Der perfekte Einstieg in unsere 4-tägige Wanderung auf dem Parc Ela Trek. Nach einer unvergesslichen Fahrt mit dem Postauto geht es direkt los in die Graubündner Bergwelt des Julierpasses. Bereits nach kurzer Zeit ist man fernab jeglicher Zivilisation und hat das Gefühl, in den Dolomiten gelandet zu sein! Wir wandern auf einem ehemaligen Ozeanboden und erreichen bald nach einem kleinen Abstecher das erste Highlight der Tour – das Felsentor im Val d’Agnel. Nach dem Himmelstor erreichen wir bald die Fuorcla digl Leget mit dem gleichnamigen türkisschimmernden Bergsee. Nach einem steilen Abstieg über die Alp Natons gelangen wir zur Moorebene Alp Flix mit dem Berggasthaus Piz Platta, in welchem wir übernachten werden.
Für den Start unserer Wanderung reisen wir von Chur mit dem Postauto zum Julierpass an. Die rund 2-stündige Fahrt ist herrlich, da der Chauffeur uns ausgiebig über die Geschichte der Route informiert, auf Sehenswürdigkeiten hinweist und nebenbei noch ein zusätzliches Postauto organisiert, da die Strecke von Chur nach St. Moritz extrem beliebt ist. Eine Dokumentation aus dem Jahr 2023 hat sicherlich dazu beigetragen und ist sehr empfehlenswert. Einen besseren Start kann man sich bei dieser 4-Tages-Tour gar nicht wünschen! Während ich die Gegend zu Beginn der Fahrt noch sehr gut kenne (Lenzerheide und Tiefencastel), fährt der Bus danach an Ortschaften vorbei, die ich nur vom Hörensagen kenne. Besonders der türkisblaue Marmorera-See ist atemberaubend schön und ist auf meiner Bucket-Liste gelandet.
Nachdem wir an der Haltestelle Julierpass, Veduta das Postauto verlassen haben, geht es am Ospizio La Veduta los. Wer eine weitere Anreise für diese Mehrtageswanderung hat, kann hier auch am Vorabend übernachten und bereits ein wenig die Gegend erkunden. Der Weg führt entlang tiefer Furchen im Fels. Diese dienten vor 2000 Jahren als Transportweg für einachsige, römische Karren, um Waren über den Julierpass zu transportieren. Der Weg läuft entlang eines kleinen Baches und bald schon überqueren wir diesen nach einem kurzen steilen Aufstieg. Wir erreichen eine riesige Hochebene – der perfekte Platz für unsere Mittagspause. So packen wir die mitgebrachten Sandwiches aus und geniessen die Stille der Bergwelt.
Von hier folgen wir dem Wegweiser zur Fuorcla digl Leget und zweigen bei einem unscheinbaren Wanderweg rechts ab, um zum Felsentor zu gelangen. Dieses haben wir bereits von unten gesehen, was bei der Wegfindung unheimlich hilft! Wir wundern uns ein wenig, dass es hier keinen Wegweiser gibt – schau dir daher unbedingt vorher auf der Karte an, wo das Felsentor zu finden ist.
Das Felsentor im Val d’Angel ist ein beeindruckendes Naturphänomen in den Schweizer Alpen. Es handelt sich um einen markanten Felsbogen, der sich majestätisch in die Landschaft einfügt und ein beliebtes Ziel für Wanderer ist. Der Durchbruch im Felsen bietet einen wirklich unglaublichen Ausblick auf die umliegenden Berggipfel und das Tal.
Das Felsentor ist durch natürliche Erosionsprozesse entstanden, die über Jahrtausende hinweg wirkten. Zunächst wurde der Fels durch geologische Aktivitäten, wie tektonische Bewegungen und die Aufschiebung der Alpen, in Schichten angehoben und gefaltet. Anschließend begannen Wind, Wasser und Eis, den Fels allmählich zu erodieren. Durch den kontinuierlichen Abtrag von weicherem Gestein, während härtere Gesteinsschichten bestehen blieben, bildete sich schließlich der markante Felsbogen. Dieser Prozess der Erosion, unterstützt durch das wechselhafte alpine Klima, hat das Felsentor zu dem eindrucksvollen Naturdenkmal geformt, das es heute ist.
