklimatisation. Für uns war das leider keine Option, da wir am Vorabend den letzten Bus nicht mehr erreicht hätten.


Der Aufstieg beginnt
Unser Weg führt uns zunächst durch dichte Arvenwälder, deren würziger Duft in der klaren Morgenluft liegt. Die gut markierten Pfade schlängeln sich sanft ansteigend durch die Landschaft, während wir die Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur in vollen Zügen genießen. Der Weg beginnt zunächst mit einer entspannten Steigung, so dass man sich erstmal ans Gewicht des Rucksacks und an die Höhe gewöhnen kann. Bereits nach 10 Minuten erreichen wir ein kleinen Zwischenstopp – eine Art Café mit umwerfendem Blick. Wer möchte, kann hier nochmal die letzte Pause einlegen, bevor der Anstieg zum Col de Riedmatten beginnt.
Der Weg führt anfänglich in zahlreichen Kehren den Berg hinauf und führt uns immer tiefer in de Bergwelt hinein. Der Wanderweg weist keinerlei Schwierigkeiten auf und belohnt bereits von Beginn weg mit umwerfenden Blicken auf die uns umgebende Gletscherwelt. Erstaunlich schnell erreichen wir auf 2741m eine kleine Abzweigung – ab hier führen 2 Wege den Berg hinauf. Früher führte der Weg links zum Pas de Chèvre hoch und auf der anderen Seite führten Treppen hinab. Mittlerweile ist dieser Weg gesperrt, jedoch die Sperrung am Wegweiser nicht angeschrieben. So haben wir immer wieder Wanderer gesehen, die diesen Weg gewählt haben, um dann oben festzustellen, dass sie hier nicht weiterkommen. Du musst daher den Weg zum Col de Riedmatten einschlagen, der in einem kleinen Bogen zum Pass hochführt.


Herausforderung Col de Riedmatten
Der Col de Riedmatten mit seinen 2.918 Metern ist die Schlüsselstelle der heutigen Etappe. Der Pfad hinauf ist etwas anspruchsvoll, aber immer breit genug, sodass wir den Aufstieg sicher meistern können. Der Name „Col de Riedmatten“ ist sicherlich denjenigen ein Begriff, die bereits von der Patrouille de Glacier gehört haben. Im Laufe der nächsten Tage werden wir immer wieder mit der PdG in Berührung kommen, da ein Teil der Strecke entlang unserer Route verläuft.


Atemberaubende Ausblicke
Oben angekommen, werden wir mit einem Panorama belohnt, das alle Anstrengungen vergessen lässt. Vor uns erstreckt sich die beeindruckende Gletscherwelt des Glacier de Cheilon, flankiert von den imposanten Gipfeln des Mont Blanc de Cheilon und der Pigne d’Arolla. Am Pass ist heute einiges los, da sich hier gerade eine grössere Wandergruppe mental auf den Abstieg vorbereitet. Da sie uns vorbeilassen, nutzen wir die Gunst der Stunde, um vor ihnen absteigen zu können. Zu Beginn führt ein kleiner Handlauf am Fels entlang, so dass man sich beim ersten steilen Stück noch gut festhalten kann. Danach verläuft der steile Abstieg in zahlreichen Kehren den Berg hinab. Hier gut aufpassen, damit du keinen Steinschlag auslöst. Mit der notwendigen Vorsicht und Ruhe ist dieser Abschnitt bei gutem Wetter und trockenen Verhältnissen sehr gut zu meistern.


Abstieg zur Cabane de Dix
Nachdem wir den Col de Riedmatten gemeistert haben, führt ein gelegentlich gesicherter schmaler Höhenweg am Hang entlang in Richtung Stausee. Wir gefinden uns hier in einer Art Steinwüste kombiniert mit einer Muränenlandschaft. Die auf 2928 Metern Höhe gelegene Cabane de Dix ist mittlerweile gut sichtbar, aber wir müssen einen kleinen Umweg laufen, um zu dieser zu gelangen. Als es die Treppen am Pas de Chèvre noch gab, führte der damalige Wanderweg direkt über den Gletscher und von dort hinauf zur Hütte. Mittlerweile ist der Gletscher so weit zurückgeschmolzen, dass nur noch ein sehr steiles Schuttfeld am Rand des Gletschers übriggeblieben ist, welches unpassierbar ist. In älteren Wanderführern findet man diese Route noch eingezeichnet. Immer wieder blicken wir hoch zur Cabane de Dix, die majestätisch auf einem Felssporn über dem Glacier de Cheilon thront.


Nachdem wir die Talsohle erreicht haben, suchen wir uns ein windgeschütztes, gemütliches Plätzchen, um unser mitgebrachtes Sandwich zu genießen. Während wir rasten, ziehen immer wieder Wanderer mit beeindruckend großen Rucksäcken und leichten Trailrunning-Schuhen an uns vorbei. Neugierig kommen wir mit einigen ins Gespräch und erfahren, dass sie auf der legendären Haute Route unterwegs sind – allerdings in entgegengesetzter Richtung. Bisher kannte ich diese Tour nur als anspruchsvolle Winterdurchquerung, doch offenbar gibt es auch eine Sommerroute.
In den kommenden Tagen werden uns immer wieder Wanderer begegnen, die dieser bekannten Strecke folgen. Umso mehr lohnt es sich, unsere viertägige Tour in Arolla zu beginnen – so wandert man weitgehend ungestört. Die Cabane de Dix liegt nicht direkt auf der Haute Route, weshalb es dort heute angenehm ruhig ist. Sobald wir von der Hauptroute abzweigen, verstummt das Stimmengewirr, und wir sind fast allein in der grandiosen Berglandschaft unterwegs.


