Alta Via Vallemaggia: Etappe 2 Alpe Nimi bis Brione
Silvie Kommentare 0 Kommentare
T2
1073m
998m
05:05
Jun-Nov
10.1km
Die Tessiner Alpen faszinieren mit ihrer rauen Schönheit und Abgeschiedenheit. Die Wanderung von der Capanna Alpe Nimi über die Capanna Starlaresc hinab ins Tal nach Brione ist ein unvergesslicher Weg durch eine spektakuläre Berglandschaft – geprägt von steilen Anstiegen, aussichtsreichen Graten und einem idyllischen Abstieg ins Verzascatal.
Startpunkt: Capanna Alpe Nimi
Nach einer ruhigen Nacht in der gemütlichen Capanna Alpe Nimi auf 1718 Metern beginnt der Tag früh. Der Sonnenaufgang taucht die umliegenden Gipfel in goldenes Licht, und der Blick schweift über die grünen Täler, die noch im Nebel liegen. Die Berghütte, umgeben von saftigen Wiesen und schroffen Felsen, ist ein idealer Ausgangspunkt für Abenteuer in dieser einsamen Region.
Früh am morgen können wir beim Melken der Ziegen zuschauen. Wer möchte, kann auch selber mal Hand anlegen, aber wir überlassen das lieber den Profis. Es ist toll, so nah am Leben auf der Alp dabei sein zu dürfen!
Der Weg führt direkt hinter der Hütte steil den Berg hinauf, so dass an ein gemütliches Einlaufen nicht zu denken ist! Wir müssen erstmal ein paar Höhenmeter hinter uns bringen, die es wirklich in sich haben, bis wir den blau-weiss markierten Gratweg erreicht haben. Ab hier beginnt das anspruchvollste Teilstück der 2-Tages-Tour und dieser Weg sollte nur bei stabilen, trockenen Verhältnissen absolviert werden. Zwischendrin ist kein Abstieg möglich und dieser T4-Wanderweg sollte auch am besten bei guter Sicht gemacht werden, um den Tiefblick geniessen zu können.
Ein anspruchsvoller Grat und weite Ausblicke
Nach etwa einer Stunde erreicht man einen Grat, der die Grenze zwischen den südlichen Tessiner Tälern und den nördlichen Bergregionen markiert. Hier wird der Weg technischer: Schmal und teilweise ausgesetzt erfordert er Trittsicherheit und Konzentration. Doch die Mühe wird belohnt. Der Blick reicht bis zu den majestätischen Gipfeln der Walliser Alpen im Westen und tief hinab ins Verzascatal.
Da ich von leichter Höhenangst betroffen bin, war ich mir im Vorfeld nicht sicher, ob ich diesen T4-Abschnitt (mental) schaffen würde. Ich würde nie alleine auf eine solche Tour gehen, aber zu zweit traue ich mir das eher zu. So kann mir im Falle eines Falles meine Begleitung die Hand reichen oder auch gut zureden. Bei diesem Weg war dies aber gar nicht nötig. Der Grat ist zwar immer wieder ausgesetzt und es geht steil bergab, aber die heiklen Stellen sind mit Seilen gesichert oder teilweise sogar kleinen Kletterpassagen.
So vergeht die Zeit unglaublich schnell und wir geniessen diesen doch sehr speziellen Weg. Nur die tiefhängenden Wolken machen uns etwas Sorgen. Glücklicherweise können wir aber immer ausreichend auf dem Grat sehen (vor allem die zahlreichen Markierungen).
Je weiter wir kommen, umso spannender wird der Weg. Leichte Kletterpassagen wechseln sich mit kettengesicherten Wegstücken ab und an einigen Abschnitten sind Steine aufgeschichtet, damit man hinauf- oder hinabsteigen kann.
Der Weg ist wirklich in einem hervorragenden Zustand und sehr gut in Schuss. An den richtigen Stellen sind Hilfsmittel angebracht, so dass man sich immer sehr sicher fühlt!
Für Anfänger ist der Weg jedoch nicht geeignet, aber wer vorher bereits einen T3-Wanderweg erfolgreich absolviert hat, könnte sich diese Wanderung vornehmen, um man einen blau-weissen T4 Wanderweg auszuprobieren.
So geht es mal rechts, mal links vom Grat lang und nach ungefähr 1 Stunde erreichen wir das Ende des Grats und die Abzweigung zur Capanna Staralesc. Wer auf der Alta Via Vallemaggia bleibt, kann entweder in dieser Hütte übernachten oder ein kurzes Stück weiter zum Hüttendorf Rifugio Alpe Masnee (beides Selbstversorgerhütten).