Ausserdem hat jemand ganz in der Nähe einen kunstvoll gestalteten Kreis aus Steinen gelegt – es sieht so aus, als ob hier jemand viel Zeit hatte. Vom Felsentor steigen wir leicht zum Wanderweg ab und folgen diesem, bis wir die Fuorcla digl Leget und den gleichnamigen See erreicht haben. Wer möchte, könnte hier eine Badepause einlegen oder auch nur die Füsse reinhalten. Von hier sind es noch ca. 1 bis 1,5h bis zum Berggasthaus, so dass du genügend Zeit für weitere Pausen hast.
Es folgt ein Abstieg durch ein steiles Felsencoloir und später über die Alp Natons. Immer wieder bleiben wir an wunderschönen Bergblumen stehen, die auch Ende August noch prächtig blühen und passieren einen kleinen Tümpel voller Kaulquappen.
Die friedlich weidenden Kühe interessieren sich gar nicht für uns und bald schon öffnet sich der Blick in Richtung Alp Flix. Ich kenne die Alp bereits von einem Besuch vor ca. 20 Jahren, als ich zu einer Hochzeit hier weilte. Obwohl die Erinnerungen mittlerweile verblasst sind, kommen sie mehr und mehr hoch und spätestens als wir vor dem Berghaus Piz Platta stehen, kann ich mich an alles wieder erinnern. So schaue ich mir erstmal das Innere an und entdecke das schwarze Klavier, welches bereits damals im Essensraum stand.
Nur die Umgebung des Berggasthauses sieht aktuell etwas verändert aus, da es im Juni einen Murgang gab, als sich ein Gletschersee leerte und damit die ganze Ebene überschwemmte. Es ist eindrücklich zu sehen, welche Naturgewalten hier herrschen und dadurch die Landschaft verändern.
Wer möchte, kann sich auf der grosszügigen Terrasse niederlassen und einen der feinen, selbstgemachten Kuchen probieren. Oder aber wie wir erstmal das Zimmer begutachten, welches uns ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. In unserem Zimmer gibt es eine wunderschöne kleine Sitzecke mit Blick auf die Alp Flix- eine kleine Überraschung und ein toller Rückzugsort.
Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang zur Moorebene, bis wir zur Kapelle Son Roc gelangen. In dieser wurde damals die Trauung unserer Freunde vorgenommen und Erinnerungen kommen hoch. Die Kapelle ist ein wahrer Kraftort und übt eine grosse Anziehungskraft aus.
Bei Sonnenuntergang laufen wir zurück zur Unterkunft und erklimmen noch den kleinen Hügel hinter dem Gasthaus. Von hier sind die Ausmasse der Überschwemmung gut zu sehen und die Wirtsleute sind froh, dass ihr Haus verschont wurde.
Beim Abendessen werden wir mit einem unglaublich feinen, 4-Gänge-Menü überrascht. Dieses hatten wir gar nicht erwartet und wir freuen uns, als der Koch persönlich an den Tisch kommt, um die einzelnen Gänge vorzustellen. Allein schon die Beschreibung der einzelnen Gerichte lässt einen das Wasser im Mund zusammenlaufen. So befinden wir uns in unserem eigenen Wander- und Kulinarikparadies und kommen aus dem Geniessen gar nicht mehr heraus.
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Offenlegung: Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Graubünden Ferien und Tourismus Savognin Bivio Albula. Dennoch bleiben meine persönlichen Meinungen, Ansichten und Ratschläge unverändert, da der Tourismusverband keine Einflussnahme auf die Berichterstattung ausgeübt hat.