Auf dem Weg zur Hütte entdecken wir sogar einige Edelweißblüten – ein seltener Anblick, der uns einmal mehr die Einzigartigkeit dieser Bergwelt vor Augen führt. Die heutige Etappe beeindruckt mit ihrer Vielfalt: Ständig wechseln die Perspektiven, und hinter jeder Biegung eröffnet sich eine neue, atemberaubende Szenerie.
Tipp: Wir haben auf diesem Abschnitt bewusst nicht die Originalroute gewählt, da diese einen zusätzlichen Abstecher in Richtung Stausee macht, der nicht unbedingt notwendig ist. Außerdem werden wir morgen ohnehin über den Moränenrücken wandern, sodass wir diesen Teil der Strecke nicht zweimal gehen wollten. Stattdessen kannst du am See direkt eine kleine Brücke nutzen, um die Bachseite zu wechseln und von dort aus zur Hütte aufzusteigen. Am besten hältst du nach entgegenkommenden Wanderern Ausschau – so lässt sich die Route leicht erkennen.


Ein kleiner, türkis schimmernder See, umgeben von sanft im Wind wiegendem Wollgras, bietet ein besonders malerisches Fotomotiv. Eine Bergfreundin hat diese flauschigen Pflanzen einst liebevoll „Flauschis“ genannt – ein Name, der mir im Gedächtnis bleibt und den ich spontan auf den See übertrage. In Gedanken taufe ich ihn auf den Namen „Flauschi-See“.


Gipfelgefühle kurz vor der Hütte
Nach dem letzten Aufstieg zur Hütte erreichen wir einen kleinen Pass. Wenn man dort links abzweigt und 2 Minuten aufsteigt, gelangt man zu einem markanten Gipfelkreuz, welches ein tolles Fotomotiv abgibt. Vom ersten Gipfelkreuz ist in der Ferne noch ein weiteres sichtbar. Da wir aber unsere Rucksäcke absetzen möchten, werden wir den 2. Gipfel heute nicht erklimmen, sondern direkt zur Hütte weiterlaufen.
Tipp: Der kleine Berg hinter der Hütte eignet sich perfekt für den Sonnenaufgang, so dass du ihn nicht unbedingt am ersten Tag besuchen musst. Meine Sonnenaufgangsfotos kannst du bei der Beschreibung der nächsten Etappe sehen.


Ankunft und herzlicher Empfang
In der Cabane de Dix werden wir vom Hüttenteam mit offenen Armen empfangen. Die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Hüttenwirte lassen uns sofort wie zu Hause fühlen. Nach dem Ablegen unserer Ausrüstung beziehen wir unser Zimmer und machen es uns auf der Hüttenterasse gemütlich.


Im Sommer hat es zudem eine kleine, sehr gemütliche Lounge, die sogar den Luxus eines kostenlosen Wlans bietet. So können wir uns die Wettervorhersage vom morgigen Tag anschauen und später abends auch windgeschützt ein wenig auf den Sitzkissen entspannen.

Bei unserer Ankunft verrät uns das Hüttenteam, dass sie neben einem Hot Tub auch eine Open-Air-Solardusche haben. Falls wir diese nutzen wollen, sollten wir dies am besten in den nächsten Minuten einplanen, da demnächst der Helikopter kommt und die Dusche perfekt vom Piloten eingesehen werden kann. Neugierig machen wir uns auf den Weg zur wohl coolsten Outdoor-Dusche, die wir je gesehen haben.


Zu unserer Freude ist das Wasser sogar richtig warm, so dass wir uns beide mit warmem Wasser abduschen können und währenddessen auf den Gletscher schauen. Wie cool ist das denn!


Später lassen wir uns das wohlverdiente Stück Kuchen zum selbstgemachten Eistee schmecken und erholen uns vom anstrengenden Aufstieg. Die Hütte ist auch im Inneren total gemütlich eingerichtet inklusive Klavier, mehreren Instrumenten und sogar Spielkonsolen. Man merkt, dass das Hüttenteam sich hier total wohl fühlt und sich den Aufenthalt hier oben so angenehm wie möglich gestalten möchte.


Da wir an einem Donnerstag unterwegs sind, ist nicht viel los in der Hütte. Wir treffen auf eine Wanderin, die bereits seit 4 Wochen auf dem Alpenpässeweg unterwegs ist und diesen bis zum Ende gehen möchte. Wow – was für ein cooles Projekt, wenn man das an einem Stück machen kann. Das Abendessen muss ich leider alleine zu mir nehmen, da es meiner Bergfreundin aufgrund der Höhe gar nicht gut geht. Von daher ist es sehr empfehlenswert, bereits am Vorabend hoch zu schlafen, um der Höhenkrankheit entgegenzuwirken, wenn man direkt aus tief gelegenen Städten wie Zürich anreist.


ECKDATEN
Dauer | 4:50 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 1211 Hm, ↘ 278 Hm |
Länge | 10 km |
Schwierigkeit | T3 (mittel) |
Lage | Kanton Wallis |
Genaue Route | Arolla – Col de Riedmatten – Cabane de Dix |
Tour durchgeführt im | September 2024 |
Geeignet für Kinder | Ab Teenageralter. Technisch ist nur der Col de Rietmatten anspruchsvoll, aber gut gesichert. |
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