Ankunft an der Capanna Starlaresc
Nach etwa 2,5 Stunden erreicht man die Capanna Starlaresc auf 1870 Metern Höhe. Diese Hütte, etwas kleiner und rustikaler als die Capanna Alpe Nimi, strahlt eine besondere Gemütlichkeit aus. Sie thront auf einem Plateau an einem kleinen See, von dem aus man eine fantastische Aussicht über das gesamte Verzascatal genießt.
Hier bietet sich eine längere Pause an. Die Sonne steht nun hoch am Himmel, und die wärmenden Strahlen laden dazu ein, sich auf einer der Bänke vor der Hütte niederzulassen. Ein kräftiges Mittagessen aus dem Rucksack – Brot, Käse und vielleicht eine Tessiner Salami – schmeckt hier oben besonders gut.
Die Selbstversorgerhütte ist sehr gut ausgestattet, so dass man hier gemütlich übernachten kann. Es gibt zahlreiche Schlafmöglichkeiten und eine Kochgelegenheit. Wagemutige können in den See springen. Der Bergsee Lago del Starlaresc da Sciof ist das Zuhause eines sehr seltenen Kammmolchs, der Forscher aus der ganzen Welt anlockt.
Diese neotenischen Bergmolche behalten die Merkmale ihrer Jugendphase, wie Kiemen, auch im Erwachsenenalter bei. Dadurch sind sie in der Lage, selbst im Winter unter dem Eis aktiv zu bleiben. Ich machte mich auf die Suche nach diesen außergewöhnlichen Amphibien, kann jedoch lediglich Molche ohne die charakteristischen Kiemen entdecken.
Der lange Abstieg ins Verzascatal
Frisch gestärkt geht es an den Abstieg. Wir probieren mehrere Varianten, da wir den technisch einfachsten Weg ins Tal gehen wollen. Dieser ist jedoch noch komplett von Schnee bedeckt, so dass wir uns für den blau-weiss markierten direkten Weg bergab entscheiden. Der Weg führt ab hier steil berg und der Untergrund verlangt wieder volle Konzentration. Besonders in den schattigen Waldabschnitten können Steine und Wurzeln rutschig sein.
Der Pfad führt über mehrere Serpentinen hinab in immer grünere Gefilde. Zwischendrin sind sehr spannende Treppenkonstruktionen zu beobachten. Da das Wetter demnächst umschlagen soll und starker Regen & Gewitter vorhergesagt sind, sehen wir zu, dass wir hier schnell absteigen, um an diesem Abschnitt nicht im Regen laufen zu müssen.
Ein kleiner Bach verläuft die ganze Zeit ganz in der Nähe unseres Wanderwegs, bis wir ihn am Ende überqueren und er sich als grosser Wasserfall neben dem Wanderweg ergiesst. Die Landschaft ist auch hier im Abstieg wunderschön und so ganz anders als zuvor am Grat.
Der Abstieg ist mit T3 klassifiziert und birgt eigentlich keine grösseren Schwierigkeiten. Es müssen immer wieder Treppenkonstruktionen überwunden werden und ab und zu verläuft ein Handseil entlang des Wegs. Sonst aber liegt die Schwierigkeit des Wegs an den vielen Höhenmetern im Abstieg und einigen rutschigen Abschnitten.
Der Abstieg zieht sich ziemlich in die Länge und wir sind froh, als es nicht mehr bergab geht und wir eine kleine Ansammlung von Häusern im typischen Tessiner Baustil erreichen. Diese werden als Ferienwohnung vermietet und sind umgeben von einer herrlichen Bergwelt. In Brione angekommen hoffen wir auf eine Erfrischung aus dem Supermarkt, der heute aber geschlossen ist. So lassen wir uns in der Nähe der Bushaltestelle an einem idyllischen Picknickplatz nieder und füllen unsere Flaschen am herrlich sprudelnden Brunnen mit kaltem Wasser.
ECKDATEN
Dauer | 4:35 Stunden |
Höhenunterschied | ↗ 634m ↘ 1615m |
Länge | 8.9 km |
Schwierigkeit | T4 |
Lage | Kanton Tessin |
Genaue Route | Capanna Alpe Nimi – Cima di Nimi – Capanna Starlaresc |
Tour durchgeführt im | Juni 2024 |
Geeignet für Kinder | Mit trittsicheren Teenagern geeignet. Technisch anspruchsvoll. Sehr langer Abstieg. |
Hier geht es zur Beschreibung der ersten Etappe entlang der Alta Via Vallemaggia von Cimetta zur Capanna Alpe Nimi.